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Stahlkocher erhöhen Druck auf die Konzernspitze

Die Gespräche zwischen der Konzernführung von Thyssen-Krupp und dem Betriebsrat über die Stahlfusion mit Tata kommen nicht richtig voran. Die Beschäftigte bereiten nun neue Proteste vor.

Ende September durfte sich Heinrich Hiesinger wie ein strahlender Sieger führen: Endlich, nach fast zweijährigen Verhandlungen waren Thyssen-Krupp und der indische Tata-Konzern übereingekommen, ihre Stahlsparten zusammenzuführen und daraus eine neue Nummer zwei in Europa zu formen. Die anhaltenden Proteste seiner Belegschaft gegen eine solche Fusion glaubte der Thyssen-Krupp-Chef über eine eigens einberufene Arbeitsgruppe ausräumen zu können. Angeführt vom Personalvorstand des Konzerns Oliver Burkhard und dem stellvertretenden Aufsichtsratschef und IG-Metall-Sekretär Markus Grolms sollte dort über die finanziellen und organisatorischen Details des Deals gesprochen und über eine mögliche Absicherung von Jobs und Standorten verhandelt werden.

Doch nach drei Runden in dem paritätisch besetzten Gremium ist auf der Arbeitnehmerseite tiefe Ernüchterung eingekehrt. „Man hat sich um alles gekümmert, nur nicht um die Menschen in diesem Deal“, sagte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in NRW und Mitglied des Gremiums, dem Handelsblatt.

Am heutigen Dienstag stellte die IG Metall den rund 27.000 Stahlbeschäftigten des Konzerns auf eigens einberufenen Betriebsversammlungen einen Forderungskatalog von zehn Punkten vor. „Wir fordern eine ausreichende Ausstattung des Unternehmens mit Barmitteln“, heißt es unter anderem darin. Oder: „Wir fordern Klarheit über das künftige Produktionsnetzwerk.“

Die Mitarbeitervertreter verlangen mehr Informationen über die Fusionspläne und vor allem über die Schuldenlast, die das neue Unternehmen übernehmen soll. Auch die Abführung möglicher Gewinne ist ein Reizthema. Außerdem lehnen die Betriebsräte die geplante Verlegung des Sitzes der neuen Gesellschaft in die Niederlande strikt ab. Dadurch werde die Mitbestimmung beeinträchtigt, heißt es.

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Personalvorstand Oliver Burkhard sieht den Forderungskatalog als weiteren Schritt in den laufenden Gesprächen: „Wir nehmen die Forderungen der Arbeitnehmervertreter sehr ernst“, sagte er. „Sie schaffen eine Basis für Verhandlungen in der gemeinsamen Arbeitsgruppe.“

Hiesinger hatte bereits Ende September angekündigt, dass im Zuge der Fusion allein bei Thyssen-Krupp rund 2000 Stellen gestrichen werden sollen. Die Beschäftigten fürchten allerdings, dass dies erst der Anfang ist. Auch bezweifeln sie angesichts der hohen Verschuldung beider Konzerne die finanzielle Tragfähigkeit eines neuformierten Stahlgiganten. „Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat tragen Verantwortung unter anderem auch für das Finanzkonzept“, sagte Giesler. „Es geht darum, ob es wirklich belastbar ist und auch ein Krisenszenario aushält.“

Da es nicht wirklich voran geht in den Gesprächen, droht der Zeitplan Hiesingers ins Wanken zu geraten. Schon Anfang 2018 sollen nach seinen Vorstellungen die Gespräche mit den Belegschaftsvertretern beendet sein, um den Deal mit Tata endgültig und rechtzeitig vor der Ende Januar tagenden Hauptversammlung des Konzerns zu besiegeln. Ob das so klappt, ist mittlerweile fraglich: Eine solide Überprüfung des Deals gehe vor Schnelligkeit, kündigte Giesler schon mal an.

Um den Druck auf die Gegenseite zu erhöhen, bereiten die Stahlkocher neue Proteste vor. Am 23. November und damit parallel zur Bilanzpressekonferenz wird es eine große Demonstration bei der Stahl-Tochter in Andernach in Rheinland-Pfalz geben. Rund 7000 Beschäftigte wollen dort noch einmal ihrem Unmut über das Verhalten des Managements Luft machen.

KONTEXT

Die größten Stahlproduzenten in Deutschland

ESF Elbestahlwerke Feralpi

Der Stahlproduzent aus dem sächsischen Riesa wurde 1992 gegründet und produziert unter anderem Stranggussknüppel, Betonstabstahl und Walzdraht. 2016 produzierte Feralpi eine Million Tonnen Stahl.

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl

Lech Stahlwerke

1970 wurde das Stahlwerk im bayrischen Meitingen gegründet. Das Unternehmen hat sich auf Betonstahl spezialisiert. Lech produzierte 2016 1,2 Millionen Tonnen Stahl.

Georgsmarienhütte

1,3 Millionen Tonnen Stahl produzierte das Stahlwerk 2016. Georgsmarienhütte wurde 1856 in der gleichnamigen Stadt in Osnabrück gegründet. Das Unternehmen produziert Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl.

Riva

Der italienische Stahlkonzern hat mehrere Werke in Deutschland. 1954 wurde das Unternehmen von den Brüdern Emilio und Adriano Riva in Mailand gegründet. 2016 produzierte Riva in Deutschland 1,8 Millionen Tonnen Stahl.

Dillinger Hütte

Das Hüttenwerk (Anlage zur Erzeug von Stahl und Eisen aus Erzen) mit Sitz im saarländischen Dillingen produzierte 2016 2,2 Millionen Tonnen Stahl. Das Unternehmen wurde bereits 1685 gegründet.

Badische Stahlwerke

Der Stahlhersteller wurde 1955 im baden-württembergischen Kehl gegründet und produziert hauptsächlich für die Bauindustrie. 2016 konnte das Unternehmen 2,4 Millionen Tonnen Stahl produzieren.

Saarstahl

1989 wurde der Stahlproduzent im saarländischen Völklingen gegründet. 2016 produzierte er 2,5 Millionen Tonnen Stahl.

Salzgitter

Die Wurzeln der 1998 im niedersächsischen Salzgitter gegründeten Salzgitter AG gehen ins Jahr 1858 zurück. Rund sieben Millionen Tonnen Stahl produzierte das Unternehmen 2016.

Arcelor-Mittal

Der Konzern ging 2007 aus der Fusion der niederländischen Mittal und Arcelor aus Luxemburg hervor. Der Konzern hat mehrere Standorte in Deutschland und produzierte 2016 hierzulande 7,8 Millionen Tonnen Stahl.

Thyssen-Krupp

1999 wurden die Ruhrgebietskonzerne Krupp-Hoesch und Thyssen zusammengelegt. Deutschlandweit ist das Unternehmen mit Sitz in Essen der größte Stahlproduzent. Allein 2016 fertigte er 12,1 Millionen Tonnen Stahl.