Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 1 Stunde 8 Minute
  • Nikkei 225

    37.997,29
    +368,81 (+0,98%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.052,01
    +102,12 (+0,17%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.388,80
    +6,23 (+0,45%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Diese Frau soll den Tesla-Gründer bändigen

Das Rätselraten um Elon Musks Nachfolge im Verwaltungsrat von Tesla ist beendet: Der kalifornische E-Autobauer gab in der Nacht zu Donnerstag bekannt, dass Robyn Denholm Vorsitzende des Verwaltungsrats werden soll. Mitglied in dem Gremium ist sie bereits seit 2014.

Das Angebot für den neuen Posten bei Tesla kam jedoch eigentlich ungelegen. Robyn Denholm ist erst vor einem Monat zur Finanzchefin des australischen Telekomunternehmens Telstra aufgestiegen. Dort sollte sie sicherstellen, dass eine groß angelegte Restrukturierung gelingt, bei der ein Viertel der 32 000 Mitarbeiter gehen müssen.

Doch die Managerin hat ihre Karrierepläne kurzerhand geändert und bereits ihre Kündigung eingereicht. Denn Denholm ist ab sofort neue Aufsichtsratschefin von Tesla. Bis ihre sechs-monatige Kündigungsfrist abläuft, wird sie beide Jobs gleichzeitig machen und sich danach ganz auf Tesla konzentrieren, teilte der Elektroautobauer am Donnerstag mit.

Zuvor war sie für Unternehmen wie Juniper Networks und Sun Microsystems tätig. Bei Toyota hat sie zudem Erfahrungen in der Autoindustrie gesammelt.

WERBUNG

„Ich glaube an dieses Unternehmen, an seine Mission und freue mich, Elon und dem Tesla-Team zu helfen, nachhaltiges Wachstum und den langfristigen Unternehmenswert für Aktionäre zu steigern“, zitiert Tesla seine designierte Verwaltungsratschefin. Musk werde Denholm jede nötige Unterstützung zukommen lassen, die sie als Chefin des Verwaltungsrats benötige, schreibt der Konzern auf seiner Homepage.

Denholm, Australierin mit amerikanischem Pass, muss als Verwaltungsratschefin ein schwieriger Spagat gelingen: Einerseits muss sie sicherstellen, dass sich Musk an Regeln und Gesetze hält, um Aktionäre nicht zu gefährden. Andererseits darf Musk nicht zu sehr zu einem klassischen CEO werden. Der Elektroautobauer hat gerade davon profitiert, dass er unkonventioneller, ambitionierter und risikofreudiger ist als die alteingesessenen Autokonzerne.

Tesla hat noch nie einen Jahresgewinn abgeliefert, doch die Aktionäre glauben an Musks Fähigkeiten. Das Unternehmen aus Kalifornien ist an der Börse mehr wert als General Motors.

Er freue ich ebenfalls, noch enger mit Robyn zusammenzuarbeiten, wird Musk auf der Unternehmenshomepage zitiert. Als Mitglied des Verwaltungsrats habe Denholm bereits in den vergangenen vier Jahren geholfen, Tesla profitabel zu machen.

Der Wechsel an der Spitze von Tesla ist die Folge einer Auseinandersetzung zwischen dem Unternehmen und der US-Börsenaufsicht SEC über eine Reihe von Musks Tweets. Anfang August hatte der Firmengründer getwittert, er wolle Tesla von der Börse nehmen – was zu einem raschen Anstieg des Aktienpreises geführt wurde. Später nahm Musk die Ankündigung allerdings zurück, und der Aktienpreis fiel. Einige Investoren fühlten sich getäuscht.

Die US-Börsenaufsicht strafte Tesla ab: Im Rahmen eines Vergleichs musste das Unternehmen eine Strafe in Höhe von 20 Millionen US-Dollar zahlen. Teil des Deals war zudem, dass Musk für drei Jahre den Verwaltungsratsvorsitz im Unternehmen abgibt.

Ursprünglich wollten die Aufseher den Milliardär auch vom CEO-Posten verbannen, doch Musk lehnte ab. Stattdessen erklärte er sich bereit, seine Doppelfunktion als Verwaltungsratsvorsitzender und CEO aufzugeben.

Die Investoren scheinen die Nachricht von Denholms Verpflichtung positiv aufzunehmen. Die Tesla-Aktie stieg nach er Bekanntgabe um etwa 2,1 Prozent auf etwa 348,2 US-Dollar. Seit Musks verhängnisvollen Tweets war das Papier des Autobauers zwischenzeitlich um mehr als 25 Prozent eingebrochen.

Jedoch stieg das Wertpapier erneut, nachdem das Unternehmen seinen größten Quartalsgewinn in der Unternehmensgeschichte gemeldet hatte. Im dritten Quartal 2018 erzielte Tesla einen Umsatz von rund 6,8 ​​Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 312 Millionen US-Dollar.

Der E-Autobauer lieferte im dritten Quartal 83.500 Tesla-Wagen aus und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Der kalifornische Elektroautohersteller hat in den USA im September und Oktober bereits mehr Neuwagen verkauft als Audi, die Premiumtochter des Volkwagen-Konzerns. Während Tesla in im September und Oktober jeweils mehr als 21.500 Pkw in den USA absetzte, konnte Audi zuletzt lediglich 16.000 Neuwagen in Amerika ausliefern.

Probleme gibt es allerdings noch immer mit der Produktion der Tesla-Model-3-Limousinen. Der Konzern kann die hohe Nachfrage nicht bedienen. Und bisher ist es Tesla nicht gelungen, die Produktion zu beschleunigen.

Denholm muss nun beweisen, dass sie ein konstruktives Verhältnis mit Musk aufbauen kann. Die Reaktionen auf ihre Berufung fielen gemischt aus. „Sie hat Elons Respekt, engagiert sich ohnehin schon für das Unternehmen, gehört aber nicht zu seinen engen Freunden“, lobte ein langjähriger Tesla-Investor. Andere dagegen kritisierten, dass sie aus Musks innerem Zirkel komme und ihm daher keine Steine in den Weg legen werde.

Unklar ist vor allem, ob sie seine umstrittenen Twitter-Aktivitäten unterbinden kann. Der Tesla-Chef war selbst nach der Klage der Börsenaufsicht mit provokanten Tweets angeeckt, bei dem er auch die SEC direkt angriff und bei den Investoren für neuen Unmut sorgte.

Klar ist, dass künftig nicht nur Musk im Rampenlicht stehen wird, sondern auch Denholm. Sie ist nun seine Aufpasserin.