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Spediteure warnen vor Brexit-Chaos – EU soll Grenzkontrollen verzögern

Am Ärmelkanal stauen sich schon jetzt die Lastwagen. Britische Politiker und Verbände fordern von der EU eine langsame Einführung der Grenzkontrollen.

Schon zwei Wochen vor dem Brexit geht auf den Autobahnen vor den Fährhäfen Dover und Calais nichts mehr. Die Lastwagen stehen Stoßstange an Stoßstange, so weit das Auge reicht. „Wir sehen 40-Kilometer-Staus“, sagt Richard Burnett von der Road Haulage Association, dem britischen Speditionsverband.

Der Grund: Vor dem britischen Ausstieg aus dem Binnenmarkt am 31. Dezember stocken die Unternehmen in Großbritannien und Irland ihre Lager auf. Das Transportvolumen ist um ein Vielfaches höher als sonst in dieser Jahreszeit. Zugleich fahren aufgrund der Corona-Pandemie weniger Fähren. So ist der Stillstand garantiert.

Burnett fürchtet, dass es im Januar noch schlimmer wird, wenn die EU jeden ankommenden Lastwagen kontrolliert. „Weder die EU noch Großbritannien sind ausreichend vorbereitet“, sagt er.

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Britische Wirtschaftsverbände fordern daher die Europäer auf, die Grenzkontrollen nach und nach über einen Zeitraum von sechs Monaten einzuführen. „Normalerweise dauert es einige Monate, bis sich neue Prozesse eingefahren haben“, erklärt Burnett.

„Die EU sollte ihre Regeln in der Zeit aussetzen.“ So macht es auch die britische Regierung von Premier Boris Johnson, weil ihre Infrastruktur noch nicht bereit ist.

Brexit-Ausschuss fordert Übergangsfrist

Auch der Brexit-Ausschuss des britischen Parlaments bittet die EU um eine Gnadenfrist. Die Europäer sollten die neuen Importregeln schrittweise einführen, „damit Unternehmen mehr Zeit haben, sich an die Ergebnisse dieser verspäteten Verhandlungen anzupassen“, heißt es in einem am Samstag veröffentlichten Bericht zu den Brexit-Vorbereitungen.

„Wir sind besorgt über den allgemeinen Stand der Vorbereitungen“, schreiben die Abgeordneten. Konkret nennen sie einen Mangel an Zollexperten auf britischer Seite und die Verzögerung bei den IT-Systemen für die Grenzabfertigung. „Wir sind besorgt, dass es nicht genug Zeit gibt, um zu testen, wie gut die Systeme zusammenarbeiten.“

Die EU besteht bislang darauf, sämtliche Binnenmarkt- und Zollkontrollen vom ersten Tag an durchzuführen. Neben Pass- und Zollkontrollen fallen zusätzliche Checks für Gefahrengüter und Lebensmittel an.

EU-Spediteure machen 85 Prozent des Verkehrs aus

Da das Freihandelsabkommen nun, wenn überhaupt, erst wenige Tage vor dem Stichtag beschlossen wird, ergibt sich aus britischer Sicht eine neue Lage. Eine Übergangsperiode von sechs Monaten wäre gerechtfertigt, meint Tony Danker, Chef des Industrieverbands CBI. „Mutige Schritte sind nötig, um die Störungen zu minimieren.“

Da europäische Spediteure 85 Prozent des Lastwagenverkehrs von und nach Großbritannien bestreiten, müsste die EU aus Burnetts Sicht an einem reibungslosen Ablauf interessiert sein. 34 Prozent der Firmen seien aus Polen, 16 Prozent aus Spanien, sagt er. „Sie sind am stärksten von den Staus betroffen.“

Viele Firmen in der EU warten ab, wie sich die Lage an der Grenze entwickelt. Man fahre erst mal nicht nach Großbritannien, heißt es bei der Umzugsfirma Max Jacobi in Kiel. Zwar nehme man Aufträge an, diese würden aber im Zweifel vom englischen Partner abgewickelt.

Deutsche Großspeditionen fahren im Januar

Gerade kleinere Firmen mit wenigen Lastwagen würden sich fragen, ob sie das Risiko eingehen wollen, dass ihre Fahrer tagelang auf der Insel feststecken, sagt Niels Beuck vom Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV). Die großen Konzerne seien aber auf alle Szenarien vorbereitet und würden auch im Januar fahren.

Der Verband spricht keine Empfehlung aus, wie Spediteure sich verhalten sollten. „Das wissen die Unternehmen am besten“, sagt Beuck. Die Branche sei viel zu heterogen, um eine Pauschalaussage zu treffen. „Jedenfalls sieht sie dem Tag nicht mit Angst entgegen.“

Beuck geht davon aus, dass es zwei, drei Wochen lang Schwierigkeiten gibt. Probleme mit den IT-Systemen erwartet er nicht. Für die großen Speditionsfirmen sei es Routine, Zollerklärungen für Drittländer auszufüllen. Sie hätten jeweils ein paar Hundert zusätzliche Zollexperten eingestellt.

Am härtesten treffen die Verzögerungen die Lebensmittelbranche und die Just-in-time-Produktion in der Industrie. Europäische Hersteller würden zögern, verderbliche Ware an britische Supermärkte zu schicken, wenn sie dann im Stau vergammele, sagt Burnett. Wegen Lieferengpässen haben die Autobauer Honda und Jaguar Landrover bereits zeitweise ihre Produktion in Großbritannien stoppen müssen.

Burnett will keine Prognose abgeben, wie lange es die Megastaus geben wird. Dazu gebe es zu viele Variablen, sagt er. Für den Februar will er jedenfalls noch keine Entwarnung geben.