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Sparkassen verlangen Gebühren fürs Geldabheben

Einige Sparkassen haben nach einer Untersuchung das kostenlose Geldabheben am Automaten eingeschränkt. Bei rund 40 der knapp 400 Institute fallen je nach Kontomodell Gebühren von bis zu einem Euro an, hat das Internet-Finanzportal biallo.de erhoben.

Die Sparkasse Erding-Dorfen bei München etwa bietet mehrere Kontomodelle. Beim günstigsten dürfen Kunden laut der Erhebung pro Monat nur zweimal am Schalter und viermal am Automaten kostenlos Geld abheben. Jede weitere Verfügung kostet 0,29 Cent. Die Sparkasse Wittgenstein verlangt demnach sogar einen Euro ab der sechsten Abhebung, die Sparkasse Rottal-Inn nimmt 50 Cent ab der dritten Abhebung im Monat. 20 Sparkassen haben laut der Erhebung die Gebührenfreiheit komplett abgeschafft, sowohl am eigenen Automaten wie im Sparkassen-Verbund. Dazu zählen etwa die Sparkassen in Grebenstein und Bad Sachsa: Abhebungen kosten hier 50 Cent.

Hintergrund der neuen Gebühren könnte die Ertragsschwäche vieler Sparkassen sein. Viele Institute – vor allem in Westdeutschland – sind durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter Druck. Der Präsident des Sparkassenverbands, Georg Fahrenschon, hatte die EZB im Handelsblatt-Interview zuletzt scharf kritisiert: „Die aktuelle Geldpolitik der EZB führt zu einer Umverteilung von unten nach oben. Heute können nur Anleger mit einer hohen Risikotragfähigkeit positive Nettorenditen erwirtschaften – oder solche mit wenig Verantwortung. Das bedeutet: Kapitalmarktjongleure profitieren, normale Sparer verlieren.“

Gebühren fürs Geldabheben hatte Fahrenschon im vergangenen Herbst gegenüber der „Bild“-Zeitung noch ausgeschlossen: „Wir bieten unseren Kunden in Deutschland das dichteste Netz von Geschäftsstellen, Beratern und Geldautomaten. Dafür muss nicht gesondert bezahlt werden. Abhebungen an unseren Geldautomaten sind für Sparkassenkunden kostenlos – und das wird auch so bleiben.“

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Wie die neue Erhebung zeigt, sind einzelne Sparkassen aus diesem Konsens ausgeschert. Verbraucherschützer kritisieren den Schritt und befürchten, dass weitere Sparkassen Gebühren fürs Geldabheben einführen könnten. Kunden sollten in Erwägung ziehen, ihre Bank nach einer Gebührenerhöhung zu wechseln, so der Rat. Die Sparkassen-Finanzgruppe hält ungefähr 25.000 Geldautomaten vor. In den meisten Fällen fallen für eigene und fremde Sparkassen-Kunden beim Abheben nach wie vor keine Gebühren an.


„Diese Gruppe müssen wir besonders schützen“

Dabei sind die Gebühren am Automaten nicht der einzige Geldbringer, den manche Sparkassen nun entdecken, um ihre Finanzpolster aufzubessern. Immer mehr Sparkassen erheben inzwischen sogenannte Verwahrentgelte – also Strafzinsen für Guthaben. Bisher treffen diese in den meisten Fällen nur Firmen- und sehr vermögende Privatkunden mit mehr als 500.000 Euro auf dem Konto. Doch die Befürchtungen wachsen, dass, je länger die Niedrigzinsphase anhält, am Ende auch Privatkunden davon betroffen sind.

Im Handelsblatt-Interview sprach sich Sparkassen-Präsident Fahrenschon noch dagegen aus: „Kein Entscheider bei uns will wirklich Verwahrentgelte. Die gehören eigentlich in den Giftschrank. Unsere Aufgabe ist es, bei der Verwaltung und beim Aufbau des Vermögens zu helfen. Die Sparkassen strengen sich deshalb Tag für Tag sehr an, Verwahrentgelte zu vermeiden. Das hat uns 2016 einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag gekostet.“ Würden die Sparkassen im breiten Privatkundengeschäft Negativzinsen einführen, würde das Vertrauen in die Sparkassen und in das Wirtschaftssystem auf eine harte Probe gestellt, so Fahrenschon weiter. „Deshalb stemmen wir uns dagegen. Jeder muss aber wissen, dass dies nicht auf alle Zeit betriebswirtschaftlich möglich sein wird.“

Die Sparkassen haben laut ihrem Präsidenten auch eine soziale Aufgabe: „Sehr viele unserer Kunden haben am Ende des Monats keinen Euro mehr übrig. Die ganz große Mehrheit unserer Kunden hat kein Vermögen von 100.000 Euro. Diese Gruppe müssen wir besonders schützen.“

Womit sich jedoch der Kreis schließt – und das Problem der neuen Abhebegebühren deutlich wird: Denn diese werden ja nur bei den günstigsten Konten erhoben. Und die wiederum werden meist nicht von den vermögenden Kunden genutzt – sondern von jenen, die ganz besonders aufs Geld schauen müssen.

KONTEXT

Die profitabelsten und unprofitabelsten Sparkassen-Regionen 2016

Sparkassen-Verbände

Die mehr als 400 Sparkassen in Deutschland sind in 12 regionalen Verbänden organisiert. Eine viel beachtete Messgröße für die Profitabilität der Sparkassen ist das Betriebsergebnis vor Ergebnis im Verhältnis zur Bilanzsumme. Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe hat über die erwarteten Gewinne im Jahr 2016 diverser Verbände informiert.

Platz 1

Ostdeutscher Sparkassenverband

Bilanzsumme 2015:112 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:1,04 Prozent (Vorjahr: 1,15 Prozent)

Quelle: SVWL, OSV

Platz 2

Sparkassenverband Westfalen-Lippe

Bilanzsumme der Mitglieder 30.6.2016:126 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,95 Prozent (Vorjahr: 1,08 Prozent)

Quelle: SVWL

Platz 3

Sparkassenverband Schleswig-Holstein

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:37,6 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,88 Prozent (2014: 0,89 Prozent)

Quelle: SVWL, SGVSH

Platz 4

Sparkassenverband Baden-Württemberg

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:178,6 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,84 Prozent (2015: 0,97 Prozent)

Quelle: SVWL, SVBW

Platz 5

Bayerischer Sparkassenverband

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:193 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,82 Prozent (2015: 0,95 Prozent)

Quelle: SVWL, SVB

Platz 11

Rheinischer Sparkassen- und Giroverband

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:154 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,69 Prozent

Quelle: SVWL, SVB

Platz 12

Hanseatischer Sparkassen- und Giroverband

Bilanzsumme der Mitglieder 2015:54 Milliarden Euro

Erwartetes Betriebsergebnis 2016 gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme:0,65 Prozent

Quelle: SVWL, DSGV

KONTEXT

Ausschüttende und ausschüttungsfähige Sparkassen

Gesamt

Insgesamt: 418 SparkassenAusschüttungsfähig: 398davon schütten tatsächlich aus: 140 Sparkassen

(Quelle: Deutsche Bundesbank - k.A. für Berlin, Bremen, Hamburg)

Baden-Württemberg

Insgesamt: 53Ausschüttungsfähige Sparkassen: 37Ausschüttende Sparkassen: 1

Bayern

Insgesamt: 72 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 71Ausschüttende Sparkassen: 16

Brandenburg

Insgesamt: 11Ausschüttungsfähige Sparkassen: 11Ausschüttende Sparkassen: 3

Hessen

Insgesamt: 34 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 34*Ausschüttende Sparkassen: 14

Mecklenburg-Vorpommern

Insgesamt: 10Ausschüttungsfähige Sparkassen: 9Ausschüttende Sparkassen: 3

Niedersachsen

Insgesamt: 44 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 44* Ausschüttende Sparkassen: 13

Nordrhein-Westfalen

Insgesamt: 106 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 106*Ausschüttende Sparkassen: 45

Rheinland-Pfalz

Insgesamt: 26 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 24Ausschüttende Sparkassen: 13

Saarland

Insgesamt: 7 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 7Ausschüttende Sparkassen: 6

Sachsen

Insgesamt: 12 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 12Ausschüttende Sparkassen: 12

Sachsen-Anhalt

Insgesamt: 13 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 13Ausschüttende Sparkassen: 3

Schleswig-Holstein

Insgesamt: 14 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 14*Ausschüttende Sparkassen: 3

Thüringen

Insgesamt: 16 Ausschüttungsfähige Sparkassen: 16*Ausschüttende Sparkassen: 8

*) Keine Ausschüttungsanforderungen 2012. Um die Anonymität der Institute sicherzustellen, wurden keine Angaben zur Ausschüttungsfähigkeit der Sparkassen in den Bundesländern Bremen und Hamburg gemacht. Dort sind nur sehr wenige Institute tätig. Keine Angaben zu Berlin, weil für die Berliner Sparkasse keine Daten auf Einzelinstitutsbasis verfügbar sind.