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Sorgen-Charts und wo sind alle die Bären?: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jan-Patrick Barnert über Warnsignale im Aktienmarkt. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Überhitzung im Winter

Für Aktien geht es dieser Tage gefühlt nur nach oben. Während die Luft immer dünner wird, fragt sich so mancher Wall-Street-Stratege, wo eigentlich all die Bären hin sind. Unterdessen gibt es noch ein paar Punkte, die man bei all der Euphorie nicht aus den Augen verlieren sollte.

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Vorerst scheint der Treibstoff, der die Rally in Form von massiven Käufen sogenannter “systemischer Investoren” wie Trendfolger etc. befeuert hat, aufgebraucht zu sein und die Momentum-Indikatoren zeigen für fast alle wichtigen Börsenindizes kurzfristig eine deutliche Überhitzung an.

Etwas absurde Formen nimmt auch die Vorfreude auf baldige Zinssenkungen an. Die Zinsmärkte preisen inzwischen erste Leitzinssenkungen der EZB in knapp drei Monaten ein. Möglich, aber auch mit großem Enttäuschungspotenzial, sollte es nicht dazu kommen. Die Volatilitäten zwischen Anleihen und Aktien laufen bereits auseinander, eine noch größere Divergenz zeigt sich sogar zwischen Aktien und Makroindikatoren. Klar ist, dass sich die bullische Stimmung bei Aktien nicht unbedingt in gleichem Maße in anderen Anlageklassen wiederfindet.

Goldman Sachs Managing Director Scott Rubner riet daher diese Woche, dass es zu diesem Zeitpunkt durchaus Sinn ergibt, ein wenig Absicherung nach unten im Portfolio zu haben. Die gute Nachricht: Die Nachfrage nach Put-Optionen ist so gering, dass diese zu vorweihnachtlichen Schnäppchenpreisen zu haben sind.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, und Boris Groendahl: Ampel haushaltet mit ihren Kräften, ‘(noch) nicht bilanziell erfasst’, Schweizer Taschenmesser aus Kopenhagen, schwierige Gespräche, und Raketenbewertung.

Ampel haushaltet mit ihren Kräften

Nachdem die Ampelkoalition zur gestrigen Kabinettssitzung keine Lösung für die slebstverschuldete Haushaltskrise präsentieren konnte und auch der Rest des Tages ergebnislos verstrich, soll nun morgen eine endgültige Einigung über das Finanztableau 2024 erzielt werden. Am Nachmittag sollen der Kanzler, sein Vize und der Kassenwart zusammenkommen, ist zu hören. Wenn das Patt nicht bald aufgelöst wird, droht für die ersten Monate des neuen Jahres eine vorläufige Haushaltsführung. Wegen des Karlsruhe-Urteils sieht Finanzminister Lindner für das nächste Jahr eine Lücke von 17 Milliarden Euro. Vielleicht lässt sich ja an der Konjunkturkomponente schrauben, die in der Schuldenbremsen-Mechanik mehr Kreditaufnahme ermöglicht, wenn die Wirtschaft — ob unverschuldet oder nicht — schlecht läuft. Schließlich ist die Industrieproduktion im Oktober den fünften Monat in Folge eingebrochen, besonders stark bei Investitionsgütern. Dies unterstreiche “die Abwärtsrisiken für unsere Prognose eines marginalen, aber positiven BIP-Wachstums im vierten Quartal”, heißt es dazu von den BI-Ökonomen. Fragt sich, wie lange die EZB angesichts der trüben Konjunkturaussichten dem Druck der Märkte widerstehen kann, die Geldpolitik binnen Monaten schon wieder zu lockern. In den Fokus rücken nun die nächste Woche anstehenden neuen Stabsprognosen.

‘(noch) nicht bilanziell erfasst’

Der Insolvenzantrag der Signa Holding gibt einen gewissen Einblick in die verwirrenden Strukturen des Immobilien- und Einzelhandelsimperiums von René Benko. Dabei wirft er mindestens ebenso viele Fragen auf, wie er beantwortet. Die 75-seitige Unterlage enthält unter anderem eine vorläufige Liste von Gläubigern, zu denen Banken und acht Sparkassen wie die Stadtsparkasse Düsseldorf ebenso gehören wie der Staatsfonds Saudi-Arabiens, Charterfirmen für Privatjets und Helikopter, Restaurants in Wien und Pensionen im pittoresken Bergdorf Alpbach. Auch die Berliner Anwaltskanzlei Schertz Bergmann, die Signa in Streitigkeiten mit Medien vertreten hat, hat offenbar noch Rechnungen offen. Wichtige Fragen bleiben aber völlig unklar, zum Beispiel ein ominöser Posten “weitere, (noch) nicht bilanziell erfasste Verbindlichkeiten”, der ein Drittel dieser Verbindlichkeiten ausmacht und zu dem keinerlei weitere Angaben gemacht werden. Wiener Insolvenzanwälte dürften sich in den kommenden Jahren wenig Sorgen um ihr Geschäft machen müssen. Kaum verwunderlich, dass sich die deutschen Banken auf mehr Risikovorsorge für Immobilien einstellen müssen. BayernLB-Vorstand Gero Bergmann weist aber auch darauf hin, dass aktuell kein guter Zeitpunkt sei, um Sicherheiten zu verwerten.

Schweizer Taschenmesser aus Kopenhagen

Das Diabetesmedikament Ozempic des dänischen Herstellers Novo Nordisk ist bekanntermaßen ein Multitalent mit disruptiver Wirkung. Nachdem in einer Studie zur Wirksamkeit gegen Nierenversagen überraschend früh Erfolge eintraten und damit Zweifel an der Notwendigkeit von Dialyse, waren die Aktien von Dialyseanbietern wie Fresenius Medical Care abgeschmiert. Es zeigt sich, dass das Schwesterpräparat Wegovy nicht nur zur Gewichtsreduzierung taugt, sondern auch Alkoholikern helfen kann, die von ihrer Sucht wegkommen wollen. Denn der Wirkstoff ahmt ein Darmhormon nach, das in das Belohnungssystem des Gehirns eingreift, wie es etwa beim Genuss eines Glases Wein der Fall ist. In Tierversuchen hat sich gezeigt, dass dadurch der Konsum von Alkohol, Kokain, Amphetaminen und Nikotin reduziert werden kann. Das Problem: Im Gegensatz zum Markt für Medikamente gegen Fettleibigkeit und Diabetes, der laut J.P. Morgan bis 2032 auf über 140 Milliarden Dollar anwachsen wird, sind Präparate gegen Alkoholismus “keine großen Geldbringer”, wie Professor Christian Hendershot von der UNC School of Medicine in North Carolina sagt. Während das kommerzielle Potenzial unklar ist, gibt es viele rechtliche Fallstricke bei der Behandlung von Alkoholismus — und daher wenig Forschungsinteresse.

Schwierige Gespräche

Beim ersten persönlichen Treffen der politischen Spitzen von EU und China seit vier Jahren drängte Präsident Xi Jinping auf mehr Vertrauen und Kooperation, während EU-Kommissionchefin Ursula von der Leyen unterstrich, gegenüber dem wichtigsten Handelspartner bestünden “klare Ungleichgewichte”, die es anzugehen gelte. Dem Vernehmen nach wollte die Delegation aus Brüssel auch auf stärkeres Engagement Pekings bei den Bemühungen drängen, den Sanktionen gegen Russland Geltung zu verschaffen. Hier werde jedoch nicht mit greifbaren Ergebnissen gerechnet, hieß es. Russlands Präsident Wladimir Putin wurde gestern geradezu herzlich von Saudi-Arabiens Kronprinzen empfangen. In den USA indessen blockierten die Republikaner neue Ukraine-Hilfen. Laut dem Kiel-Institut für Weltwirtschaft ist die neu zugesagte Unterstützung der Alliierten Kiews im Jahresvergleich fast 90% gesunken. In Hinblick auf die europäischen Bestrebungen, Risiken in der Lieferkette abzubauen, warnte Chinas Handelsministerium, die EU sollte aufhören, seine Untersuchungen für Protektionismus zu nutzen. Chinas Importe sind im November überraschend gesunken. Dies signalisiert, dass die Konjunkturdelle im Land noch nicht zu Ende ist.

Raketenbewertung

Geld mögen die meisten, aber das große Geld, das scheint sicher, mag Elon Musk. So ist nicht nur Tesla zu einem Autoriesen herangewachsen, der schon mal mehr als eine Billion Dollar wert war. Sein nebenbei geführtes Raketen-Startup SpaceX könnte von Anlegern, die Firmeninsidern Anteile abnehmen wollen, mit 175 Milliarden Dollar bewertet werden. Damit läge die Betreibergesellschaft des Weltraum-Internets Starlink und der Mehrfach-Nutzungsrakete Falcon gleichauf mit Nike und T-Mobile USA. Wie aus informierten Kreisen zu hören ist, liegt für ein Schnipselchen an der Firma eine Offerte über bis zu 750 Millionen Dollar auf dem Tisch. In der Arktis hat der Starlink-Satellitendienst gerade einen neunmonatigen Test beendet, der bei enormem Wind und großer Kälte verlässliche Kommunikation lieferte. Die US Air Force zeigte sich erfreut. Im All lässt sich Geld mit Bergbau verdienen, finden zumindest Manager von Unternehmen wie AstroForge Inc., das 2022 rund 13 Millionen Dollar eingesammelt hat, um zwei Missionen ins All zu starten. Lunar Outpost hat 12 Millionen für die Entwicklung von Mondrobotern erhalten.

Was sonst noch passiert ist:

  • Mehr Immo-Vorsorge

  • Kartoffel-Krise

  • EU-Regulierungseifer

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