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In der Sommerschwäche gefangen

Die Bilanzsaison läuft auf Hochtouren. Doch die Furcht der Anleger vor schrumpfenden Gewinnen wird dem Dax auch in der neuen Woche zu schaffen machen. Vor allem der Euro-Kurs verhindert steigende Kurse.

Die Quartalssaison ist für viele Anleger nicht so angelaufen wie erhofft. Einige Unternehmen wie Bayer und Deutsche Bank enttäuschten zuletzt mit ihren Zahlen. Hinzu kommt, dass der starke Euro den Ausblick auf die nächsten Monate belastet. Immer neue Negativschlagzeilen aus der Autoindustrie machen das eingetrübte Bild komplett. All das hat den Dax am Freitag zeitweise unter die Marke von 12.100 Punkte gedrückt und dürfte auch in der neuen Handelswoche zu Belastungen führen.

Vor allem der starke Euro stand in der abgelaufenen Woche im Fokus: Zeitweise stieg er in der abgelaufenen Woche auf ein Zweieinhalbjahreshoch von 1,776 Dollar – nachdem Ökonomen noch vor ein paar Monaten mit einem Austauschverhältnis von 1:1 bei den beiden Währungen gerechnet hatten. Devisen-Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank erwartet, dass die Gemeinschaftswährung noch ein gutes Stück weiter steigen kann.

Er betont allerdings, dass dies nicht an der „tollen Währung“ liege, sondern vor allem daran, dass der Dollar unter die Räder kommt: Die US-Notenbank Fed könne „den Markt nicht davon überzeugen, dass sie ihre jüngste Zinserhöhungsgeschwindigkeit beibehält“. Auch Claudia Windt von der Helaba hält eine dritte Zinserhöhung in diesem Jahr für unwahrscheinlich, da die Fed einen baldigen Einstieg in die Normalisierung ihrer Bilanzsumme angedeutet habe: „Die US-Notenbank wird wohl kaum einen weiteren Zinsschritt zusammen mit einem Abschmelzen der Bilanzsumme beschließen.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) und ihr Präsident Mario Draghi zeigten sich angesichts des gestiegenen Euro-Kurses zuletzt noch entspannt. Doch eine zu schnelle Euro-Aufwertung könnte die Inflation im Euro-Raum bremsen. Daher dürften Anleger die anstehenden Konjunkturdaten nun umso genauer unter die Lupe nehmen – bereits am Montag steht die Entwicklung der Verbraucherpreise in der Euro-Zone im Juli auf der Agenda.

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In Deutschland ist die Teuerung zuletzt überraschend um 1,7 Prozent gestiegen. Gleichwohl bleiben die Experten für die Euro-Zone zurückhaltend: „Die Inflationsrate im Euro-Raum dürfte im Juli ihren Abwärtstrend fortgesetzt haben, obwohl die Energiepreise im Vorjahresvergleich wieder stärker gestiegen sind. Wir erwarten einen Rückgang der Teuerungsrate auf 1,2 Prozent“, meint Commerzbank-Experte Christoph Balz. Die Kernteuerungsrate – also ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel – dürfte auf ein Prozent gesunken sein: „Dies wäre ein neuerlicher Dämpfer für die Inflationshoffnungen der EZB.“

Um weitere Hinweise auf das künftige Handeln der Fed zu bekommen, dürften die Anleger mit Interesse auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht blicken, der am kommenden Freitag erwartet wird. Bereits am Montag gibt es bereits die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP, am Dienstag folgen dann Informationen zu den US-Einkommen und den Ausgaben der Verbraucher.

Während in den Vereinigten Staaten nur noch wenige Schwergewichte wie Apple und Pfizer ihre Bücher öffnen und ansonsten vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe Quartalszahlen melden, steht die neue Handelswoche in Deutschland ganz im Zeichen der Berichtssaison. „Positive Impulse von den Unternehmen sind dringend notwendig, da die Erwartungshaltung des Marktes sehr hoch ist und die Kurse bereits viel vorweggenommen haben“, sagt DZ Bank-Analyst Michael Bissinger.

Am Dienstag öffnen unter anderem die Dax-Konzerne Fresenius und FMC sowie Heidelcement und Infineon die Bücher. Am Mittwoch folgen aus der ersten Börsenliga die Commerzbank, Deutsche Lufthansa und Vonovia. Eine wahre Bilanzflut rollt dann am Donnerstag auf die Anleger zu mit zahlreichen Dax-Werten wie Beiersdorf, BMW, Continental, Merck, Deutsche Telekom, ProSiebenSat1 und Siemens. Auch der Sportartikelhersteller Adidas, der bereits mit seinen vorläufigen Zahlen und einer Prognoseanhebung gepunktet hat, berichtet dann ausführlich.

Vor allem bei BMW dürften die Zahlen aber zweitrangig sein. Daimler und Volkswagen hatten bereits in der abgelaufenen Woche starke Quartalsberichte vorgelegt. Doch täglich neue Meldungen zu den aktuellen Kartellvorwürfen sowie der Dieselaffäre überschatteten diese, die Premium-Hersteller wurden mit Kursrückgängen abgestraft. „Die inzwischen sehr tiefen Bewertungen deuten darauf hin, dass das Risiko größerer Strafzahlungen bereits weitgehend eingepreist ist“, heißt es in einer Analyse der LBBW. „Dennoch dürfte das Risiko nachhaltiger Imageverluste sowie drohender Regulierungsmaßnahmen die Unternehmen noch eine Weile beschäftigen.“ Grundsätzlich bleibe der Dax weiterhin in seiner Sommerschwäche gefangen.

KONTEXT

Wie Deutsche ihr Vermögen verteilen - und welche Folgen dies hat

Wo steckt das viele Geld?

Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab, zugleich nagen die Niedrigzinsen an der Rendite von privaten Renten- und Lebensversicherungen. Dennoch liegt das Geld vor allem auf Girokonten, es steckt in Sparbüchern oder Lebensversicherung. Der größte Posten waren der Bundesbank zufolge Ende vergangenen Jahres Bargeld, Geld auf Girokonten oder Spareinlagen mit insgesamt 2.200 Milliarden Euro. Weitere 2.113 Milliarden Euro steckten in Versicherungen und Pensionseinrichtungen. 2016 hatten einer GfK-Umfrage zufolge 40 Prozent der Bundesbürger ihr Geld auf einem Sparbuch angelegt - wohlwissend, dass es sich um eine unattraktive Form der Geldanlage handelt.

Was ist mit Aktien?

Die meisten Menschen in Deutschland meiden Aktien nach wie vor. Die Zahl der Aktienbesitzer in Deutschland sank im vergangenen Jahr sogar wieder unter die Marke von neun Millionen. "Die Deutschen sind eben leider immer noch kein Volk der Anleger, sondern ein Volk der Sparer - daran hat selbst die anhaltende Niedrigzinsphase bis heute nichts ändern können", meint der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler.

Welche Folgen hat das?

Sparer verzichten nicht nur auf Gewinne durch steigende Börsenkurse, sondern auch auf Dividenden. Nach Berechnungen von Aktionärsvertretern schütten allein die 30 Börsenschwergewichte im Leitindex Dax in diesem Jahr die Rekordsumme von 31,6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus. Die Gewinnbeteiligung bei 640 untersuchten Aktiengesellschaften steigt im Vergleich zum Vorjahr um rund 9 Prozent auf die Bestmarke von insgesamt 46,3 Milliarden Euro.

Sind Aktien immer eine gute Wahl?

Nicht unbedingt. Zwar gelten die Anteilsscheine langfristig als lukrative Geldanlage. Wer beispielsweise Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, habe in diesem Zeitraum im Schnitt 7,8 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, rechnet das Deutsche Aktieninstitut (DAI) vor. Doch nicht jede Aktie zahlt sich aus - wie die DSW-Liste der 50 "größten Kapitalvernichter" zeigt. Wer dort investierte, musste herbe Kursverluste hinnehmen, "die durch die Dividendenzahlungen meist nicht ansatzweise kompensiert werden konnten", wie Tüngler erläutert.

Wie ist der Reichtum verteilt?

Darüber gibt die Analyse der Bundesbank keine Auskunft. Der aktuelle Armut- und Reichtumsbericht der Bundesregierung kommt aber zu dem Ergebnis, dass die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als die Hälfte des gesamten Netto-Vermögens besitzen. "Die untere Hälfte nur ein Prozent", erläuterte Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) jüngst. Von dem seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland profitieren danach vor allem die Reichen. "Die unteren 40 Prozent der Beschäftigten haben 2015 real weniger verdient als Mitte der 90er Jahre", so die Ministerin.