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Social Trading: „Gefährlicher Herdentrieb“

Social-Trading-Plattformen werden bei Anlegern immer beliebter. Doch die „Intelligenz der Massen“ birgt auch Risiken.

Immer mehr Privatanleger schließen sich Social-Trading-Plattformen wie Wikifolio oder United Signals an – Plattformen, auf denen professionelle Trader – oder solche, die sich dafür halten – ihre Künste anbieten. Anleger können in die Portfolios dieser Trader investieren und somit deren Strategien folgen. Die Idee zur Gründung der Plattform hatte Andreas Kern, Geschäftsführer von Wikifolio, nachdem er schlechte Erfahrungen mit einem Bankberater machte. Seit ihrer Gründung 2012 verzeichnete die Plattform ein Handelsvolumen von rund 5,8 Milliarden Euro. In den sogenannten Wikifolios sind Kern zufolge derzeit etwa 385 Millionen Euro angelegt. Dies sei ohne Vertriebsmannschaft erreicht worden. Der Erfolg beruhe auf der zentralen Funktion sozialer Medien: 96 Prozent der User würden die Plattform weiterempfehlen.

Das Prinzip von Plattformen wie Wikifolio funktioniert so: Basierend auf einem Punktesystem werden die besten bzw. erfolgreichsten Portfolios ganz oben auf der Homepage angezeigt. In die Bewertung fließen Kriterien wie die Handelsaktivität und der bisherige maximale Verlust des jeweiligen Traders mit ein. Der Anleger kann sich mit ein paar Klicks und verschiedenen Filtereinstellungen so seine Favoriten aussuchen.

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In Deutschland wollen derzeit einige neue Kapitalmarktgründungen Privatanleger und Profiinvestoren zusammenführen. Die Qurin Bank beispielsweise bietet mit Quirion ein digitales Angebot an. Wikifolio-Chef Kern zufolge hängt der Erfolg einer solchen Plattform in erster Linie mit der Transparenz der angebotenen Finanzdienstleistung zusammen. Das (Shenzhen: 002421.SZ - Nachrichten) habe eine Umfrage unter seinen Anlegern ergeben. Dahinter folgen Gebühren und die Wertentwicklung des eingesetzten Geldes. Die Transparenz ist aber auch den Tradern wichtig. Anleger können sich jeden Trade und jede Reaktion auf neue Marktinformationen anschauen. Die Hoffnung der Trader: Informationen werden schnell geteilt und somit weiterverbreitet.

So erzeugen Plattformen wie Wikifolio eine Gruppendynamik, meint Thomas Grüner, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fischer Investments. „In der Herde fühlt sich der Mensch am wohlsten: ‚Wenn es alle tun, kann es ja nicht falsch sein‘.“ Die letzten Krisen an den Finanzmärkten hätten jedoch gezeigt, wie gefährlich ein solcher Herdentrieb sein kann. „In unseren eigenen Umfragen können wir immer wieder deutlich sehen, dass der Marktkonsens – was die breite Masse denkt – in den seltensten Fällen Recht behält“, gibt Grüner zu bedenken. „Auf Dauer kann man den Markt nicht durch den schnellen Zugang zu gängigen Marktinformationen schlagen, sondern nur wenn man diese anders und richtig deutet als die Mehrheit der Anleger.“ Dafür seien enorme Ressourcen, langjährige Erfahrung und ein hohes Maß an Disziplin notwendig.

Dass Social-Trading-Plattformen für Privatanleger auf den ersten Blick durchaus interessant seien, bestreitet der Vermögensverwalter nicht: „Es wird mit niedrigen Kosten, hoher Transparenz und ständiger Verfügbarkeit geworben.“ Das Problem sieht er eher im Ansatz: „Egal ob Investmentfonds oder Wikifolio – die Privatanleger setzen immer auf die ‚Helden der Vergangenheit‘“, so Grüner. „Im Jahr 2000 – vor dem Platzen der Blase – waren es die Technologiefonds, die innerhalb kürzester Zeit ihr Volumen verhundertfacht haben und nach dem Crash 2008 waren es die defensiven Mischfonds, die glimpflich davongekommen sind.“ Wer danach einstieg, hatte von der guten Performance allerdings nicht mehr viel. „Die Intelligenz der Massen funktioniert an den Finanzmärkten nicht, der Herdentrieb ist für Investoren eine der größten Gefahren, wenn es um Geldanlagen geht“, warnt Grüner. „Eine nüchterne Finanzplanung ist im heutigen Niedrigzinsumfeld unabdingbar – und kann bis auf weiteres sicherlich nicht durch soziale Netzwerke ersetzt werden.“

Was aber bedeutet diese Entwicklung für etablierte Geldhäuser und Vermögensverwalter? „Folgen Sie Ihren Kunden“, rät Lars Merle, Geschäftsführer von Finanzen.net. Finanzdienstleistungen müssten dort angeboten werden, so sich Privatanleger am liebsten aufhalten und informieren: im Internet und auf dem Smartphone.

(PD)