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SNB macht die Märkte nervös: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Bastian Benrath über Geldpolitik beim Inflations-Musterschüler. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Zinsen runter oder nicht?

Die Schweizerische Nationalbank ist immer für eine Überraschung gut — siehe die Schock-Aufhebung des Franken-Mindestkurses 2015 und die Entscheidung im März, vor allen großen Zentralbanken den Leitzins zum ersten Mal zu senken. Doch wenn die Schweizer Währungshüter morgen in Zürich zusammenkommen, wird es sogar für ihre Verhältnisse besonders spannend. Denn es geht um die Frage, ob die SNB auf ihrem eingeschlagenen Pfad der geldpolitischen Lockerung bleibt oder angesichts zurückhaltender Botschaften von EZB und Fed doch lieber eine Pause einlegt.

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Dieses Szenario hält eine klitzekleine Mehrheit der von Bloomberg befragten Ökonomen für wahrscheinlicher. An den Devisenmärkten ist hingegen eine gut 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung eingepreist, was zeigt, wie sehr die Entscheidung auf Messers Schneide steht. Denn gleichzeitig ist auch die Volatilität im Frankenhandel so stark gestiegen, wie man es seit 2015 nicht mehr gesehen hat.

Die verbreitete Unsicherheit geht vor allem darauf zurück, dass man viele der aktuellen Daten aus der Schweizer Wirtschaft in beide Richtungen lesen kann. Die Inflation ist die letzten zwei Monate nicht gesunken — aber sie ist international gesehen mit 1,4% auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Wirtschaft wächst sehr zurückhaltend — aber von einer Rezession sind die Eidgenossen trotzdem weit entfernt.

Es gibt also einigen Raum für eine weitere SNB-Überraschung, wenn sie ihre Entscheidung morgen früh um 9:30 Uhr verkündet. Wir berichten in Echtzeit.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Von billig zu teuer, DZ Bank baut um, besser später, Kontrolle übernommen, und Lost Places.

Von billig zu teuer

Kaum zu glauben, aber wahr: Mit Nvidia ist nun ein Unternehmen, das lange nur als Zulieferer für Computer-Spezialinnereien wahrgenommen wurde, der wertvollste Konzern der Welt. Mit dem 3,5%-Kursplus vom Dienstag stieg die Marktkapitalisierung auf 3,34 Billionen Dollar. Die 3,32 Billionen von Microsoft reichen damit nur für Rang 2. Zum Vergleich: Dax-Primus SAP kommt auf 216 Milliarden Dollar, die Schweizer Nestle auf 281 Milliarden Dollar. Dank der Euphorie um Künstliche Intelligenz, die enorme Rechenkraft und darauf zugeschnittene Spezialchips erfordert, hat die Gesamtrendite von Nvidia seit dem Börsengang 1999, einschließlich reinvestierter Dividenden, inzwischen 591.078% erreicht. Um die Rekordrally aufrechtzuerhalten, müssten die Kunden weiterhin Milliarden von Dollar pro Quartal für KI-Ausrüstung ausgeben. Deren Kapitalrendite aber ist bisher relativ gering. Der Blick zurück ins Jahr 1999 (“SEC-Chef warnt vor Risiken von Online-Trading”) zeigt, dass der Wandel der Technik auch vor Branchenriesen wie AOL, MySpace und Nokia nicht Halt macht. Und auch auf ChatGPT folgten schnell andere Chatbots wie Claude, Llama und Grok. Bei KI-Chips indessen treten Entwickler wie Groq beim Rechentempo aufs Pedal — und drängen in den Markt.

DZ Bank baut um

Die DZ Bank hat in den vergangenen Monaten das Konzern-Treasury neu strukturiert. Und demnächst bekommt der Bereich mit Matthias Bergner auch einen neuen Chef. Er wechselt von der Standard Chartered Bank, so wie 2022 auch schon Souâd Benkredda, die im Vorstand der DZ Bank das Treasury verantwortet. Sie verbindet mit der vor kurzem intern verkündeten Personalie auch den Plan, die Refinanzierung des genossenschaftlichen Spitzeninstituts auf eine noch breitere Basis zu stellen — also beispielsweise mehr internationale Investoren als Käufer von DZ-Bank-Anleihen zu gewinnen, wie sie in einem Interview mit Bloomberg verriet. “Mit Matthias Bergner holen wir zusätzliche internationale Erfahrung in das Treasury”, sagte sie. In der Tat ist Bergner derzeit in der Finanzmetropole London tätig. Und seine vorherige berufliche Laufbahn bei der Deutschen Bank führte ihn unter anderem nach New York. Das dürfte ihm bei seinem neuen Job in der DZ Bank sicherlich nutzen.

Besser später

Die UBS drängt zusammen mit anderen Schweizer Banken die Regierung, die Umsetzung einer globalen Regulierung zu verschieben. Ursprünglich sollten in der EU die Eigenkapitalvorschriften für das Handelsgeschäft am 1. Januar in Kraft treten, während die USA und Großbritannien sechs Monate später folgen sollten. Doch die Unsicherheit darüber, wie und wann die USA die Regeln einführen werden, hat die EU veranlasst, die Einführung der neuen Standards um ein Jahr zu verschieben. Nun argumentiert die UBS laut Kreisen, dass sie ohne eine Verschiebung eine der wenigen globalen Großbanken wäre, die die Handelsregeln im Januar 2025 einführen müsste — in einem globalen Geschäft. In der Schweiz soll bis Ende Juli über die Sache entschieden werden. Die Schweizerische Bankiervereinigung würde das befürworten, da es “gleiche Wettbewerbsbedingungen” im Vergleich zur EU gewährleisten würde, so Markus Staub, Leiter Prudenzielle Regulierung bei der Lobbyorganisation. Die Finma ist dem Vernehmen nach weniger bereit, eine Verschiebung zu akzeptieren. Der UBS wird sie nach der Übernahme der Credit Suisse keine zusätzlichen Wettbewerbsbedingungen auferlegen, da der Deal keine Gefahr für das Funktionieren eines wettbewerbsfähigen Bankenmarktes darstelle.

Kontrolle übernommen

Der deutsche Familienkonzern Schoeller übernimmt die Kontrolle über eine Gesellschaft, der indirekt einige der Galeria-Warenhäuser des untergegangenen Signa-Konglomerats gehören. Damit sollen Verluste aus der Insolvenz der Immobiliengruppe ausgeglichen werden. Die Schoeller Group hat die Signa Prime Luxembourg S.à.r.l. durch Anteile übernommen, die als Sicherheit für einen Kredit verpfändet waren, der inzwischen ausgefallen ist. Der Schritt der Familie, der auch das Unternehmen Schoeller Allibert gehört, könnte möglicherweise Gelder abschöpfen, die zur Rückzahlung anderer Investoren des insolventen Unternehmens von René Benko verwendet werden könnten. Der luxemburgischen Gesellschaft gehören indirekt mindestens fünf Warenhäuser in Berlin, München, Hamburg und Stuttgart. Beschäftigte der Kaufhäuser — 83 gibt es noch insgesamt nach der Insolvenz — sollen nach dem Willen der Gewerkschaft Verdi “einen fairen Lohn, von dem sie leben können”, erhalten. Das Angebot von 8% über drei Jahre für die verbleibenden 12.000 Beschäftigten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 600 Euro ist Verdi zu wenig.

Lost Places

Während der Druck von Seiten der Leitzinsen tendenziell abnehmen sollte, entwickeln sich die strikteren Energieeffizienz-Regeln der Europäischen Union für den Gewerbeimmobilien-Sektor immer mehr zum Problem. Portfoliomanager halten mittlerweile mehr als 30% ihrer Objekte im Segment für unverkäuflich. “Dies sind Gebäude, die aufgrund ihrer schlechten Energie-Performance ihren Wert verloren haben”, heißt es in einem Bericht von Deepki. Der Spezialist für Energieeffizienz-Daten rechnet in den nächsten Jahren mit einer weiteren Verschärfung der Lage. Die Hälfte der befragten Fondsmanager habe angegeben, dass weitere 20% bis 40% ihrer Immobilienportfolios in den nächsten drei Jahren Gefahr laufen, unverkäuflich zu werden. “Wir sehen täglich Beispiele, dass Gebäude nur mit zusätzlichen Preisnachlässen verkauft werden können”, sagt Deepki-Chef Vincent Bryant. Zu seinen Klienten zählen Pensionsfonds und Versicherer ebenso wie Vermögensverwalter und Banken. Letztere signalisierten Kunden bereits, dass sie jährlich bis zu 15 Basispunkte höheren Zinsen entgegensehen, wenn sie sich Tools wie dem Carbon Risk Real Estate Monitor verweigern.

Was sonst noch passiert ist

  • Hafenarbeiter streiken

  • Spendierhosen-Rüge

  • Chemie-Exodus

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