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Snaps schwieriger Börsenstart: Evan Spiegel ist das neue Feindbild der Wall Street

Snap-Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy: Nach dem furiosen Börsendebüt folgt der Absturz
Snap-Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy: Nach dem furiosen Börsendebüt folgt der Absturz


Es sah zunächst so gut aus: Mit einem Kursplus von 44 Prozent war Snap Anfang März an der Wall Street furios gestartet. Doch spätestens mit Bekanntgabe der ersten Quartalszahlen steht der App-Anbieter mit dem Geisterlogo an der Wall Street unter Dauerdruck. Mit einem desaströsen Auftritt vor Analysten hat sich CEO Evan Spiegel den Zorn der Wall Street zugezogen. Ist Snap überhaupt börsenreif?

Das Urteil war die Höchststrafe: „Gibt es irgendwas in der Investmentwelt, das weniger investierbar ist als Snap?“ fragte Börsenbrief-Schreiber Dennis Gartman ironisch, nachdem die Snapchat-Mutter in der vergangenen Woche erstmals Quartalszahlen vorgelegt hatte und danach von der Wall Street schwer abgestraft wurde.

In der Spitze um 25 Prozent fielen die Anteilsscheine von Snap an nur einem Handelstag, nachdem das nicht einmal sechs Jahre alte Internet-Unternehmen sein Zahlenwerk präsentiert hatte, das nach jeder Lesart die Erwartungen der Analysten verfehlt hatte.

Schwächere Umsätze, horrende Verluste

Zwar zogen die Umsätze im ersten Quartal um 286 Prozent auf 150 Millionen Dollar an, die Wall Street hatte jedoch mit einem Erlöswachstum auf 159 Millionen Dollar gerechnet.

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Zum eigentlichen Schocker der Quartalsbilanz geriet jedoch die Verlustentwicklung: Vor allem wegen der Ausgabe von Aktienoptionen im Zuge des Börsengangs explodierte das Minus in den ersten 90 Tagen des Jahres auf 2,2 Milliarden Dollar. Auch der Vorsteuerverlust (Ebitda), bei dem Steuern, Zinsen und Abschreibungen nicht berücksichtigt werden, fiel mit 188 Millionen Dollar immer noch höher aus als die Umsätze.

Geringeres Nutzerwachstum: Instagram setzt Snapchat zu

Die Nutzerentwicklung enttäuschte die Wall Street zusätzlich: Lediglich sechs Millionen neue täglich aktive Mitglieder konnte die Messenger-App Snapchat in den ersten drei Monaten des Jahres hinzugewinnen – die Wall Street war zuvor jedoch von neun Million ausgegangen.

Immer mehr zeigt sich, dass die Facebook-Tochter Instagram, die im vergangenen August das von Snapchat bekannte Stories-Feature ausrollte, dem Anbieter der Geister-App erheblich zusetzt – Instagram konnte nämlich im gleichen Zeitraum 50 Millionen neue täglich aktive Nutzer hinzugewinnen und liegt mit insgesamt 200 Millionen Mitgliedern dieser Nutzergruppe, die Stories verwenden, deutlich vor Snapchat.

Evan Spiegel leistet sich arroganten Auftritt vor Analysten

Snap-Chef Evan Spiegel wollte trotzdem nichts von einer Bedrohung durch Facebook wissen – auf der Telefonkonferenz mit Analysten, die sich vergangene Woche an die Bekanntgabe der Quartalsbilanz anschloss, lachte Spiegel die Nachfrage einfach weg und legte dann mit einigen fragwürdigen Vergleichen nach.

„Man muss sich damit wohlfühlen und es genießen, dass einen andere kopieren, wenn man großartige Dinge produziert“, erklärte der 26-Jährige scheinbar entspannt. „Wir glauben, dass wir jeden dabei besser verstehen helfen, wie wertvoll die Kamera ist“, rezitierte Spiegel das Mission Statement („Snap Inc. ist ein Unternehmen, bei dem sich alles um die Kamera dreht.“) Bleibt nur die Frage, was Snap davon hat, wenn andere Internet-Unternehmen wie Facebook Snaps Pionierleistung schneller und wirkungsvoller kopieren.

CNBC-Starmoderator James Cramer zerlegt Spiegel

Entsprechend ließ das Echo der Wall Street nicht lange auf sich warten. Er ist „so arrogant“, wetterte Star-Börsenkommentator James Cramer am nächsten Tag bei CNBC über den Snap-CEO, um danach zu einer regelrechten Tirade anzusetzen.

„Evan Spiegel, hör mal gut zu“, redete sich Cramer in Rage. “Du kündigst Deinen Auftritt beim Conference Call nächstes Mal an. Danach lehnst Du Dich zurück und lässt Deinen Finanzchef reden. Und wenn Du Dich danach in den Call wieder einklinkst, dann sagst Du: ‘Schaut mal, ich habe meinen Job nicht gemacht, aber ich werde in Zukunft härter arbeiten'”, forderte Cramer von Spiegel mehr Demut.

„Snapchat ist das neue, sture, langsam wachsende Twitter“

Auch der unabhängige Tech-Analyst Ben Thompson reagierte kopfschüttelnd auf Spiegels Auftritt: „Er hat bisher nicht nachgewiesen, dass er ein CEO ist, weil es bisher kein Geschäft gibt, das einen CEO verdient (zumindest keines, das hätte an die Börse gehen sollen!)“, schrieb Thompson in seinem Newsletter Stratechery.

Für die Branchenpresse war Snaps desaströses Zahlenwerk unterdessen ebenfalls ein gefundenes Fressen: „Snapchat ist das neue, sture, langsam wachsende Twitter“, witzelte TechCrunch. Während der Finanzinformationsdienst Bloomberg mit beißendem Spott austeilte: „Es ist besser, Investoren zu enttäuschen, nachdem man das Geld eingesammelt hat“.

Vermögensverwalter BlackRock und Fidelity sind investiert

Schützenhilfe erhielt der angeschlagene Börsenneuling unterdessen von prominenter Investorenseite. Wie gestern bekannt wurde, sind mit Fidelity und BlackRock zwei absolute Schwergewichte der Investmentszene in die Anteilsscheine des Wall Street-Debütanten investiert.

Und sogar einige Analysten verteidigen den abgestürzten Internet-Überflieger. “Snap erinnert mich an das Apple in jungen Jahren”, schrieb Brian White von der Investmentbank Drexel Hamilton. Nach dem jüngsten Kurssturz stellten Snap-Aktien eine “exzellente Kaufgelegenheit” dar, erklärte Write am vergangenen Freitag.

Wilder Ritt an der Wall Street

Zumindest kurzfristig mag White damit recht gehabt haben: Gestern erholten sich die Anteilsscheine von Snap mit einem Plus von 8 Prozent teilweise.

Doch es bleibt ein wilder Ritt: Nachdem Snap-Aktien zu Kursen von 17 Dollar platziert worden waren, schossen die Notierungen am ersten Handelstag in der Spitze bis auf 29 Dollar empor, um dann nach den jüngsten Quartalszahlen wieder bis auf rund 18 Dollar abzustürzen. Bei nunmehr rund 20 Dollar stellt sich für Anleger die Frage, wohin der nächste Ausschlag geht…