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Furioses Wall Street-Debüt: Snap startet mit 44 Prozent Plus an der Börse

Mitgründer Bobby Murphy und Snapchat-CEO Evan Spiegel läuten zum Börsengang ihres Unternehmens die traditionelle Glocke an der New Yorker Börse.
Mitgründer Bobby Murphy und Snapchat-CEO Evan Spiegel läuten zum Börsengang ihres Unternehmens die traditionelle Glocke an der New Yorker Börse.

Das größte IPO eines Internet-Unternehmens seit Alibaba ist perfekt: Snap ist erfolgreich an der Wall Street gestartet. Der Mutterkonzern der beliebten Messenger-App platzierte seine Aktien zu 17 Dollar über den Erwartungen und konnte gleich spektakuläre Kursgewinne verbuchen. Am Ende des ersten Handelstages war Snap über 34 Milliarden Dollar wert.

Evan Spiegel hatte es bereits vor zwei Jahren angedeutet. „Natürlich müssen wir an die Börse gehen“, hatte der Snapchat-Chef im Frühjahr 2015 auf einer Tech-Konferenz durchblicken lassen.

Zwei Jahre später lässt Spiegel Taten folgen. Seit gestern wird der Mutterkonzern der beliebten Messenger-App Snapchat an der Wall Street unter dem Ticketsymbol SNAP geführt – und das höchst erfolgreich. Nachdem die Aktien zeichnungswilligen Anlegern im Vorfeld noch zu Kursen von 14 bis 16 Dollar angeboten worden waren, hob das in Los Angeles ansässige Internet-Unternehmen wegen der starken Nachfrage den Ausgabekurs nochmals um einen Dollar an und platzierte die Anteilsscheine zu 17 Dollar.

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Größter Internet-Börsengang seit dem Rekord-IPO von Alibaba im September 2014

Doch das war nur der Anfang des Runs auf das fünfeinhalb Jahre alte Internet-Unternehmen: Als die Aktie schließlich am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit an der New Yorker Traditionsbörse NYSE frei handelbar war, leuchteten als Erstnotiz Kurse von knapp 24 Dollar auf – in der Spitze zahlten Anleger gar über 26 Dollar. Fünf Stunden nach der Erstnotiz beendete Snap den ersten Handelstag bei einer Notierung von 24,48 Dollar.

Auf Basis des Schlusskurses war das Unternehmen mit der Stories-App bereits über 34 Milliarden Dollar wert: das ist mehr als das Dreifache von Social Media-Rivale Twitter und fast das Fünffache des Dax-Konzerns Deutsche Lufthansa! Snap erlöste durch das IPO frische Mittel in Höhe von 3,4 Milliarden Dollar und gelang damit der größte Börsengang eines Internet-Unternehmens seit dem Rekord-IPO von Alibaba im September 2014.

Noch höhere Verluste als Umsätze

Ob Snap die hohen Vorschusslorbeeren wert ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn das hoch gewettete Start-up aus Venice, Los Angeles, nach den Regeln der Wall Street spielen muss. Fundamental ist der Höhenflug in Dollar und Cent zumindest kaum nachzuvollziehen.

Auch Miranda Kerr, Freundin von CEO Evan Spiegel, tauchte an der New Yorker Börse auf - und knipste ein Selfie vom für Snapchat historischen Tag.
Auch Miranda Kerr, Freundin von CEO Evan Spiegel, tauchte an der New Yorker Börse auf – und knipste ein Selfie vom für Snapchat historischen Tag.

Im vergangenen Jahr konnte Snap seinen Umsatz um enorme 600 Prozent auf 405 Millionen Dollar steigern, doch das Minus vergrößerte sich weiter von 373 auf 514 Millionen Dollar. In anderen Worten: Aktuell verliert das US-Unternehmen mehr als es überhaupt umsetzte – nicht zuletzt aufgrund der teuren Cloud-Hosting-Verträge mit Google, die alleine 400 Millionen Dollar pro Jahr verschlingen.

Analysten sind für die Zukunft dennoch optimistisch: Bis Ende kommenden Jahres könnte Snap bereits knapp 2 Milliarden Dollar erlösen, schätzt Goldman Sachs. Schwarze Zahlen sollen aber Anfang des nächsten Jahrzehnts folgen.

Erinnerungen an das junge Facebook

Bereits jetzt erinnert Snaps Wachstumsgeschichte viele Investoren an das junge Facebook. Gemein ist beiden Erfolgsstorys die Gründung während des Studiums: Das von den Stanford-Studenten Evan Spiegel und Bobby Murphy (25) gegründete Start-up war zum Start 2011 eine Messenger-App, die wie in einem “Mission Impossible”-Film funktioniert: Fotos und Videos wurden mit Timer-Funktion versendet und zerstören sich selbst!

Das perfekte Sexting-Tool für anzügliche Fotos war geschaffen: Angeblich ein Drittel aller College-Studenten versendeten schon im ersten Jahr nach dem Launch anzügliche Selfies.

16 Snaps verschickt oder postet der Durchschnittsnutzer jeden Tag.

Seit den Gründungstagen hat Snapchat eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Mehr als 160 Millionen Nutzer snapchatten inzwischen täglich – nicht zuletzt, weil die Möglichkeiten, bestimmte Momente seines Lebens zu teilen, immer vielfältiger geworden sind. Snapchatter fügen kurze Augenblicke per Foto und Video zu einer Story zusammen, die üblicherweise einen Tag in chronologischer Reihenfolge erzählt: Die lückenlose Dokumentation des eigenen Lebens per Smartphone wird immer weiter perfektioniert. Enorme 16 Snaps verschickt oder postet der Durchschnittsnutzer jeden Tag.

Mit einem Nutzungsanteil von über 45 Prozent ist die App mit dem Geister-Logo vor allem in der Zielgruppe zwischen 18 und 24 Jahren beliebt – bei Teenagern ist Snapchat in den USA gar das meistgenutzte Social Network. Dass Snapchat aber kein kurzfristiges Teenager-Phänomen ist, haben Investoren spätestens seit der Einführung eines neuen Features namens ‚Discover’ erkannt, in dem Medien eine ganz neue Form des visuellen Storytellings für Millennials und Generation Z betreiben.

„Snap ist ein Kamera-Unternehmen“

Smartphone-gerechte Info-Häppchen für eine immer kürzere Aufmerksamkeitsspanne werden inzwischen von Medien-Unternehmen wie BuzzFeed, CNN, MTV, Mashable, National Geographic oder Vice angeboten – dazwischen Werbung platziert. Geld verdient Snapchat zusätzlich durch Geofilter und Linsen, die von Unternehmen zu Branding-Zwecken verwendet werden können.

Um in Zukunft von der Messenger-App mit Geister-Logo unabhängiger zu werden, drängt CEO Evan Spiegel inzwischen auch ins Hardware-Geschäft: Die Video-Sonnenbrille Spectacles ist seit einigen Wochen für 130 Dollar zu erwerben, und auch eine Produktion von Drohnen soll Spiegel erwägen. Mit „Snap ist ein Kamera-Unternehmen“, versuchte der Unternehmensgründer Evan Spiegel Snap zum Börsengang möglichst universell zu positionieren. Für Anleger zählt allerdings zunächst nur die Snapchat-Fantasie.