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Siemens Energy startet schwach an der Börse – Marktkapitalisierung 16 Milliarden Euro

Die Erstnotiz des neuen Schwergewichts enttäuscht. Für die Siemens-Aktionäre ergab sich dennoch ein Wertzuwachs im Depot. Mit weiteren Kursschwankungen ist zu rechnen.

Siemens-Energy-Chef Christian Bruch lächelte auf dem Parkett tapfer. Schwungvoll hatte er am Montagmorgen zum Börsendebüt die Glocke geläutet. Doch die Energietechnik-Tochter legte ein eher verhaltenes Debüt hin. Zum Handelsbeginn am Montag ging die neue Aktie von Siemens Energy mit einem Startkurs von 22,01 Euro in den Handel. Das entsprach einer Marktkapitalisierung von 16 Milliarden Euro.

Der Börsengang von Siemens Energy war eine der größten Konzernabspaltungen, die es in Deutschland je gegeben hat. „Mit dem Listing der Siemens Energy schließen wir einen wesentlichen Meilenstein der strukturellen Neuausrichtung von Siemens erfolgreich ab“, sagte der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser, der den Aufsichtsrat des neuen Unternehmens führt.

In der neuen Siemens Energy mit 91.000 Mitarbeitern und rund 29 Milliarden Euro Umsatz ist das traditionsreiche Energietechnik-Geschäft von Siemens gebündelt. Im Umfeld des Konzerns hatten einige auf eine spürbar höhere Bewertung zum Börsenstart gehofft.

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Analysten und Investoren hatten dem Unternehmen im Vorfeld im Schnitt einen Wert von mehr als 20 Milliarden zugebilligt. Schließlich ist allein die 67-Prozent-Beteiligung am Windtechnik-Spezialisten Siemens Gamesa rund zehn Milliarden Euro wert. Der Mutterkonzern selbst hatte das Energietechnik-Geschäft Ende März mit 17 Milliarden Euro in den Büchern stehen, kann also vorerst nicht auf den erhofften Buchgewinn hoffen.

Start der Siemens Energy-Aktie fällt verhalten aus

Am Montagvormittag sank der Kurs von Siemens Energy sogar zwischenzeitlich auf gut 19 Euro, stabilisierte sich dann aber - möglicherweise auch mit Hilfe der beteiligten Banken - um die 22 Euro. Da es sich nicht um einen klassischen Börsengang handelt, war vom Unternehmen im Vorfeld kein fester Ausgabepreis festgelegt worden. Es gab deshalb wenig Anhaltspunkte dafür, was die neue Aktie Investoren wert sein würde.

In Siemens-Kreisen wollte man den ersten Börsentag aber nicht als Enttäuschung werten. Wichtig sei, dass die Abspaltung insgesamt in schwierigem Umfeld gut über die Bühne gegangen sei. Für Siemens Energy gebe es nun Kurs-Potenzial nach oben.

Vor allem aber hat sich für die Siemens-Aktionäre die Abspaltung fürs erste schon jetzt gelohnt. Sie bekamen für zwei Siemens-Aktie einen Anteilsschein der neuen Siemens Energy AG automatisch ins Depot gebucht. Obwohl die Muttergesellschaft so die Mehrheit am Energiegeschäft abgab, lag die Siemens-Aktie zwischenzeitlich nur drei Prozent im Minus bei 109 Euro. Einschließlich der neuen Siemens-Energy-Aktien ergab sich für die Siemens-Aktionäre ein Wertzuwachs von zwischenzeitlich sieben Euro je Siemens-Anteilsschein.

Damit könnte der Plan von Siemens-Chef Kaeser aufgehen. Er wollte mit der Abspaltung des margenschwachen Energiegeschäfts vor allem eine Neubewertung der Siemens-Aktie, ein sogenannte Re-Rating, auslösen. Der neue, kleinere Siemens-Konzern ist nun noch stärker ein Digital- und Softwarekonzern - und wird bald an den Kapitalmärkten auch so bewertet werden, lautet Kaesers Kalkül. Einen „Energieschub“ für die Siemens-Aktie erwartet auch Jefferies-Analyst Simon Toennessen in nächster Zeit.

Siemens Energy-Aktienkurs - Banken steuern gegen

Siemens Energy-Chef Christian Bruch sprach vor dem traditionellen Läuten der Börsenglocke zu Beginn des Handels von einem Neuanfang. „Wir als Siemens Energy stehen nun als eigenständiges Unternehmen an der Startlinie“, sagte er in Frankfurt. Siemens-Finanzchef Ralf Thomas betonte, dass die Aktionäre jetzt die Möglichkeit hätten, die Risikoprofile von Siemens deutlicher zu unterscheiden und entsprechend zu investieren. An der Börse notiert ist bereits die Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers.


In Siemens-Kreisen rechnet man mindestens für zwei bis drei Wochen mit größeren Kursschwankungen. Erst dann werde der Kurs des neuen Unternehmens wirklich etwas über seinen Wert aussagen können. Die beteiligten Banken werden versuchen, mithilfe eines sogenannten Flowback-Managements die Ausschläge abzumildern.


Auch Börsenexperten gehen davon aus, dass der Handel mit der neuen Aktie in den ersten Tagen große Schwankungen bringen wird. Der Grund: Beispielsweise müssen Fonds, die den Dax abbilden, die Aktie abstoßen. Im deutschen Leitindex wird sie nämlich nur an diesem Montag für einen einzigen Tag notiert sein.


Siemens Energy-Aktie - 31 Dax-Titel am Montag

Siemens Energy reiht sich ein in die Riege deutscher Firmen, die in den vergangenen Tagen einen eher schweren Start an der Börse erleben. In der zurückliegenden Woche hatten der Wohnmobile-Hersteller Knaus Tabbert sowie der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt mit ihren Börsengängen den Sprung auf das Parkett gerade so geschafft.

Beide Firmen teilten ihre Aktien am unteren Ende der Preisspanne zu und konnten bei ihrem Debüt an der Frankfurter Börse nicht punkten. Hensoldt rutschte am Freitag, dem ersten Börsentag, ins Minus, und die Aktien von Knaus Tabbert gerieten bei ihrem Debüt an der Frankfurter Börse vergangene Woche ebenfalls in einen Abwärtssog.

Nach dem Energy-Börsengang ist Siemens direkt nur noch mit 35,1 Prozent beteiligt, die Anteile sollen aber binnen zwölf bis 18 Monaten „weiter deutlich reduziert“ werden. Weitere 9,9 Prozent bleiben beim Siemens-Pensionsfonds, der das Paket aber ebenfalls nach und nach auf den Markt bringen dürfte, um die Betriebsrenten der Belegschaft zu bezahlen.

Die Energy-Erstnotiz mischte zumindest am Montag schon den Dax auf. Für einen Tag zählt der Leitindex inklusive Siemens Energy 31 statt 30 Mitglieder. „Für uns ist das etwas Ungewöhnliches“, sagte Börsenchef Theodor Weimer in Frankfurt. „Ein Schelm“ sei, wer etwas mehr über diese Vergrößerung nachdenke, fügte er an. Denn die Börse prüft gerade ihre Regeln für die Indexaufnahme.

In den nächsten Tagen will der Arbeitskreis Aktienindizes zusammenkommen, um über eine Reform des Dax sowie der Nebenwerteindizes MDax, TecDax sowie SDax zu beraten.

Eine Erweiterung auf 31 Titel für einen Tag hatte der Börsenbetreiber auch bei anderen Abspaltungen von Dax-Konzernen vorgenommen. Wenn sich die Erwartungen der Analysten auf einen Börsenwert von mehr als 20 Milliarden Euro auf längere Sicht doch noch erfüllen sollten, könnte Siemens Energy 2021 auch ein Kandidat für den Aufstieg in den Dax sein.

Vorerst ist allerdings eine Aufnahme im breiteren MDax das realistischere Szenario.