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Second Hand wird zum Massenmarkt wegen Lieferklemme, Covid-Not

(Bloomberg) -- Bis zur Pandemie war der Wertverlust eines Neuwagen, sobald er das Autohaus verließ, so sicher wie das Amen in der Kirche. Diese Binsenweisheit aus dem Grundkurs Wirtschaft gilt nicht mehr.

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Der Käufer eines Volkswagen Golfs in Irland zum Beispiel könnte sein vor einem Jahr gekauftes Auto heute für durchschnittlich 15% mehr verkaufen - und das mit 20.000 Kilometern auf dem Tacho. Der Markt befindet sich in einer “wirklich einzigartigen Phase”, so Tom Gillespie, ein Ökonom, der die Zahlen für den größten irischen Kleinanzeigenmarktplatz DoneDeal ausgewertet hat.

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Das irische Beispiel hat die Besonderheit, dass der Brexit den Zufluss von Gebrauchtwagen aus Großbritannien unterbrochen hat und es in Europa nur wenige Alternativen für rechtsgesteuerte Fahrzeuge gibt. Aber es veranschaulicht einen Trend, der sich dank Verknappungen und Verzögerungen auch anderswo für Käufer von Autos, Sofas und Computern abzeichnet: Gebraucht ist das neue Neu.

Einst von Schnäppchenjägern, Amateursammlern und Liebhabern antiker Stücke geprägt, wird die Nachfrage nach Second-Hand-Waren immer mehr zum Mainstream - eine Verschiebung, die sich im Covid-Zeitalter offenbar beschleunigt hat.

Laut einer Umfrage von Mercari, einer E-Commerce-Website, wird der Online-Einzelhandelsmarkt für gebrauchte Waren in den USA in diesem Jahr voraussichtlich die Marke von 65 Milliarden Dollar überschreiten und damit einen neuen Höchststand für die Branche erreichen. Aus dem Bericht von Mercari geht hervor, dass drei von vier Befragten angaben, dass sie in dieser Weihnachtssaison wahrscheinlich mindestens einen Secondhand-Artikel kaufen werden.

In Deutschland waren die Seitenbesuche auf der größten Kleinanzeigenplattform eBay - die hauptsächlich für den Verkauf von gebrauchten Möbeln und Elektronik genutzt wird - laut eigenen Angaben im März um 20% höher als im Jahr 2020.

Ein Vertreter von Facebook Marketplace, das in den USA sehr beliebt ist, wollte keine Zahlen nennen, merkte aber an, dass zu den Top-Suchanfragen im September Schreibtische, Sofas, Außenmöbel, Wohnmobile und Boote gehörten.

Auch große Einzelhändler haben sich dem Second-Hand-Boom angeschlossen - etwa Ikea mit der “Zweite Chance”-Kampagne, oder der Online-Moderiese Zalando mit dem “Pre-Owned”-Programm. Der Trend zu nachhaltigen Produkten hilft vor allem Unternehmen, die gebrauchte Kleidung verkaufen, so die US-amerikanische E-Commerce-Plattform ThredUp, die schätzt, dass das Segment bis 2030 die doppelte Größe des Fast-Fashion-Marktes erreichen wird.

Für viele Menschen ist der Verkauf von Dingen auch zu einer finanziellen Notwendigkeit geworden. Eine internationale Umfrage von eBay Inc. ergab, dass fast drei Viertel der Befragten in den USA, Großbritannien, Kanada, Deutschland und Frankreich im vergangenen Jahr mit dem Verkauf gebrauchter Waren begonnen haben, um sich ein zusätzliches Auskommen zu verschaffen. Etwa 14% der Befragten gaben an, dass sie dies wegen des Verlusts ihres Arbeitsplatzes getan haben.

In Deutschland, so ein Bericht von eBay Kleinanzeigen, nannten mehr als die Hälfte der Personen, die in letzter Zeit Gebrauchtwaren gekauft haben, Kosteneinsparungen als Hauptgrund - insbesondere unter 30-Jährige, die von der Krise überproportional betroffen sind.

Bei Gebrauchtwagen war die Zahl der potenziellen Käufer laut eBay Kleinanzeigen im Oktober um 25% höher als vor einem Jahr - während die Angebote im gleichen Zeitraum um 25% zurückgingen. Hersteller wie Volkswagen sagen, dass es Jahre dauern wird, bis der Mangel an Halbleitern die Produktion neuer Autos nicht mehr beeinträchtigt.

Deidre Popovich, Assistenzprofessorin an der Texas Tech University, die sich mit Verbraucherverhalten beschäftigt, geht davon aus, dass die Nachfrage nach Gebrauchtwaren auch anhalten wird, wenn sich die pandemiebedingte Lieferklemme aufgelöst hat. Viele Verbraucher dürften inzwischen aus Prinzip Second Hand bevorzugen, und dank zahlloser digitaler Plattformen ist das einfacher als je zuvor.

Für Wendy Hauenstein, Inhaberin der Boutique 1830 Vintage für gebrauchte Möbel in Washington, ist der Trend einerseits eine gute Nachricht, zeigt er doch, dass mehr Menschen einen nachhaltigeren Lebensstil anstreben. Aber der Zulauf von immer mehr Kunden bei Nachlassverkäufen oder Auktionen macht ihren Job auch schwieriger - und treibt die Preise in die Höhe.

“Die Leute kommen wegen Gartenmöbeln, die sie früher bei Home Depot gekauft hätten und die jetzt nicht mehr zu bekommen sind”, sagt Hauenstein und nennt als Beispiel eine Garnitur aus drei Stühlen und einer Liege, das sie kürzlich online gesehen hatte und normalerweise für 150 Dollar bekommen hätte. “Jetzt kostet es etwa 550 Dollar. Weil die Leute es sonst nirgends bekommen.”

Überschrift des Artikels im Original:Second-Hand Economy Goes Mainstream as Shoppers Hit Supply Knots

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