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Schwarzes Bär-Jahr ‘dank’ René Benko: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Steven Arons über einen Stolperstein namens Signa. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Bitteres Ende

Der Zusammenbruch von René Benkos Handels- und Immobilienkonglomerat Signa hat inzwischen ja einiges losgetreten. In Hamburg ruht der Bau des Elbtowers, auch in München, Wien und Berlin stehen die Kräne still. Das traditionsreiche KaDeWe in Berlin ist in Insolvenz. Zwischen Aktionären, Gesellschaftern und verschiedenen Gläubigerfraktionen und sogar den Insolvenzverwaltern hat das Hauen und Stechen begonnen.

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Und jetzt kosten Signa-Kredite den ersten Bankenchef seinen Job: Philipp Rickenbacher von Julius Bär musste seinen Hut nehmen, nachdem die feine Privatbank unter seiner Verantwortung über eine halbe Milliarde Franken wegen Benko abschreiben musste. Auch wenn noch nicht klar ist, wer genau Schuld daran ist, dass Julius Bär eine so große und so schlecht besicherte Position aufgebaut hat, konnte oder wollte Rickenbacher sich nicht wegducken und übernahm die Verantwortung für das Desaster.

Für Julius Bär ist das sehr bitter. Die Bank wird ihr Private-Debt-Geschäft, das die Signa-Kredite vergeben hat, komplett einstellen. Damit verschwindet aber auch ein Hoffnungsträger für künftiges Wachstum. Und der Reputationsschaden hat auch zur Folge, dass Julius Bär viel weniger vom Verschwinden des Lokalrivalen Credit Suisse profitieren kann. Eigentlich hätte 2023 zu einem goldenen Bär-Jahr werden sollen. Statt dessen wurde es zu einem schwarzen. Ein Lichtblick ist allenfalls der heutige Sprung der Bär-Aktie. Offenbar sind manche Aktionäre bereit für einem Neuanfang.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Stephan Kahl, Alexander Kell und Verena Sepp: Härtere Banken-Zeit, Fed enttäuscht, DZ Bank als AT1-Vorreiter, garstige Wechselkurse, und die ungeliebte Rückkehr ins Office.

Härtere Banken-Zeit

Die abrupte Zinswende der EZB in den vergangenen knapp zwei Jahren ließ für die Banken der Eurozone Zinserträge wie Manna vom Himmel fallen. Die heutigen Zahlen einiger Großbanken machen deutlich, dass ab jetzt wieder ein bisschen mehr für den Ertrag gearbeitet werden muss, auch weil die EZB auf gewisse Einlagen keine Zinsen mehr zahlt. Beim Frankfurter Platzhirsch Deutsche Bank heißt das zum einen Stellenstreichungen und höhere Ausschüttungen an die Aktionäre. Darüber hinaus setzt Finanzchef James von Moltke im laufenden Jahr wieder verstärkt auf seine Investmentbank. Die Investoren finden’s gut und greifen bei der Aktie heute zu. Beim Eurozonen-Primus BNP Paribas hingegen wird heute eher verkauft, weil Rückstellungen das Schlussquartal verhagelten und die EZB-Zinsen den Franzosen künftig abgehen. Auch bei der ING fürchtet man einen Rückgang der Zinserträge, die schon im vierten Quartal schwächelten. Bei den deutschen Südwest-Sparkassen sorgen hingegen ins säuerliche drehende Firmenkredite für eine unschöne Kreditvorsorge. Mit ihren Immobilienkreditbüchern haben die meisten Banken indessen wenig Freude, auch wenn sie nicht Signa im Obligo haben. In den USA dräuen etwa Verluste bei Büroimmobilien, die noch für einige Schmerzen sorgen dürften.

Fed enttäuscht

Die von der Fed gestern signalisierte generelle Offenheit für Zinssenkungen reichte dem Markt nicht aus, der auf konkrete Hinweise für einen Beginn der Lockerung im März gesetzt hatte. Fed-Chef Powell erklärte, dass er es “für unwahrscheinlich halte, dass der Ausschuss bis zur März-Sitzung ein gewisses Maß an Zuversicht erreichen wird”, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2% bewegt. Der S&P 500 fiel daraufhin um 1,6% und damit so stark wie seit September nicht mehr. Und was heißt das für Europa? Händler in der Eurozone sind sehr überzeugt, dass die EZB im April lockern wird, die Notenbank selbst (mit Ausnahme mancher Club-Med-Mitglieder) wehrt sich gegen diese Vereinnahmung. Zwar neigten Zentralbanken dazu, “in Rudeln zu jagen”, wie Ven Ram es ausdrückt — also gleichgerichtet zu agieren, aber der Markt habe eben auch manchmal Recht. Europa ist nicht Amerika, und so hat die Riksbank heute erklärt, dass sie die Zinsen schon in der ersten Jahreshälfte senken könnte — ein Schwenk gegenüber der November-Position. Die britische Zentralbank dürfte ihren Leitzins heute auf dem 16-Jahres-Hoch von 5,25% belassen. Die Märkte preisen Zinssenkungen ab Mitte 2024 ein.

DZ Bank als AT1-Vorreiter

Für viele in der Branche war es eine Überraschung. Nur wenige Wochen nach den Milliardenverlusten bei AT1-Papieren der Credit Suisse entschied sich die DZ Bank im vergangenen Jahr, mit eben einer solchen Emission in den Markt zu gehen. Rund 1,1 Milliarden Euro konnte das genossenschaftliche Spitzeninstitut platzieren. Ein Erfolg also. Für Souad Benkredda, im Vorstand der DZ Bank für Kapitalmarktgeschäfte und Konzern-Treasury verantwortlich, ist in der Rückschau klar: “Die Platzierung unserer AT1-Anleihe im Mai war ein wichtiges Zeichen und hat geholfen, den Markt wieder zu öffnen”. Das sagte sie jetzt in ihrem ersten großen Interview seit ihrer Bestellung im Herbst 2022. Ihrer Meinung nach hat sich der AT1-Markt inzwischen vollständig von dem Credit-Suisse-Schock erholt. Auch weiteren AT1-Papieren der DZ Bank stehe nichts im Weg. In dem exklusiven Bloomberg-Interview verriet Benkredda auch, dass die genossenschaftliche Bankengruppe Fortschritte bei dem Vorhaben macht, Retailkunden den Handel von Kryptowährungen anzubieten. Noch in diesem Jahr soll die Pilotphase mit ersten Primärbanken starten, sagte sie.

Garstige Wechselkurse

Mit einem Kursrutsch von bis zu 9% hat die Adidas-Aktie auf die Nachricht reagiert, dass der Betriebsgewinn des Sportartiklers in diesem Jahr noch nicht einmal halb so hoch ausfallen dürfte wie erwartet. Hintergrund ist eine ungünstige Entwicklung der Wechselkurse, Stichwort Hyperinflation in Argentinien. Die Restbestände aus der aufgelösten Partnerschaft mit dem Skandalrapper Ye sollen nun “zumindest kostendeckend” verkauft werden und nicht abgeschrieben. Ein Lichtblick besteht in der Hoffnung, dass dabei mehr Geld in die Kasse kommt als gedacht — und das Management bei den Konzernzielen womöglich tiefstapelt, um im Jahresverlauf positiv zu überraschen. Für Roche ging es an der Börse 4% abwärts. Der Pharmariese aus Basel hat für 2024 einen Ausblick vorgelegt, den Analysten als extrem schwach bezeichneten. 2023 ist das Geschäft mit Corona-Tests weggebrochen. 2024 wird laut Konzernchef Thomas Schinecker der Gegenwind durch Generika weiter zunehmen. Belastet wird auch Roche von den Wechselkursen. Wie hatte SNB-Chef Thomas Jordan gerade zur Frankenstärke gesagt: “Ich habe großen Respekt davor, dass es die Exportindustrie immer wieder schafft, wettbewerbsfähig zu bleiben.”

Die ungeliebte Rückkehr ins Office

Weniger Homeoffice, mehr Präsenz im Büro — die Ansage der Walldorfer Softwareschmiede SAP stößt auf heftigen Widerstand. Binnen zwei Wochen unterschrieben mehr als 5.000 Beschäftigte einen Protestbrief. Man fühle sich verraten, habe SAP doch bis vor kurzem noch zum Homeoffice ermutigt. Anfang Januar dann der plötzliche Kurswechsel: Ab April sollen alle Mitarbeiter drei Tage pro Woche im Büro oder vor Ort beim Kunden arbeiten. “Unangemessen” nennt das der Betriebsrat. SAP-Chef Christian Klein hingegen verweist auf die gefährdete Konzernkultur und Teamarbeit. Insbesondere in der Tech-Branche drängen viele Firmen wieder vermehrt zurück ins Büro, Vorschriften wurden verschärft. IBM ermahnte kürzlich seine Manager, in die Nähe eines Büros umzuziehen und dreimal pro Woche zu erscheinen, wenn sie nicht gehen wollen. SAP verkündete nur kurz nach der “Back-to-Office”-Meldung eine Umstrukturierung mit 8.000 Stellenstreichungen. Nicht gerade ein Motivationsbooster.

Was sonst noch so passiert ist

  • Ukraine-Deal

  • Richtung Waffenruhe

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