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Scholz entdeckt Dithmarschen-Tempo: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Michael Nienaber über norddeutsche Tugenden. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Von Kohl zu Giga

Olaf Scholz ist nicht gerade für seinen Humor oder gar Selbstironie bekannt. Beim Festakt zur Grundsteinlegung der neuen Giga-Fabrik für Elektroauto-Batterien im hohen Norden Schleswig-Holsteins ließ er dennoch einen Hauch davon durchschimmern — oder in diesem Fall besser gesagt aufblitzen. Scholz lobte in seiner Rede die Entschlossenheit und Geschwindigkeit, mit der die Behörden vor Ort gemeinsam mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt das Milliardenprojekt für die grüne Transformation erst möglich gemacht hätten.

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“Als Bezeichnung für einen solchen, selbstgemachten Standortvorteil, bei dem Planung, Entwicklung und Genehmigung schnell und unbürokratisch ineinandergreifen, habe ich schon häufiger vom Deutschland-Tempo gesprochen,” sagte Scholz. “Ich war drauf und dran, das hier wieder zu tun. Dann aber habe ich von der Dithmarschen-Geschwindigkeit gehört. Und ich muss sagen – das passt ganz hervorragend.”

Bis zu 3.000 Arbeitsplätze soll das Prestigeprojekt direkt und weitere 10.000 im weiteren Umfeld der strukturschwachen, für den Kohl-Anbau bekannten Region rund um Heide schaffen. Und das lassen sich Bund und Länder einiges kosten. Zusammen legen sie knapp eine Milliarde Euro an Subventionen auf den Tisch, insgesamt werden rund 5 Milliarden Euro in die Giga-Factory investiert. Gespeist mit erneuerbarer Energie aus Windkraftanlagen sollen so bald “saubere Batterien” für bis zu einer Million Elektroautos pro Jahr produziert werden.

Auch ein Schritt im Bemühen, um weniger abhängig von Zulieferern aus Asien zu werden. Bleibt ein Haken: Die meisten Lieferketten für die Rohstoffe, die zur Produktion der Batterien benötigt werden, sind nach wie vor fest in chinesischer Hand.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin, Stephan Kahl, und Verena Sepp: Sorge und Hoffnung, DKB speckt ab, abbauen & zukaufen, Wolken am Luxus-Himmel, und Terror in Moskau.

Sorge und Hoffnung

S&P hat das ‘AAA’-Rating Deutschlands bei stabilem Ausblick bestätigt. Die Bonitätswächter haben ihre Prognosen für die Berliner Haushaltsdefizite in den nächsten Jahren gesenkt, da sich die Energiemärkte in Europa weiter normalisieren, die Schuldenbremse in Deutschland ab 2024 wieder in Kraft tritt und die Nettoausgaben einiger Sondervermögen nach dem Karlsruher Urteil vom November zurückgehen. Zur deutschen Konjunktur gab es indessen zum Wochenstart neue Warnsignale: Der Auftragseingang im Baugewerbe ist im Januar im Monatsvergleich um 7,4% gesunken. In der Binnenschifffahrt ist das Transportvolumen 2023 auf den niedrigsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 gefallen. Der Maschinenbauer Manz muss die für Donnerstag geplante Vorlage der Jahresergebnisse verschieben, da Bewertungen geplanter Projekte noch nicht abgeschlossen sind. Es drohen Liquiditätseffekte, die Maßnahmen und Gespräche erforderlich machen dürften, hieß es aus Reutlingen. Die Manz-Aktie fiel rund 5%.

DKB speckt ab

Für die DKB war 2023 ein Ausnahmejahr. Erstmals konnte die BayernLB-Tochter einen Vorsteuergewinn von mehr als einer Milliarde Euro erzielen, wie CEO Stefan Unterlandstättner und Finanzchef Jan Walther jetzt im Doppelinterview mit Bloomberg erklärten. Gleichzeitig kämpft die DKB wie viele andere Banken mit steigenden Kosten. Damit die Bank auch künftig das Gewinn-Zugpferd der BayernLB bleiben kann, tritt das Management jetzt auf die Bremse. Die jährlichen Sach- und Personalaufwendungen sollen um etwa 100 Millionen Euro gesenkt werden. Das bedeutet, dass es beim Personal spürbare Einschnitte geben wird. Unterlandstättner spricht von einer Stellenreduktion im “dreistelligen Bereich”. Die betroffenen Mitarbeiter seien bereits informiert worden. Der DKB-Chef hält den Zeitpunkt für richtig. Er will die aktuelle Stärke der Bank nutzen, um Veränderungen durchzusetzen. Denn auch er weiß, dass sich die hohen Gewinnzahlen des Jahres 2023 nicht so einfach wiederholen lassen.

Abbauen & zukaufen

Im Ländle tut sich was. Bosch, wo in der Hausgerätesparte 3.500 Stellen wegfallen und auch in den Bereichen Autozulieferung und Elektrowerkzeuge Einschnitte geplant sind, will anderswo wachsen. Informierten Kreisen zufolge gehören die Stuttgarter zu den Interessenten für das Heizungs- und Lüftungstechnikportfolio, das der irische Gebäudetechnik-Konzern Johnson Controls ins Verkaufsfenster gestellt hat. Wie zu hören ist, haben auch das texanische Klimatechnikunternehmen Lennox und die südkoreanische Samsung Electronics einen Blick auf die Geschäftsbereiche geworfen, deren Wert sich auf bis zu 5 Milliarden Dollar belaufen könnte. Das IT-Service-Haus Datagroup aus dem Stuttgarter Umland übernimmt den SAP-Spezialisten ISC und stärkt damit seine Präsenz im süddeutschen Raum. Die Frage, ob es IT-Experten in Zeiten von KI überhaupt noch braucht, wird in einer Datagroup-Gesprächsrunde übrigens mit Ja beantwortet, nicht zuletzt weil Modelle wie ChatGPT eben kein Wissen an sich repräsentieren. Einem Anwalt, der auf diesem Wege Präzedenzfälle recherchieren ließ, wurden ganz tolle Beispiele präsentiert. “Sie waren nur eben alle erfunden.”

Wolken am Luxus-Himmel

Obwohl die strikten Corona-Sperren passé sind, lässt die Shopping-Laune gut betuchter Chinesen auf sich warten — auch für das weitere Jahr geben Analysten keine Entwarnung. Das kratzt am Glanz einiger Luxushäuser: Die Aktien des französischen Konzerns Kering fielen so stark wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr, nachdem seine italienische Tochter Gucci, die etwa zwei Drittel des Gewinns ausmacht, einen Umsatzrückgang in Q1 um fast 20% hinnehmen musste, vor allem im asiatisch-pazifischen Raum. Neun Milliarden Dollar an Wert verpufften. Auch Schweizer Uhren sind derzeit weniger gefragt. In Zukunft könnten daher einige Marken ihre China-Abhängigkeit reduzieren müssen. Andere wie Prada und Hermès zeigen sich bislang widerstandsfähig. Im Gegensatz zu Gucci, das vor allem mit Saisonware lockt, bieten sie Luxusartikel, die mit größerer Wahrscheinlichkeit über längere Zeit ihren Wert behalten. Neuerdings ein Kaufkriterium.

Terror in Moskau

Der Anschlag auf ein Rockkonzert in der Moskauer Crocus City Hall am Freitagabend hat mindestens 137 Menschen das Leben gekostet. Es war der schlimmste Gewaltakt in der russischen Hauptstadt seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte ihn für sich. “Die Russen haben ihr eigenes 9/11”, sagt Andrej Kolesnikow, Senior Fellow der Carnegie Endowment for International Peace in Moskau. In einer Rede an die Nation am nächsten Tag sprach Präsident Putin von einer Spur in die Ukraine. Diese bestritt jede Beteiligung. Die USA machen ausschließlich den IS für den Anschlag verantwortlich. Die vier Verdächtigen aus Tadschikistan wurden am späten Sonntagabend beim Betreten des Gerichtsgebäudes mit sichtlich geschwollenen und geprellten Gesichtern gezeigt. Einer der Männer saß im Rollstuhl, ein anderer war über einem Ohr stark bandagiert. Videos, die in den sozialen Medien kursierten, legten nahe, dass einige der Männer während des Verhörs von Agenten des Sicherheitsdienstes FSB gefoltert worden waren. Putin habe wohl vergessen, dass für den IS auch Russland zum Westen gehöre, meint Marc Champion.

Was sonst noch passiert ist

  • Kranich-Gegenwind

  • Kein ‘kranker Mann’

  • Tech-Frust

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