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Saskia Esken – die Verbündete der Kanzlerin

Die SPD-Chefin beim Schulgipfel im Kanzleramt, das ist eher ungewöhnlich. Ganz offenbar schätzt Angela Merkel die Expertise der Kollegin.

Mit der Kanzlerin hat die SPD-Chefin eine überraschend vertrauensvolle Arbeitsgrundlage gefunden. Foto: dpa
Mit der Kanzlerin hat die SPD-Chefin eine überraschend vertrauensvolle Arbeitsgrundlage gefunden. Foto: dpa

Ein Schulgipfel im Kanzleramt – da kommen die Kultusminister und die Bundesbildungsministerin. Die Parteichefin des Koalitionspartners hat dort eigentlich nichts verloren. Doch Saskia Esken sollte nun am Montagabend schon zum zweiten Mal mit dabei sein, als Angela Merkel mit den Kultusministern über Digitalisierung und Corona-Schutz in der Schule beraten wollte. Ausgerechnet Esken, die vor ihrer Wahl zur SPD-Vorsitzenden am liebsten die Große Koalition kippen wollte.

Gut, Esken hat im Bundestag sowohl bildungspolitische als auch digitale Expertise gesammelt, bevor sie an die Parteispitze vorrückte, und hat selbst drei Kinder. Aus Baden-Württemberg bringt sie Erfahrung aus dem Landeselternbeirat mit.

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Seit Corona hat sich die 59-Jährige denn auch immer wieder vehement zu diesen Themen zu Wort gemeldet. So warnte sie zum Beispiel eindringlich, die Schulen nicht zu früh zu öffnen, und schon gar nicht ohne ausgefeilte Schutzmaßnahmen.

Eine solche Verbündete kann nur hilfreich sein, wenn die Kanzlerin, 66, die einst von ihr ausgerufene „Bildungsrepublik“ vor ihrer Abdankung wenigstens noch ein Stückchen voranbringen und dafür die Corona-Sondersituation nutzen will. Und sicher ist es im Schulterschluss mit Esken auch leichter, dem Genossen Olaf Scholz ein paar weitere Milliarden für die Schulen zu entlocken.

Das alles wäre eher nebensächlich, wäre hier nicht eine neue Art politische Frauenfreundschaft entstanden. Schon bei einer ihrer ersten Begegnungen wies Merkel Esken auf Gemeinsamkeiten hin: ein berufliches Leben vor der Politik – die eine als Physikerin, die andere als Informatikerin, beide traten 1990 in ihre Parteien ein. Vor allem aber stiegen sie dort gegen das von Männern dominierte Establishment nach oben.

So kämpfte sich Merkel im Jahr 2000 ebenso über Regionalkonferenzen an die Spitze wie Esken 19 Jahre später. Und wie Esken wurde Merkel gerade von den eigenen Parteifreunden lange belächelt. Jahrelang galt die Kanzlerin als „Kohls Mädchen“.

Esken wurde in der SPD nachgesagt, ihr Co-Kandidat für den Parteivorsitz, Norbert Walter-Borjans, habe die Wahl nicht wegen, sondern trotz Esken gewonnen. Auch ihr Stil ähnelt sich: Beide sind eher nüchtern und pragmatisch sowie relativ uneitel.

Regelmäßige Telefonate mit Merkel

Dank dieser politischen Parallelen und ähnlichen Erfahrungen haben Merkel und Esken schnell eine überraschend vertrauensvolle Arbeitsgrundlage gefunden. Regelmäßig telefoniert Merkel mit den beiden Co-Vorsitzenden, wobei sie sich zuerst mit Esken, dann mit Walter-Borjans verbinden lässt.

Nach den Sitzungen des Koalitionsausschusses plaudern die Kanzlerin und die Sozialdemokratin noch miteinander, auch mal privat. So gab Merkel Esken Tipps für ihren diesjährigen Urlaub an der Ostsee. Esken brauchte die aber gar nicht, weil sie regelmäßig ihren Sommer dort verbringt.

Beim Thema digitale Bildung in Zeiten von Corona haben nun beide, die sonst politisch viel trennt, auch ein gemeinsames Thema gefunden. Merkel, so ist zu hören, schätzt Eskens Expertise auf diesem Gebiet. Der erste kleine Bildungsgipfel sei eine gemeinsame Idee gewesen, erklärte die Kanzlerin im August die überraschende Anwesenheit der SPD-Parteichefin.

Damit nicht genug, in der Pressekonferenz danach im Kanzleramt lobte Angela Merkel Esken persönlich. Und von Esken wiederum, die ansonsten gern mal herzhaft über den politischen Gegner lästert, ist nie ein schlechtes Wort über die Kanzlerin zu hören.