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„SAP war nie in einer besseren Position“

Cloud-Geschäft boomt - „SAP war nie in einer besseren Position“

Der Softwarekonzern SAP hat im zweiten Quartal bei anhaltend hohem Wachstum seines Cloud-Geschäfts operativ deutlich mehr verdient. Das bereinigte Betriebsergebnis sei gegenüber dem Vorjahresquartal währungsbereinigt um elf Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro gestiegen, teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit. Der Marktführer für Firmensoftware zur Unternehmenssteuerung erwirtschaftete von April bis Juni einen Umsatz von 5,24 Milliarden Euro, um Währungs- und Sondereffekte bereinigt ein Zuwachs von neun Prozent.

SAP schnitt damit beim operativen Gewinn etwas besser ab als von Analysten erwartet. Diese hatten in der Reuters-Umfrage im Schnitt mit 1,45 Milliarden Euro gerechnet. Im vorbörslichen Handel legte die SAP-Aktie 4,5 Prozent zu.

„SAP war nie in einer besseren Position“, sagte Vorstandschef Bill McDermott. Einige Analysten hatten befürchtet, dass das Votum der Briten für den Austritt aus der Europäischen Union SAP das Geschäft in der wichtigen letzten Woche des Quartals vermasselt haben könnte, da Unternehmen aus Unsicherheit über die Lage womöglich Aufträge zurückhielten. Doch von einem dämpfenden Brexit-Effekt sei nichts zu spüren gewesen, erklärte McDermott.

„Viele erwarten einen Abschwung durch den Brexit für viele Unternehmen und auch für uns wegen unseres Standortes in Europa – aber das Gegenteil wird der Fall sein.“ Das Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union werde mit neuen regulatorischen Anforderungen und Geschäftsmodellen einhergehen, was die Nachfrage nach ankurbeln dürfte, sagte er.

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Der Dax-Konzern setzt weiter auf ein starkes Wachstum des als zukunftsträchtig geltenden Cloud-Geschäfts. Dabei wird Software über das Internet abonniert statt eine Lizenz mit höherer Einmalzahlung zu kaufen. Cloud-Software ist deshalb zunächst weniger profitabel als das traditionelle Lizenzgeschäft.

SAP baut derzeit sein Geschäftsmodell um. Der Spezialist für Firmensoftware hat in den vergangenen Jahren mehrere amerikanische Unternehmen übernommen, die Cloud-Dienste für Geschäftskunden anbieten, etwa 2012 Success Factors fürs Personalmanagement oder 2014 Concur für Reisebuchungen und -abrechnungen. Auch für das wichtigste selbst entwickelte Produkt, das neue Programmpaket S4/Hana zur Steuerung von Firmen, bietet der Konzern eine Cloud-Version an.


Schwaches Auftaktquartal ausgebügelt

Der Konzern reagiert damit auf die Umwälzungen in der IT-Welt. Das Cloud Computing, bei dem Rechenleistung, Speicherplatz oder Programme in den Rechenzentren der Anbieter laufen, wird immer wichtiger. Der Marktforscher Gartner geht davon aus, dass der weltweite Cloud-Markt in diesem Jahr um 16,5 Prozent auf 204 Milliarden Dollar zulegt und auch 2017 kräftig zulegt. Das Wachstum reflektiere „einen anhaltenden Trend weg von eigener IT hin zu web-basierten Dienstleistungen“, erklären die Gartner-Experten.

Die Neuausrichtung bei SAP belastet derzeit allerdings die Profitabilität. Denn zum einen muss der Konzern investieren, etwa in Rechenzentren – das zahlt sich erst aus, wenn viele Kunden die Dienste nutzen. Zum anderen verbucht er die Umsätze nicht auf einen Schlag wie beim Verkauf von Lizenzen, sondern für die Nutzung über einen längeren Zeitraum. Die operative Marge lag im Geschäftsjahr 2015 bei 20,5 Prozent und damit deutlich niedriger als in den Vorjahren.

Im zweiten Quartal lag allerdings der Erlös der Wachstumssparte mit 721 Millionen Euro währungsbereinigt um ein Drittel über dem Vorjahresstand. Neben der Entwicklung des Cloud-Geschäfts ist für SAP eine andere Kennzahl wichtig: Wie viele Kunden sich für das neue System S4/Hana entschieden haben. Mit diesem Programmpaket können Unternehmen sämtliche Abläufe von der Personalverwaltung bis zur Lagerhaltung steuern. Die neue Version ist seit Anfang 2015 auf dem Markt. Dank S4/Hana verkaufte der Konzern zehn Prozent mehr Lizenzen. Das Kerngeschäft litt damit nicht mehr unter dem Wechsel von Kunden in die Cloud.

Die Walldorfer haben mit dem stärkeren Plus im zweiten Vierteljahr das schwache Auftaktquartal ausgebügelt. „Wir sind zum Ende des ersten Halbjahres genau da, wo wir sein wollten“, sagte McDermott. SAP bekräftigte daher „zuversichtlich“ die Prognose für das Gesamtjahr. Die Cloud-Sparte soll auf rund drei von 2,3 Milliarden Euro Umsatz wachsen. Zusammen mit der traditionellen will SAP den Umsatz von 17,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr um sechs bis acht Prozent steigern. Das bereinigte operative Ergebnis soll auf 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro von 6,35 Milliarden Euro klettern.

KONTEXT

Die großen Zukäufe von SAP

Regelmäßige Zukäufe

SAP hat das Geschäft in den vergangenen Jahren mit etlichen Übernahmen gestärkt, vor allem die Cloud-Angebote. Dabei standen Unternehmen aus den USA besonders im Fokus.

Business Objects

2008 übernahm SAP mit Business Objects einen der führenden Anbieter für Business-Intelligence-Lösungen, die Unternehmenslenkern mithilfe von Datenanalysen bessere Entscheidungen ermöglichen sollen. Kaufpreis: 4,8 Milliarden Euro.

Sybase

Auf mobile Datendienste ist Sybase spezialisiert. 2010 kaufte SAP den vorherigen Partner aus Kalifornien für umgerechnet 4,6 Milliarden Euro. Mit dem Zukauf brachte der Konzern gleichzeitig sein Datenbankgeschäft voran.

Success Factors

Software fürs Personalmanagement kaufte SAP 2012 über die US-Firma Success Factors zu. Ihre Systeme reichen von der Kandidatensuche bis zur Nachfolgeplanung, bereitgestellt über die Cloud. Kaufpreis: umgerechnet 3,4 Milliarden Euro.

Ariba

2012 stemmte SAP einen weiteren großen Zukauf: Der Softwarekonzern übernahm die US-Firma Ariba. Diese betreibt eine Plattform für die betriebliche Beschaffung, die in der Cloud läuft. Kaufpreis: umgerechnet etwa 3,3 Milliarden Euro.

Hybris

Das Geschäft mit Handelsunternehmen stärkte SAP 2013 mit der Übernahme von Hybris. Das in der Schweiz gegründete Unternehmen bietet unter anderem Lösungen für den Multi-Channel-Vertrieb, also den Verkauf über alle Kanäle. Preis: eine Milliarde Euro.

Fieldglass

Zur Cloud-Strategie passt auch die Übernahme von Fieldglass. Der US-Anbieter hat eine Plattform für die Personalverwaltung entwickelt, vor allem für den Einsatz von externen Kräften wie Leiharbeiten. Den Kaufpreis veröffentlichten die Unternehmen nicht.

Concur

Die größte Übernahme der Firmengeschichte stemmte SAP ebenfalls 2014: Für den amerikanischen Reisekostenspezialisten Concur zahlte der deutsche Konzern umgerechnet 6,2 Milliarden Euro. Zusammen mit Fieldglass und Ariba bildet Concur die Geschäftsnetzwerke.