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RTL langweilt Investoren

Minutiös hatten sich Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch auf die Präsentation ihrer durchaus glänzenden Halbjahresbilanz vorbereitet. Mit professioneller Routine trugen sie in der Telefonkonferenz die Highlights des größten Fernseh- und Radiokonzerns in Europa auf Englisch vor.

Weil der Sendergruppe bei der Fußball-Europameisterschaft im Juni Werbeerlöse verlorengingen, stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten nur um 3,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) kletterte jedoch um 8,8 Prozent auf stolze 580 Millionen Euro. Das ist der beste Wert der langen Geschichte der RTL Group. „Seit sieben Jahren in Folge haben wir das Ebita der RTL Mediengruppe im ersten Halbjahr gesteigert“, jubelte Schäferkordt. Der Konzern bekräftigte seine Prognose von einem Umsatzwachstum für das laufende Jahr von bis zu fünf Prozent. Allerdings hob er das Wachstum des Betriebsergebnisses auf bis zu 2,5 Prozent an.

Als Konzernsprecher Oliver Fahlbusch schließlich die Fragerunde nach einer knappen halben Stunde eröffnete, meldete sich schlichtweg niemand – weder aus Deutschland noch aus Großbritannien oder Frankreich. So gering fiel das Interesse der Journalisten an der RTL Group noch nie aus.

Doch auch Investoren lassen den TV-Riesen links liegen. Vor drei Jahren kratzte die Aktie des im Luxemburger Europaviertel Kirchberg beheimateten Konzerns noch an der 100-Euro-Grenze. Derzeit sind es gerade mal rund 77 Euro. Auch das Handelsvolumen des RTL-Papiers ist im Vergleich zum Konkurrenten wie Pro Sieben Sat 1 überschaubar.

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Das nachlassende Interesse hat drei Gründe. Erstens ist die RTL Group mit ihrem starken Schwerpunkt auf das werbefinanzierte kein Wert, der bei Investoren Phantasie auslöst. Auch wenn Schäferkordt geschickt einfließen lässt, dass sich die Erlöse der digitalen Geschäfte in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt hätten, bleiben sie am Ende doch auf niedrigem Niveau. Im ersten Halbjahr waren es nicht einmal zehn Prozent des Umsatzes. Das ist für einen internationalen Fernsehkonzern unterdurchschnittlich.

Ein weiterer Grund für die Langweile bei den Investoren ist die Aktionärsstruktur. Mit seinen 75,1 Prozent kann Großaktionär Bertelsmann nach Belieben schalten und walten. Und das tun auch die Gütersloher, wenn es notwendig ist. Schäferkordt kündigte zusammen mit ihrem Co-CEO Guillaume de Posch auch brav eine vorgezogene Zwischendividende von einem Euro je Aktie an, die im 8. September ausgeschüttet wird.


Die Strategie der kleineren und mittleren Zukäufe

RTL überweist dann 153 Millionen Euro an den ostwestfälischen Familienkonzern. Der Bedarf an frischem Geld ist beim Mehrheitsgesellschafter groß. Dabei könnte eine geringere Dividende dem Fernsehkonzern helfen, mit Zukäufen in der digitalen Aufholjagd schnellere Fortschritte zu machen.

Trotz der guten Managementleistung der RTL-Töchter in Deutschland, Frankreich und Spanien wird der Luxemburger Konzern nicht aus eigener Kraft zu einem Giganten des digitalen Mediengeschäfts aufsteigen. Auch wenn die Umsätze in diesem Bereich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel auf 264 Millionen Euro gestiegen sind.

Es fehlt an Phantasie

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe kennt die strategischen Nöte von RTL. Schließlich war der in Luxemburg geborene Manager selbst viele Jahre Finanzvorstand des Fernsehkonzerns. Doch Rabe verfolgt eine Strategie der kleineren und mittleren Zukäufe, um das Risiko im breiten Portfolio möglichst zu streuen.

RTL wird ohnehin von Gütersloh traditionell kurz gehalten. Die Mehrheit der Analysten wartet daher ab. Société Générale empfiehlt die Aktie zwar zum Kauf, andere Commerzbank, HSBC oder UBS haben sie auf „Halten“ und „Neutral“. Der Medienaktie fehlt schlichtweg die Phantasie – und das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor an der Börse.

Immer montags schreibt Handelsblatt-Korrespondent und Buchautor Hans-Peter Siebenhaar seine Sicht auf die Kommunikationswelt auf.