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ROUNDUP: 'Brücke in die Berufsausbildung' - Geflüchtete lernen in Betrieben

WOLFSBURG/NÜRNBERG (dpa-AFX) - Sie haben oft Fähigkeiten, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden - doch der Start in einer neuen Sprache und an der Berufsschule ist schwierig. Um die Chancen auf Integration über den Job zu erhöhen, hat der VW <DE0007664039>-Konzern mit Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung in den vergangenen Jahren ein spezielles Vorbereitungsprogramm für Geflüchtete aufgebaut. Mittlerweile haben insgesamt mehr als 5000 Menschen teilgenommen.

Bisherige Bilanz: Einige scheiden wieder aus, aber für etliche Flüchtlinge kann diese "Ausbildung light" eine Vorstufe zur echten Lehre sein. Die Zahl derer, die am Ende einen Vertrag bekommen, ist noch überschaubar. Allerdings gehe es auch generell um Orientierung und Hilfen beim Start in die Arbeitswelt, erklärt Frank Witter.

Der VW-Finanzvorstand ist Schirmherr der "Ausbildungsperspektive für Geflüchtete". Dabei werden die meist jungen Leute in Kernkompetenzen wie deutscher Sprache und Grundfertigkeiten geschult. Die Kernsäule "Berufliche Integration" - Praktika, Kompetenztests, mögliche Einstiegsprogramme - erreichte bislang rund 2400 Teilnehmer. Nach dem großen Zustrom im Herbst 2015 wurden konkrete Qualifizierungsziele aufgelegt, inzwischen steht der dritte Jahrgang vor dem Abschluss.

Das nutzt beileibe nicht nur der Autoindustrie. Elsie Kamikazi kommt aus Ruanda, sie ist im zweiten Lehrjahr als Augenoptikerin bei einem Wolfsburger Betrieb. "Es ist ein interessanter Beruf, ich bin dankbar und verstehe mich gut mit den Mitarbeitern", erzählt die 26-Jährige.

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In der Ausbildungswerkstatt des VW-Stammwerks sägen und feilen Dutzende Azubis und Praktikanten - manch einer ist hier auch nur auf Stippvisite. So wie Majed Murad (21) aus Syrien. Er will eigentlich Zahnmedizinischer Fachangestellter werden, macht aber gerade eine zweimonatige Hospitanz bei VW. Kollegen zeigen ihm die Installation von Elektrotechnik. "Es gefällt mir sehr", sagt er - auch wenn er sich vor allem auf den Lehrbeginn im Sommer in der Praxis freut.

Direkter ist der Auto-Bezug bei Sahel Yosofi. Der 21-jährige Afghane ist seit 2016 in Deutschland, lernt im ersten Jahr Fahrzeuglackierer in einem Autohaus. "Ich werde nie den Tag vergessen, an dem mein Meister mit sagte: "Du kannst deine Ausbildung bei mir machen"", berichtet der junge Mann in fast akzentfreiem Deutsch. Insgesamt sei es "super gelaufen". Das war allerdings nicht immer so. "Am Anfang war es schwer, richtig krass", erzählt Yosofi über die Monate nach der Ankunft im Land. "Aber ich habe mich auf meinem Weg verbessert."

Genau um solche Erfahrungen und Entwicklungsschübe gehe es, sagt Witter. Man müsse nicht immer nur nach "Mehrwert" für die Wirtschaft suchen. "Wir alle haben das Thema Flucht 2015 in neuen Dimensionen erlebt. Die Probleme sind auch uns damals über den Kopf gewachsen", sagt er. "Aber Integration ist schwierig. Das geht nicht über Nacht. Und nicht jeder hält das durch, manche Erwartungshaltung erfüllt sich nicht." Das gelte freilich auch für einige der heimischen Azubis.

Bei VW in Wolfsburg und den lokalen Partnern wurden 2017 und 2018 immerhin schon 20 Ausbildungsverträge mit Teilnehmer des Programms geschlossen. Partner sind hier neben der Bundesagentur für Arbeit (BA) die örtlichen Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern und der Regionalverbund für Ausbildung. Dessen Chefin Kristin Panse betont, auch ohne Lehrbeginn biete das Konzept Geflüchteten Hilfe. Es sei eine "Brücke in die Berufsausbildung" - mit sozialpädagogischen Angeboten, Unterstützung bei Alltagssorgen und Behördengängen. Initiativen gibt es auch bei den VW-Nutzfahrzeugen, der Finanztochter, Audi <DE0006757008>, Porsche, MAN <DE0005937007> und in den Komponenten-Werken.

Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA glaubt, dass solche Berufsvorbereitungsprogramme Vorteile für beide Seiten bringen. Natürlich gehe es nicht um fertig ausgebildete Experten, auch die Schulbildung sei "häufig nicht kompatibel mit dem, was man hier bei uns erwartet". Aber: "Viele Flüchtlinge bringen Qualifikationen on-the-job mit", sagt der Wissenschaftler.

Zwar sei der Anteil derer, die in Deutschland Hilfstätigkeiten ausübten, größer. Doch etliche, die daheim als Fachkräfte arbeiteten, könnten dies weiter tun - wenngleich ihr Anteil sinke. Nur etwa 20 Prozent hätten Ausbildung oder gar Studium. "Aber wir beobachten, dass es erheblichen Teilen gelingt, als Fachkräfte tätig zu sein."