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ROUNDUP 2: Marburger Bund für berufsbezogene Impfpflicht - Ruf nach mehr Tests

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BERLIN (dpa-AFX) - Um die vierte Welle der Corona-Pandemie in Deutschland zu brechen, fordern einige Experten und Ärzte jetzt mehr kostenlose Tests und eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Der Marburger Bund plädiert für eine Pflicht zur Impfung gegen Covid-19 unter anderem für Pfleger, Ärzte sowie für Lehrkräfte und Kita-Personal.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit warnte davor, die Wirkung von 2G-Regeln, also der Zulassung nur von Geimpften und Genesenen zu Veranstaltungen, zu überschätzen. 2G gebe eine "Scheinsicherheit", sagte Schmidt-Chanasit am Samstag im Deutschlandfunk. Auch Geimpfte könnten sich infizieren und das Virus übertragen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit geringer sei.

Wenn man wirklich Sicherheit wolle, helfe nur 1G weiter - also alle zu testen, egal ob geimpft, ungeimpft oder genesen. Das sollte vor allem für problematische Bereiche gelten, wo vulnerable Menschen gefährdet seien. Man sollte das wichtige Instrument des Testens nicht aus der Hand geben, mahnte der Virologe. Er warb zugleich für eine "Testoffensive" und kritisierte, dass die kostenlosen Bürgertests Mitte Oktober abgeschafft wurden.

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Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sagte: "Die kostenlosen Tests abzuschaffen, war eine der dümmsten Entscheidungen." Es sei nicht schlimm, so einen Fehler zu machen, Schlimm sei es nur, wenn ein solcher Fehler dann nicht korrigiert werde. Tägliche Tests sind seiner Ansicht nach auch das Mittel der Wahl, um zu verhindern, dass Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten Patienten anstecken. "Tägliche Tests für alle, also auch für Geimpfte und Genesene", betonte Brysch.

"Die Pflicht zur Schutzimpfung gegen das Coronavirus soll für Personen gelten, die in medizinischen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen sowie Schulen und Kindertagesstätten tätig sind", heißt es in einem Beschluss, den der Marburger Bund auf einer Hauptversammlung fasste. Wie der Bundesverband der Ärzte-Vereinigung am Samstag mitteilte, ging dem Votum eine mehrstündige, intensive Debatte der Delegierten voraus. Befürworter des Beschlusses argumentierten demnach, die rasant steigenden Infektionszahlen insbesondere bei Kindern sowie zunehmende Impfdurchbrüche bei älteren Menschen bei gleichzeitig weiterhin teilweise zu niedrigen Impfquoten der Beschäftigten in diesen Bereichen zeigten den akuten Handlungsbedarf.

Die Ärzte hielten in ihrem Beschluss fest, auch für Menschen, die in Obdachlosenunterkünften, Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete, in Arztpraxen oder bei ambulanten Pflegediensten arbeiten, sollte eine Impfpflicht eingeführt werden. Der Marburger Bund ist ein Berufsverband der angestellten und verbeamteten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, dafür ausgesprochen, Pflegekräfte zur Impfung zu verpflichten. Am Samstag bekräftigte er, diese Impfpflicht sei notwendig, da es mit Appellen und Argumenten bislang hier nicht gelungen sei, zu einer ausreichenden Impfquote zu gelangen. "Mit einer Kündigungswelle rechnen wir beim Pflegepersonal nicht", falls diese Pflicht eingeführt werden sollte, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es sollte zum Berufsethos jeder Pflegekraft gehören, die ihm anvertrauten Menschen vor Gefahren zu schützen.

Auch der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht die 2G-Regel in der Gastronomie und bei Veranstaltungen mit Problemen behaftet. "Die Geimpften haben das Gefühl, sie sind nicht mehr Teil der Pandemie und verhalten sich auch entsprechend risikoreich", sagte Streeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Das zweite Problem sind die Ungeimpften, die ausgeschlossen werden und sich noch weniger testen lassen". Das könne zu unkontrollierten Ausbrüchen führen. "Wenn Ungeimpfte am Sozialleben nicht teilnehmen dürfen, organisieren sie sich zum Beispiel Feiern zu Hause. Dort lässt sich das Infektionsgeschehen dann überhaupt nicht mehr kontrollieren", warnte der Virologe. Auch Streeck forderte daher die rasche Wiedereinführung kostenloser Corona-Tests.

Österreich hatte am Freitag im Kampf gegen die vierte Corona-Welle beschlossen, eine bundesweite 2G-Regel einzuführen. Menschen ohne Impfung oder Nachweis der Genesung dürfen ab Montag keine Lokale, Friseure und Veranstaltungen mehr besuchen. Dasselbe gilt für den Zutritt zu touristischen Betrieben. In Deutschland setzt ab Montag als erstes Bundesland Sachsen die 2G-Regel in Teilen des öffentlichen Lebens flächendeckend und verpflichtend um.

In der sächsischen Metropole Leipzig wollten am Samstag Gegner der staatlichen Corona-Maßnahmen protestieren. Für die Kundgebung hatten unter anderem auch Rechtsextremisten mobilisiert. Der Präsident des thüringischen Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Die vierte Welle, die Diskussion über Booster-Impfungen und Verschärfungen von Corona-Maßnahmen wie die Ausweitung von 2G-Regelungen können zu einem neuen Push für die Szene führen."