ROUNDUP 2: Amazon steigert Umsatz kräftig - Cloud-Geschäft bereitet aber Sorgen

In diesem Artikel:

(Neu: Aktienkurs aktualisiert, Details ergänzt)

SEATTLE (dpa-AFX) - Der weltgrößte Online-Versandhändler Amazon US0231351067 ist trotz hoher Inflation und Konjunktursorgen mit einem überraschend deutlichen Umsatzplus ins neue Geschäftsjahr gestartet. Auch beim Gewinn übertraf Amazon die Erwartungen. Am Finanzmarkt kamen die Zahlen trotzdem nicht gut an, Anleger sorgen sich um das wichtige Cloud-Geschäft. Amazon befindet sich derweil mitten in seinem bislang größten Job-Abbau - rund 27 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen gehen. Das Sparprogramm verursachte jedoch zunächst Kosten.

Im ersten Quartal wuchsen die Erlöse im Jahresvergleich um neun Prozent auf 127,4 Milliarden Dollar (etwa 116 Mrd. Euro), wie Amazon am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Betriebsgewinn nahm um rund 30 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar zu. Das lukrative Cloud-Geschäft rund um die Plattform Amazon Web Services, die Firmen Anwendungen und Speicherplatz im Netz bietet, steigerte die Einnahmen um 16 Prozent auf 21,4 Milliarden Dollar und wuchs damit stärker als angenommen.

Auch die Geschäftsziele des Konzerns für das laufende zweite Quartal übertrafen die Markterwartungen. Amazon geht von einem Konzernumsatz zwischen 127 Milliarden und 133 Milliarden Dollar aus. Der Betriebsgewinn dürfte dem Unternehmen zufolge zwischen 2,0 Milliarden und 5,5 Milliarden Dollar liegen. Die Quartalszahlen lagen in jeder Hinsicht über den Prognosen der Wall Street. Die Aktie reagierte nachbörslich zunächst mit einem Kurssprung um über zehn Prozent.

Allerdings brachte die Telefonkonferenz des Managements zu den Quartalszahlen die unangenehme Erkenntnis, dass es im Cloud-Geschäft im April nur noch ein abgeschwächtes Wachstum gab. Die Aktie gab ihre Kursgewinne daraufhin komplett ab und geriet am Freitag vorbörslich mit über drei Prozent ins Minus. Für Amazon ist die Cloud-Sparte wegen ihrer hohen Gewinnspannen ein zentraler Profittreiber. Ihre Entwicklung wird am Finanzmarkt besonders aufmerksam verfolgt.

Das Auftaktquartal stand bei Amazon im Zeichen eines großen Stellenabbaus. Im März hatte der Internet-Gigant angekündigt, weitere 9000 Beschäftigte zu entlassen. Anfang des Jahres hatte der Konzern bereits 18 000 seiner damals mehr als 1,54 Millionen Jobs gestrichen. Die Kündigungswelle soll die Kosten senken, ging aber zunächst ins Geld. Laut Finanzchef Brian Olsavsky fielen im vergangenen Quartal bereits rund 470 Millionen Dollar an Abfindungskosten an.

Amazon-Chef Andy Jassy kommt bei seinen Bemühungen voran, die Kosten nach der Ausgabeoffensive während des Online-Bestellbooms in der Pandemie zu reduzieren. Die Betriebsausgaben nahmen im ersten Quartal nur noch um knapp neun Prozent zu - der geringste Anstieg seit mindestens zehn Jahren. Das Nordamerika-Geschäft schaffte einen operativen Gewinn von knapp 900 Millionen Dollar und schrieb damit erstmals seit 2021 wieder schwarze Zahlen. Vor einem Jahr war hier noch ein Betriebsverlust von 1,6 Milliarden Dollar angefallen.