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Roboterhersteller trotzen schwacher Autoindustrie und Konjunktureintrübung

ABB-Chef Ulrich Spiesshofer hat die Roboter-Sparte einmal als eine Art Rockstar im Portfolio bezeichnet. Die Branche ist attraktiv. Jahr für Jahr meldet der Weltverband IFR neue Absatzrekorde. Und selbst jetzt, da die Konjunkturprognosen reihenweise nach unten korrigiert werden und die Autobranche als wichtigster Abnehmer von Industrierobotern schwächelt, bleibt die Branche optimistisch. „Die Faktoren für einen langfristigen Aufwärtstrend in der Automatisierung und Robotik sind intakt“, sagt Sami Atiya, der im ABB-Vorstand diese Geschäfte verantwortet, im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Die Zuversicht in der Branche hat mehrere Ursachen. Zum einen investieren die Firmen auch und gerade in wirtschaftlich schwächeren Zeiten in Automatisierung, um die Kosten zu senken. Zudem ist der Nachholbedarf in vielen Regionen noch groß. Darüber hinaus ermöglichen kleinere und flexiblere Roboter neue Anwendungsmöglichkeiten.

Die Probleme beim Augsburger Roboterbauer Kuka hatten gezeigt, dass das Geschäft mit Robotern kein Selbstläufer ist. Wegen einer Mischung aus hausgemachten Problemen und Unsicherheiten auf dem chinesischen Markt mussten die Augsburger die Prognosen für 2018 zweimal nach unten korrigieren und arbeiten an Sparmaßnahmen. Wenn die Kunden unter den Handelskonflikten leiden, spürten das auch die Roboterhersteller, heißt es in Industriekreisen. Doch sehe man auch für Kuka die Branche insgesamt weiter auf Wachstumskurs.

Ein wichtige Entwicklung dabei: Auch die großen, schweren Roboter werden sicherer. Schon heute können die Beschäftigten direkt mit und neben den sogenannten Cobots, den kollaborativen Robotern arbeiten. Bei den großen Maschinen, die in hoher Geschwindigkeit schwere Gegenstände bewegen, ist das so nicht möglich.

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Doch die Entwicklung geht dank immer besserer Sensoren in diese Richtung. „So kann ein Arbeiter zum Beispiel schnell etwas umstellen, und dann arbeitet die Maschine weiter“, erklärt ABB-Vorstand Atiya. Es muss nicht mehr die ganze Linie angehalten werden. Die benötigten Zäune um die Roboter werden immer weniger.

„Das ist ein ganz großer Trend.“ Die Cobots seien noch ein kleiner, aber wachsender Bereich, doch nun würden die Grenzen zu den traditionellen Robotern fließend. „Wir können mit unseren Lösungen Roboter sicherer machen, damit sie mit Menschen interagieren können.“

So sieht ABB als weltweite Nummer zwei derzeit sogar in der Autoindustrie gute Nachfrage. „Wir sind im letzten Quartal auch in der Autoindustrie gewachsen“, sagt Atiya. Dies liege auch am Aufkommen der E-Mobilität. Die Hersteller seien unsicher, wann wieviele Elektroautos abgesetzt werden können. Daher seien sie an einer sehr flexiblen Fertigung interessiert, um verschiedene Modelle auf einer Linie zu fertigen . Die neuen, einfach programmierbaren Robotergenerationen ermöglichten dies.

Auch andere Hersteller profitierten von der Entwicklung. Nach Prognosen des Branchenverbands International Federation of Robotics dürfte der Absatz im vergangenen Jahr weiter um zehn Prozent auf 421.000 Roboter gestiegen sein –wieder ein Rekordwert. Damit hat sich der Markt für Industrieroboter von 2013 bis 2017 auf 381.000 verkaufte Einheiten mehr als verdoppelt.

Automation und Robotik wachsen zusammen

Für die nächsten Jahre rechnet der Verband mit jährlichen Wachstumsraten von im Durchschnitt 14 Prozent. „Industrieroboter spielen eine Schlüsselrolle für den Fortschritt der Fertigungsindustrie“, sagte IFR-Präsident Junji Tsuda. Die Maschinen würden gerade zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz und einfacher Programmierung weiterentwickelt.

Noch allerdings ist die Branche von wenigen, großen Märkten abhängig. Fast drei Viertel der Umsätze gibt es in China, Japan, Südkorea, die USA und Deutschland. Allein auf China entfielen zuletzt 36 Prozent der Auslieferungen. Dort werden mehr Roboter verkauft als in Europa und Amerika zusammen. Deutschland ist der fünfgrößte Robotermarkt. Nach Stagnation in den beiden Vorjahren war die Zahl der Auslieferungen 2017 um sieben Prozent auf rund 21.400 verkaufte Roboter gestiegen.

Wegen der Abhängigkeit von China und den Großabnehmern in der Autoindustrie suchen die Hersteller neue Märkte und Anwendungen. Besonders im Fokus ist derzeit dabei Indien. Im Jahr 2017 stieg der Absatz dort um 30 Prozent – auf das allerdings immer noch niedrige Niveau von gut 3400 installierten Einheiten, Die Roboterdichte in der Automobilindustrie liegt in Indien bei 85 Industrierobotern pro 10.000 Beschäftigten – in China sind es 505 Einheiten.

Kuka hatte seine Gewinnwarnungen für das vergangene Jahr auch mit „Unwägbarkeiten des chinesischen Automatisierungsmarkts“ begründet. Bei ABB kann man von ähnlichem nicht berichten. „Wir sind gut unterwegs in China“, sagte Atiya. ABB sei dort Marktführer. „Das hilft.“ Gerade bauen die Schweizer in China die laut Unternehmen modernste Roboterfabrik der Welt, in der Roboter die Roboter bauen.

„Automation und Robotik wachsen zusammen“, sagt der ABB-Manager. Und da profitiere der Siemens-Konkurrent davon, weil er beides im Angebot habe. Ein ABB-Kunde aus der Konsumelektronik konnte gerade in nur 16 Wochen eine komplett neue Fabrik planen und die Fertigungslinien aufstellen. Der digitale Zwilling, also die Simulation in der Planung, macht es möglich. Hier helfe ABB auch die gerade vereinbarte Software-Partnerschaft mit Dassault Systèmes, einem der Experten auf dem Gebiet.

Die ABB-Divison Roboter und Antriebe konnte den Auftragseingang 2018 um vergleichbar zwölf Prozent auf 9,6 Milliarden Dollar steigern. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 15 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro. Damit war die Sparte mit einer Marge von 15,8 Prozent der profitabelste Geschäftsbereich von ABB.

In der neuen Aufstellung – ABB hat gerade erst die Stromnetze verkauft – gewinnt die Sparte noch an Bedeutung. Auch, wenn sich Atiya auf keinen Zeitraum einlassen will, bekräftigt er: „Wir wollen Weltmarktführer werden.“ Schließlich soll das Geschäft der Rockstar im Portfolio bleiben.