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Rivale Getsafe sieht sein Geschäft kaum von Lemonade beeinträchtigt

Ein halbes Jahr nach dem Deutschland-Start von Lemonade zieht die Konkurrenz Bilanz. Getsafe erkennt eine große Schwäche des Insurtechs aus den USA.

Mit Spannung haben Kunden und Konkurrenten den Start des US-Shootingstars der Versicherungsbranche Lemonade auf dem deutschen Markt verfolgt. Das größte US-Versicherungs-Start-up, das seinen Kunden verspricht, durch den Einsatz digitaler Techniken innerhalb von neunzig Sekunden eine Auszahlung leisten zu können, bietet seit Juni auch hierzulande Privathaftpflicht- und Hausratspolicen an.

Knapp ein halbes Jahr später zieht die deutsche Konkurrenz des amerikanischen Angreifers nun ein geteiltes vorläufiges Fazit: „Lemonade investiert massiv ins Marketing, tut sich aber offenbar schwer im Vertrieb“, sagte Getsafe-Chef Christian Wiens im Gespräch mit dem Handelsblatt. Zwar sieht er den US-Anbieter nach wie vor als einen seiner größten Wettbewerber an. Bislang aber merke man beim Heidelberger Insurtech kaum Auswirkungen auf das Geschäft.

Lemonade bietet seinen Kunden eine Kombination aus Haftpflicht- und Hausratversicherung an, wie sie auch in den USA üblich ist. Beide sind aber auch einzeln erhältlich. Wiens sieht dennoch in der fehlenden Anpassung des Produkts an den deutschen Markt einen Grund, warum der Rivale noch nicht so viele Verträge verkauft habe.

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Lemonade selbst zeigt sich zufrieden mit dem Start in Deutschland. Der Kundenstamm sei nach dem Start im Juni etwas schneller als im Vergleichszeitraum in den USA gewachsen, sagte Lemonade-Gründer Daniel Schreiber jüngst am Rande des Handelsblatt Insurance Summit. Das Feedback der Kunden habe aber darauf hingedeutet, dass „einige Elemente unserer Absicherung nicht perfekt zu den Erwartungen passten“, räumt eine Unternehmenssprecherin ein.

Ein Beispiel: Zu Beginn hatte Lemonade keine Deckung für Schäden, die durch kleine Haustiere oder grobe Fahrlässigkeit verursacht wurden, in ihre Policen aufgenommen. Beides sei jetzt dort enthalten, ohne dass den Kunden zusätzliche Kosten entstünden. „Ein Vorteil eines technologiegetriebenen Unternehmens ist, Änderungen in Sekundenschnelle umsetzen zu können“, sagt die Sprecherin. Der US-Versicherer will vor allem bei jungen Leuten punkten und hat dafür eine Police entwickelt, die mit sehr viel weniger Text als normale Verträge auskommt und mit einfacher Sprache arbeitet.

Zielgruppe Millennials

Der Heidelberger Rivale Getsafe richtet sich ebenfalls an die Generation der zwischen den frühen 1980er- und späten 1990er-Jahren Geborenen. Das Start-up hebt hervor, Künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen, um den jungen Menschen die passenden Produkte zu empfehlen. Nach eigenen Angaben hat Getsafe mittlerweile rund 80.000 Policen im Bestand. Bislang konzentriert sich das Unternehmen auf Sparten, in denen die Kunden häufig ihre erste Versicherung abschließen: Hausrat-, Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Zahnzusatz-, Fahrrad- und Reisekrankenversicherungen. Policen abschließen und verwalten können Kunden nur über das Smartphone.

Mit neuen Produkten will das Insurtech weiter wachsen. „Ein nächster wichtiger Schritt ist für uns der Bereich Lebensversicherung“, betont Wiens. Getsafe prüfe gerade sowohl Produkte zur reinen Risikoabsicherung wie Risikolebensversicherungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen als auch Altersvorsorgeprodukte wie Renten- und Kapitallebensversicherungen. „Spätestens Mitte 2020 wollen wir ein Produkt aus dem Bereich Leben auf den Markt bringen“, so Wiens. Der Gründer glaubt trotz anhaltender Kritik von Verbraucherschützern an den hohen Kosten von Renten- und Kapitallebensversicherungen an eine Zukunft der Produkte: „Die gesetzliche Rente wird nicht reichen. Immobilien sind jedoch bereits teuer, und die Aktienmärkte schwanken.“ Die gesamte private Altersvorsorge mit Indexfonds aufzubauen, halte er für falsch. Was es braucht, seien einfache und flexible Versicherungsprodukte zu geringem Preis.

Getsafe entwickelt und vertreibt Versicherungsprodukte, Risikoträger sind aber jeweils Versicherungs- und Rückversicherungskonzerne wie Axa oder Munich Re. Wer der Kooperationspartner im Bereich Leben wird, steht noch nicht fest. Es gebe aber mehrere Interessenten, betont Wiens.

Auch international will Getsafe wachsen. Mit einem weiteren Versicherungsunternehmen, das Wiens noch nicht namentlich nennen will, arbeiten die Heidelberger am Markteintritt in Großbritannien. Starten will das Insurtech dort bereits Anfang nächsten Jahres. Zu Beginn will das Start-up dort eine Kombination aus Haftpflicht und Hausrat anbieten – ähnlich wie Lemonade seine Expansion in Deutschland gestartet hat. Als zweiter Markt, ebenfalls im ersten Quartal, will Getsafe dann Österreich in Angriff nehmen.

Härtere Gangart

Unterdessen hat Lemonade in Deutschland den Umgang der Insurtechs miteinander verändert. Bisher gingen die Gründer meist vergleichsweise kumpelhaft miteinander um. Nun zieht mit Lemonade vor allem im Marketing eine etwas härtere Gangart ein.

So versuche Lemonade per Google-Werbung gezielt Getsafe-Kunden anzusprechen, wie Wiens feststellt. Wer also Getsafe bei der Suchmaschine eingibt, bekommt auch eine Anzeige von Lemonade angezeigt. „Unter Start-ups gibt es eigentlich ein Gentlemen’s Agreement, das nicht zu tun“, kritisiert Wiens.

Die Lemonade-Sprecherin spielt den Vorwurf herunter: Man wolle Kunden gewinnen, die von der aktuellen Versicherungslandschaft frustriert sind, sich leicht und sofort versichern lassen und zudem einen Teil an Wohltätigkeitsorganisationen zurückgeben wollen.

Denn das ist Teil des Geschäftsmodells: Lemonade zieht von der Versicherungsprämie eine Gebühr ab, aus der das Unternehmen Kosten, Rückversicherung und den Gewinn bestreitet. Vom Rest zahlt der Versicherer die Schäden. Alles, was danach übrigbleibt, wird für einen guten Zweck gespendet.