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Renten am Morgen: Die Zeichen stehen auf Vergemeinschaftung

(Bloomberg) -- Von dem Risk-off haben die Staatsanleihen aus den Kernländern des Euroraums am Mittwoch nicht profitieren können. Lediglich am langen Ende der Zinskurve gab es Renditerückgänge. Die Kurven zeigten ein Bear Flattening.

Die Renditen der US-Treasuries gingen zum Handelsschluss in den USA deutlich zurück. Die US-Notenbank erlaubt den US-Großbanken mit sofortiger Wirkung und befristet für ein Jahr, ihre Bestände an Treasuries und Einlagen bei der Notenbank nicht mehr in die Berechnung der Leverage Ratio einzubeziehen. Die Treasuries erhalten also zumindest für ein Jahr einen Sonderstatus bei der Ermittlung der Leverage Ratio.

Die Rendite der 10-jährigen T-Notes setzte sich daraufhin unter der 0,6%-Marke fest. Das Allzeitteif auf Schlussbasis ist nur noch ein wenig entfernt.

Auslöser für diese Bewegung der Kernlandbonds dürfte die anhaltende Diskussion über die Vergemeinschaftung von Staatsschulden bzw. die Schaffung von gemeinsamen Instrumenten zur Bekämpfung der Auswirkungen der Pandemie sein.

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Solche Maßnahmen dürften tendenziell durch die Euroländer finanziert werden, die über eine starke Kreditqualität verfügen, was unter Umständen die Verschuldung der betroffenen Länder ansteigen ließe und damit zu höheren Renditen führen könnte.

Vor dem Treffen der Eurogruppe am kommenden Dienstag kursieren verschiedene Vorschläge, wie die Krise zu bewältigen ist. Die niederländische Regierung schlägt einen Nothilfefonds mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro zur Abfederung der wirtschaftlichen Konsequenzen vor. Die Finanzierung könnte auf Basis des Bruttonationaleinkommens der einzelnen Euroländer erfolgen.

Der französischen Regierung schwebt ein neuer Fond vor, der Anleihen begibt, für die die Euroländer gesamtschuldnerisch haften. Das Management wird durch die Europäische Kommission erledigt. Außerdem soll der ESM Kreditlinien bereit stellen, die allen Euroländern zur Verfügung stehen und deren Nutzung an die Finanzierung von fiskalischen Maßnahmen zur Eindämmung der ökonomischen Konsequenzen der Virusinfektion gebunden ist. Zusätzlich soll die Europäische Investitionsbank gestärkt werden.

Die Europäische Kommission schlägt ein Instrument vor, mit dem die einzelnen Euroländer die Möglichkeit erhalten, die Unternehmen dafür zu bezahlen, dass sie ihre Mitarbeiter behalten.

Die Finanzierung des 100-Milliarden-Euro-Projekts soll über die Kapitalmärkte erfolgen. Die zu emittierenden Anleihen sollen durch unwiderrufliche und bedingungslose Garantien der Euroländer gesichert sein, die jederzeit abgerufen werden können. In Abhängigkeit der konkreten Garantiestrukturen würde das einer gesamtschuldnerischen Haftung entsprechen oder ihr sehr nahe kommen.

Insgesamt nehmen die Zeichen jenseits von der Emission von Coronabonds zu, dass es doch zu irgendeiner Form von einer Vergemeinschaftung von Schuldenaufnahmen oder Garantien zur Bekämpfung der Pandemie im Euroraum in den nächsten Wochen kommen kann.

Die anhaltende Diskussion über die Vergemeinschaftung von Schulden der Euroländer dürfte zu Handelsbeginn am Donnerstag auf den Anleihen aus den Kernländern lasten. Für die Bonds aus der Peripherie dürfte sich diese Diskussion positiv auswirken, sodass ihre Renditen tendenziell zurückgehen sollten.

Konjunkturdaten

Bedeutende Wirtschaftsdaten werden aus dem Euroraum am Donnerstag nicht veröffentlicht. Der Fokus wird vor allem auf den US-Daten liegen. So soll die Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung wie in der vergangenen Woche erneut weit jenseits der 3 Millionen liegen. Das Heer derjenigen, die sich arbeitslos melden, steigt dramatisch. Dabei dürfte das Ende der Bewegung noch nicht erreicht sein, sondern sie sich in den nächsten Wochen fortsetzen.

Im ADP-Bericht kam davon noch nicht allzu viel an, da sich die Zahl der Stellen nur um 27.000 verringerte. Eine sehr hohe Zahl von Erstanträgen könnte die Treasury-Renditen durchaus sinken lassen.

Die Änderung der Auftragseingänge wird dagegen ignoriert werden, da die Daten für den Februar sind. Damit zeigen sie noch keine Einflüsse aus der aktuellen Wirtschaftskrise.

Primärmarkt

Das Orderbuch für die neue portugiesische 7-jährige Anleihe fiel mit 30 Milliarden Euro erneut sehr groß aus. Allerdings machte die Bepreisung der Anleihen mit einem Aufschlag zum Mid-Swap-Satz von 86 Basispunkten, was einer Emissionsrendite von 0,73% entspricht, die Anleihe im Vergleich zu den ausstehenden sehr attraktiv.

Sollte sich der Bond in Richtung der portugiesischen Kurve bewegen, dürfte es Gewinne geben. Die aktuelle 7-jährige Benchmark mit Laufzeit 14. April 2027 bietet eine Rendite von 0,58%. Eine Laufzeitverlängerung um rund sechs Monate rechtfertigt den Spread zum gerade emittierten Bond von 15 Basispunkten nicht.

Frankreich und Spanien werden mit geplanten Emissionen an die Investoren herantreten. Das französische Schatzamt bietet drei Aufstockungen mit Laufzeiten November 2028, November 2029 sowie Juni 2039 an. Die bis zu 9,5 Milliarden Euro sollen am langen Ende der Zinskurve eingeworben werden.

Das spanische Tesoro wird mit vier Aufstockungen aktiv. Mit Bonds mit Laufzeiten von April 2023, Januar 2025, April 2030 und Oktober 2051 wird ein Emissionsvolumen von insgesamt maximal 6 Milliarden Euro angepeilt. Das Tesoro deckt die komplette spanische Kurve ab.

Alle Emissionen dürften aufgrund der aktuellen Marktsituation nicht einfach an die Investoren zu bringen sein. Wahrscheinlich werden im Vorfeld der Platzierungen einige Renditezugeständnisse gefordert, sodass sowohl die französische als auch die spanische Kurve am Donnerstagvormittag tendenziell Kursverluste hinnehmen muss.

Mit Abschluss der Platzierungen dürfte der Druck jedoch wieder nachlassen. Außerdem kann die Europäische Zentralbank auf dem Sekundärmarkt jederzeit aktiv werden, um den Aufwärtsdruck auf die Renditen zu unterbinden bzw. zumindest zu verlangsamen.

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