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Renten am Morgen: Schwarzer Arbeitsmarkt-Freitag, Italien-Rating

(Bloomberg) -- Nach Abschluss der letzten Anleiheaufstockungen durch Euroländer in der laufenden Woche und mit Hilfe einer erneut hohen Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung haben die Kurse der Staatsanleihen aus dem Euroraum zugelegt.

Zusätzliche Dynamik erhielt der Renditerückgang am Donnerstagnachmittag von den Aussagen der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. Sie hält unbeirrt an dem Mandat der EZB fest. Zugleich werde die EZB alles tun, um die europäische Wirtschaft zu stützen.

Etwas deutlicher als die übrigen Staatspapiere aus dem Euroraum konnten die italienischen Anleihen profitieren. Schließlich zeichnet sich nicht ab, dass die EZB ihre Strategie aufgrund des BVerfG-Urteil ändern wird. Entsprechend dürfte die Notenbank weiterhin Staatsanleihen aus der Peripherie unter Inkaufnahme der Abweichung vom Kapitalschlüssel der EZB ankaufen, sofern sie den geldpolitischen Transmissionsmechnismus durch eine Spreadausweitung als gefährdet ansieht.

Dennoch bleibt die Frage im Raum stehen, wer auf das BVerfG-Urteil wie antworten wird. Erfolgt diese Antwort nicht, kauft die Bundesbank ab Anfang August keine Anleihen mehr an und muss das bestehende Portfolio abbauen. Eine einheitliche Geldpolitik im Euroraum wäre dann nicht mehr möglich.

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Die Analysten der Commerzbank gehen nicht davon aus, dass die EZB bereit sei, eine Begründung im Rahmen einer eigenständigen geldpolitischen Entscheidung zu geben.

“Ein Kompromiss könnte darin bestehen, dass die EZB die Verhältnismäßigkeit ihres Handelns durch den Verweis auf frühere substanzielle Studien über die Auswirkungen des PSPP rechtfertigt,” schrieb Christoph Rieger Christoph Rieger, Head of Rates & Credit Research der Commerzbank, am Donnerstag.

Rieger ergänzte, dass diese Aussage Teil einer geldpolitischen Entscheidung sein könne, die sie regelmäßig nach Sitzungen des EZB-Rats erlasse. “Dies würde vermutlich nicht ausreichen, um die Forderung des BVerfG zu erfüllen. Die Bundesbank, die Bundesregierung und der Bundestag könnten das jedoch als hinreichend interpretieren, um eine unmittelbare Eskalation abzuwenden,” so Rieger.

Dass die Spitzenvertreter in Handelsfragen Chinas und der USA wieder miteinander reden, um das Phase-eins-Abkommen in die Tat umzusetzen, wurde ebenso von den Kapitalmärkten positiv aufgenommen wie die Lockerung der wirtschaftlichen Einschränkungen in Europa.

Die Risikofreude der Investoren nahm zu, was sich an steigenden Aktienkursen und Rohstoffnotierungen im asiatischen Handel sowie bei den US- und europäischen Aktienfutures festmachen lässt.

Dass der Internationale Währungsfonds eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Perspektiven seit der Veröffentlichung der Aktualisierung des World Economic Outlook Mitte April sieht, wurde dagegen kaum beachtet. Die wirtschaftliche Krise, die durch die Pandemie ausgelöst wurde, werde gemäß IWF-Einschätzung länger anhalten. Der IWF scheint sich von dem Szenario einer V-förmigen Erholung der wirtschaftlichen Aktivität zu verabschieden.

Unbeeindruckt von dem Risk-on zeigten sich die Kurse der US-Treasuries. Am Donnerstag stiegen sie über die gesamte Kurve deutlich an. Am Freitagmorgen notierten sie kaum geändert.

Die Renditen am kurzen Ende der US-Kurve gaben deutlich nach. Jene der 2-jährigen T-Notes sank auf ein neues Rekordtief. Getrieben wurde diese Bewegung vor allem von den Fed Funds Futures, die für das kommende Jahr negative Fed Funds einzupreisen beginnen.

Die Vorgaben für den Handelsauftakt mit Staatsanleihen aus dem Euroraum deuten aufgrund der guten Stimmung der Anleger auf ganz leichte Kursverluste für Kernlandbonds hin. Die Bonds aus der Peripherie dürften dagegen Renditerückgänge verzeichnen. Bei italienischen Staatsanleihen wird jedoch vor allem die anstehende Bonitätsentscheidung von Moody’s am Abend dazu beitragen, dass die Renditerückgänge sich in Grenzen halten.

Von dem Treffen der Eurogruppe dürften kaum Impulse ausgehen. Hier dürfte die Implementierung der von den Staats- und Regierungschefs beschlossenen Maßnahmen bezüglich ESM im Vordergrund stehen. Möglicherweise wird auch über die Gestaltung des Wiederaufbaufonds diskutiert. Bislang ist jedoch noch kein Vorschlag von der EU-Kommission an die Öffentlichkeit gedrungen. Daher sollte es nichts Neues zur gesamtschuldnerischen Haftung geben, was insbesondere die Kurse der Kernlandbonds belasten würde.

Konjunkturdaten

Erneut werden die Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum von den Bondmärkten ignoriert werden. Das galt für die deutschen Außenhandelswerte für März und wird für die Informationen zur Industrieproduktion aus Spanien ebenso Gültigkeit haben.

Lediglich der US-Arbeitsmarktbericht könnte die Treasury-Renditen und mit ihnen die Kurse der Eurolandpapiere bewegen. Aufgrund der Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung wird es wohl eine schwarzer Freitag für den Arbeitsmarkt: Ökonomen rechnen mit einem Verlust von 22 Millionen Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft. Selbst wenn die Zahl etwas geringer ausfallen sollte, könnte ein Blick auf die Erhebungszeitpunkte und Methoden einen geringeren Rückgang vermutlich erklären.

Der April dürfte zwar der Monat werden, in dem die meisten Arbeitsplätze in den USA verlorengehen werden. Ein Ende des Stellenabbaus ist nach den Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe jedoch nicht in Sicht. Im laufenden Monat dürften erneut viele US-Arbeitnehmer ihren Job verlieren.

Dass gemäß der Prognosen die durchschnittlichen Stundenlöhne im April dennoch gestiegen sein sollen, könnte an dem Abbau von Mitarbeitern aus dem Niedriglohnsektor liegen. Die Aufschlüsselung der Arbeitsplatzverluste nach Branchen wird dazu eine Indikation geben. Für die Zukunft des privaten Verbrauchs ist der Arbeitsmarktbericht keine gute Nachricht.

Da die Unternehmen selbst nach einem Wiederanfahren der wirtschaftlichen Aktivität mit Einstellungen wahrscheinlich zurückhaltend sein werden, weil sie ihre Erträge/Margen sichern müssen, könnte eine Erholung am Arbeitsmarkt durchaus zäh verlaufen. Daher dürfte selbst ein Arbeitsmarktbericht, der weniger als 20 Millionen Arbeitsplatzverluste meldet, die Treasury-Kurs zum Wochenausklang stützen.

Bonitätseinschätzungen

Für den Freitagabend ist die Bekanntgabe zahlreicher Einschätzungen über die Bonität verschiedener Euroländer geplant. DBRS will die Ergebnisse zu Estland, Finnland und Italien veröffentlichen. Italien wird auch von Moody’s genauer betrachtet. Dazu kommt die geplante Aktualisierung der Einschätzung zu Griechenland. Außerdem will sich Fitch mit der Slowakei auseinandersetzen.

Obwohl die Ausblicke auf die Ratings bei allen untersuchten Ländern auf stabil stehen, ist die geplante Bekanntgabe der neuen Einschätzungen zur Kreditwürdigkeit nicht ganz ohne Brisanz.

Zum einen könnte sich insbesondere DBRS dazu entschließen, die Ratings einzelner Länder mit einem negativen Ausblick zu versehen - aufgrund der künftigen fiskalischen Situation mit gemessen an der Wirtschaftsleistung steigendem Budgetdefizit, höherem Verschuldungsgrad sowie katastrophalen Wachstumsaussichten für das laufende Jahr.

Zum anderen steht als einzelnes Land Italien im Fokus. DBRS vergibt bislang mit dem “BBBH” das beste Rating aller vier Rating-Agenturen, die von der EZB anerkannt sind. Hier könnte es trotz des aktuell stabilen Ausblicks Anpassungsbedarf geben.

Von größeren Interesse ist jedoch das “Baa3u”-Rating von Moody’s für Italien. In einer Presseerklärung vom 23. April stellte die Rating-Agentur heraus, dass die Kreditwürdigkeit des Landes angesichts der vorübergehenden Natur des Abschwungs und der anhaltend niedrigen Finanzierungskosten weitgehend unbeeinflusst bleiben sollte.

Allerdings verband der Bonitätswächter das mit der Einhaltung von einigen Bedingungen. Daher dürfte es bei der Veröffentlichung der Einschätzung am Freitagabend vor allem darauf ankommen, ob diese Bedingungen noch als erfüllt angesehen werden.

Außerdem ist es von Interesse, ob die Ratingagentur dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bereits drei Tage nach Ergehen Gewicht hinsichtlich der Zukunft der Ankäufe von Staatsanleihen beimisst. Schließlich trugen die Anleiheankäufe bisher dazu bei, die Refinanzierungskosten im Zaum zu halten. Über die vergleichsweise niedrigen Refinanzierungskosten kann eine höhere Verschuldung tragfähig sein.

Sollte sich der Bonitätswächter jedoch auch nur dazu durchringen, den Ausblick auf die Bonitätsnote auf negativ zu senken, dürfte das bereits Investoren verunsichern. Und bei einem Beibehalten der derzeitigen Einschätzung wird es darauf ankommen, wie die Begründung ausfällt. Immerhin würde die italienische Regierung dann weitere Zeit gewinnen.

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