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Das sind Red Flags und Must-haves – aus Sicht der Investoren von Heartcore Capital

Levin Bunz ist Partner bei Heratcore Capital in Berlin. - Copyright: Heartcore Capital
Levin Bunz ist Partner bei Heratcore Capital in Berlin. - Copyright: Heartcore Capital

Der ursprünglich aus Dänemark stammende VC Heartcore Capital investiert in Happiness. Steht so auf der Webseite der Firma. Happiness in unterschiedlichen Formen und Bereichen, agnostisch also, wie es fachsprachlich gerne heißt.

Zu den in unseren Breiten bekanntesten Firmen, in die Heartcore in den 16 Jahres seines Bestehens investiert hat, zählen unter anderem das deutsche Reise-Unicorn Getyourguide, Kaia Health, Finn, die Windelfirma Lillydoo, Roadsurfer, Kitchen Stories, Likeminded. Internationale Erfolge waren der Exit der schwedischen Portfoliocompany Tink für zwei Milliarden Euro an Visa beispielsweise oder der des HR-Techs Peakon an den große, US-amerikanische Unternehmen Workday.

Mit dem aktuellen Fonds schreiben die Investoren initiale Tickets von drei bis vier Millionen, insgesamt streben sie 30 Firmen pro Fund an. Levin Bunz ist seit fünf Jahren Partner und arbeitet im Berliner Standort des Fonds. Hier verrät er, welche harten und welchen soften Investmentkriterien er und sein Team anlegen, wenn Gründerinnen und Gründer um Geld von Heartcore pitchen.

20-Jahre-Perspektive

„Als Earlystage-Investor musst du in Märkte investieren, die in 20 Jahren noch relevant sein können“, sagt Bunz. Denn: Wenn er jetzt in eine Firma investiert, dann könne er realistisch mit einem guten Exit frühestens in 15 Jahren rechen. Und damit da ein solcher Exit zustande kommt, muss die Firma auch dann immer noch substanziell ein Problem lösen, erklärt er. Ein Beispiel: „E-Commerce für Schuhe war mal ein fantastischer Venturecase, heute würde ich da kein Seed-Investment mehr machen.“

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Entscheidend also ist: Was auch immer ein Startup macht, welches Produkt oder welche Dienstleistung es anbietet, es muss in diesem Rahmen stattfinden: „Große Technologietransformation, große Trends, große Problemfelder.“ Was diese Felder und Trends genau sind, das ändere sich ständig. Aktuell ziemlich weit oben auf dem Zettel der Heartcore-Investoren: Alles rund um Cloudcomputing, Deep-Learning, große AI-Modelle.

Investoren mit Spezialgebieten

Auch wenn Heartcore als Venture Fund agnostisch ist, also nicht auf eine Branche spezialisiert, so hätten doch die einzelnen Investoren ihre Schwerpunkte, erklärt Bunz. „Jeder Investor hat mindestens ein Thema, mit dem er oder sie sich tiefer und über längere Zeit beschäftigt“, erklärt Bunz. „Bei mir persönlich ist es aktuell Healthcare, Fintech und natürlich AI.“

Idealerweise wissen Investoren so also schon einiges über eine Branche, wenn sie mit Gründerinnen und Gründern ins Gespräch kommen. Und aus der Expertise der Investoren ergibt sich oft ein Weg des Sourcings. Die meisten Kontakte zu Startups entstünden, sagt Bunz, über das Netzwerk. Oft kenne man Gründerinnen und Gründer auch schon als Operator bei Beteiligungsfirmen. Häufiges Phänomen: Menschen, die in Startups arbeiten, wollen irgendwann ihr eigenes gründen. Darüber hinaus gäbe es auch ein internes Tool, eine KI, wenn man so wollte oder ein Crawler, der auch Neugründungen aufmerksam macht.

Wie wichtig ist das Pitchdeck?

Heartcore Capital steigt als Earlystageinvestor in Preseed- und Seedrunden bei Startups ein. „Wir sprechen dabei so früh mit Gründern, dass es da teilweise noch keine Pitchdecks gibt“, sagt Partner Levon Bunz. Das sei überhaupt nicht schlimm – zumindest für den Moment. „Aber ich halte es beim Anbahnen eines Investments für sehr sinnvoll, Gedanken zu strukturieren. Deswegen: Pitchdeck ist sehr wichtig, aber es muss nicht immer schon da sein, wenn wir ins Gespräch kommen.“

Manchmal ergibt sie die Frage nach einem Pitchdeck beim ersten Aufeinandertreffen von Heartcore-Investoren und Gründer Team auch gar nicht. Weil dieses Treffen noch gar nicht konkret auf ein Investment angelegt ist. „Ich lerne Gründer gerne schon kennen, bevor sie in einen Investmentprozess gehen.“ Denn innerhalb dieses Prozesses, findet Bunz, könne man sich gar nicht richtig kennenlernen. Das gehe meist viel zu schnell. Dabei ist das Kennenlernen so wichtig: Wenn es funktioniert, dann seien die Arbeitsbeziehungen zwischen Investoren und Gründern so langfristig, dass man das nötige Fundament nicht in ein paar Tagen oder Woche legen könne.

Redflags und Must Haves

Wie alle Frühphaseninvestoren sagt auch Levin Bunz, das Team von Heartcore investiere vor allem in Menschen. Entscheidend seien also die Persönlichkeiten von Gründerinnen und Gründern. „Es geht um die Person“, sagt er. Und wie er die erkennt? „Es ist Teil des Handwerkszeugs von uns Investoren, die richtigen Fragen zu stellen.“

Ziemlich klar benennen kann er in diesem Zusammenhang einige Red Flags. Wann beschleicht Levin Bunz das Gefühl, mit einem Gründer oder einer Gründerin nicht weiter an einem möglichen Investment arbeiten zu wollen?

  • Langsam in der Interaktion: Seien es E-Mails, auf die erst nach zwei Tagen geantwortet wird oder schwierige Terminfindung – wenn da zu wenig Tempo drin ist, wertet Bunz das eher als schlechtes Zeichen.

  • Arroganz: „Selbstsicher und optimistisch müssen Gründer sein. Aber es gibt eine Art von Arroganz, die eine große Unsicherheit überspielt“, erklärt er. Und die sei dann für ihn ein Grund, ein bisschen auf die Bremse zu drücken.

  • Unbedingt mit einem Partner sprechen wollen: Das falle ein bisschen in die Arroganz-Kategorie: Immer wieder begegnen Bunz Gründerinnen und Gründer, denen sehr daran gelegen ist, nicht mit einem Analyst, sondern bitte direkt mit einem VC-Partner zu sprechen. Dabei sei das nicht sinnvoll: Bunz erklärt, dass er viele Kolleginnen und Kollegen habe, die zwar keinen Partnertitel trügen, aber in ihrem Bereich die allertiefste Expertise hätten.

  • Investmentvorschläge vom Financial Advisor: Pitchdecks, die bespielsweise über einen Startup-Berater oder Investmentbanker einfliegen, haben so gut wie keine Chance. Gute Gründerinnen und Gründer fänden selbst ihren Weg zu den Investoren, meint Bunz.

Gründer sollten VC-Due Diligence machen

Der Investmentprozess ist keine Einbahnstraße. Levin Bunz will, sagt er, Gründerinnen und Gründern Mut machen, selbst in diesem Rahmen ihrerseits den möglichen Investor auf Herz und Nieren zu prüfen. Eine „Due Diligence zu den Funds und den einzelnen Personen dort“, nennt er das. Denn: „Wenn man die Wahl hat zwischen mehreren Investoren, sollte man die auch nutzen.“ Schließlich wolle man als Gründer ja Investoren, die auch die schlechten Zeiten mitmachen. Die werden kommen, unvermeidlich. Aber mit einem guten Gründer-Investoren-Verhältnis seien sie deutliche besser zu ertragen.