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Protestbrief an den Fraktionschef – Der kraftvolle Auftritt des Carsten Linnemann

Der Fraktionsvize der CDU fordert, dass das von der Koalition versprochene Belastungsmoratorium für die Wirtschaft endlich eingehalten wird.

Die Geduld von Carsten Linnemann ist zu Ende. Der Chef der Mittelstandsunion initiierte einen Protestbrief der Wirtschaftspolitiker an den Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus. Die 72 Mitglieder des Parlamentskreises Mittelstand fordern, dass das von der Koalition versprochene Belastungsmoratorium für die Wirtschaft endlich eingehalten wird. Das Schreiben ist voller Beispiele für die Verletzung des Moratoriums, angefangen bei einem möglichen Recht auf Homeoffice bis hin zum Lieferkettengesetz.

In den vergangenen Wochen und Monaten hat Linnemann immer wieder vor neuen Belastungen gewarnt, doch jetzt ist das Maß voll für den Wirtschaftspolitiker. Linnemann wird permanent von Branchenvertretern und Unternehmern mit ihren Nöten und Sorgen angesprochen.

Das nimmt ihn auch persönlich mit, wenn es um die wirtschaftliche Existenz der Unternehmer und ihrer Beschäftigten geht. Er möchte mithelfen, dass die Bundestagsfraktion ein neues Selbstbewusstsein gegenüber der Bundesregierung entwickelt.

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Der kraftvolle Auftritt zeigt bereits erste Erfolge. Bundeskanzlerin Angela Merkel stoppte vor ein paar Tagen bei ihrem Auftritt beim Handwerk den umstrittenen Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zum Homeoffice. Es ist bezeichnend, dass nicht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) der erste Ansprechpartner für die Unternehmer ist, sondern eben der Fraktionsvize.

Linnemann hat sich dieses Profil hart erarbeitet. Seit sieben Jahren steht er an der Spitze der Mittelstandsunion, die er aus einer Außenseiterposition wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt hat.

Der promovierte Volkswirt aus Paderborn, der aus einem Buchhändlerhaushalt stammt, ist kein Blender, sondern tritt sachorientiert auf. Anders als viele andere in der Politik schätzt er es sehr, wenn in seinem Umfeld auch gegensätzliche Meinungen geäußert werden.

Karriereambitionen sind Linnemann nicht so wichtig

In der parteiinternen Arithmetik hat er allerdings zwei Nachteile. Er ist ein Mann – und er kommt aus Nordrhein-Westfalen. Und da sind schon viele vor ihm. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und auch Friedrich Merz, der CDU-Chef und Kanzlerkandidat werden will. Das sind eigentlich Linnemanns Partner, aber auch seine größten Konkurrenten, wenn es um Spitzenpositionen nach der nächsten Bundestagswahl geht.

Aber sein Nachteil ist zugleich sein Vorteil. Karriereambitionen sind ihm nicht so wichtig wie der Erfolg in der Sache. Linnemann kann mehr als Wirtschaftspolitik. So hat er sich mit vielen namhaften Autoren in einem weit beachteten Buch sehr kritisch mit dem politischen Islam auseinandergesetzt. Zuvor hatte er ebenfalls in einem Buch die Entkopplung der Politik von der Realität im Land detailliert beschrieben.

Das hat nicht jedem gefallen im Kreise der Abgeordneten und auch im Kanzleramt. Kanzlerin Merkel ist manchmal von seine Einwänden in den Gremiensitzungen genervt, schätzt ihn jedoch für seine fachliche Expertise.

Im aktuellen Kandidatenwettbewerb um den CDU-Vorsitz steckt Linnemann in einem Dilemma. Sein Verband favorisiert ganz eindeutig Merz, dem er inhaltlich auch am nächsten steht. Menschlich ist er aber viel stärker mit Spahn verbunden, der Armin Laschet unterstützt. Aber: Linnemann geht es um die Sache.