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Und plötzlich feiern alle Mitarbeiter krank

Air Berlin Kurz nachdem die Airlines einen tiefgreifenden Umbau bekannt gegeben hatten, meldeten sich viele Mitarbeiter krank. Warum sich ein Großteil der Belegschaft eines Unternehmens oftmals bedenkenlos krank melden kann und aus welchen Gründen Arbeitgeber gegen vorgetäuschte Krankmeldungen in den meisten Fällen machtlos sind, erzählt Alexander von Chrzanowski, Fachanwalt für kollektives Arbeitsrecht, im Interview.

Herr von Chrzanowski, war das kollektive Krankfeiern ein Versuch der Mitarbeiter, die Betriebsänderung zu verhindern?
Dieser Verdacht drängt sich natürlich auf, wenn sich kurz nach Bekanntgabe der Maßnahme plötzlich Hunderte Mitarbeiter beim Arbeitgeber krank melden.

Die Krankmeldungen müssen die Airlines so hinnehmen?
Ja. Wenn es keine weitergehenden Vereinbarungen im Arbeitsvertag gibt, dann braucht der Arbeitnehmer, sobald er sich unwohl fühlt und deshalb nicht zur Arbeit kommen kann, den Arbeitgeber nur über seine Abwesenheit informieren. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung muss er nach dem Gesetz erst nach dem dritten Krankheitstag vorlegen.

Aber es scheint ja offensichtlich zu sein, dass die Mitarbeiter beim kollektiven Krankfeiern aus anderen Gründen zu Hause bleiben.
Das Problem ist, dass der Arbeitgeber in der Beweispflicht ist: Er muss nachprüfen können, dass der Arbeitnehmer nur vorgibt, krank zu sein. Im Einzelfall mag das vielleicht in Ausnahmefällen möglich sein. Aber wenn beispielsweise die halbe Belegschaft zu Hause bleibt, ist das unmöglich. Der Arbeitgeber ist bei jedem einzelnen Mitarbeiter in der individuellen Beweispflicht. Denn selbst wenn er vorgetäuschte Erkrankungen bei einem Mitarbeiter belegen kann, kann er nicht behaupten, dass die anderen auch unberechtigt fehlen.

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Aber dem einzelnen Mitarbeiter könnte der Arbeitgeber kündigen?
Ja, wenn der Arbeitgeber die vorgeschobene Erkrankung nachweisen kann. Dennoch könnten einzeln gekündigte Arbeitnehmer auch dagegen noch klagen, wenn man es als herausgreifende Kündigung ansieht. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber selektiv Pflichtverletzungen bestimmter Arbeitnehmer verfolgt, anderen gegenüber aber – trotz Kenntnis von vergleichbaren Pflichtverletzungen – untätig bleibt. Wenn der Arbeitgeber aber deutlich mehr Arbeitnehmern eine Pflichtverletzung nachweisen kann, als er überhaupt kündigen will, kann das Auswählen und Kündigen einzelner Arbeitnehmer problematisch werden.

Also ist es im Fall von Tuifly und sinnvoll, vertraglich schon am ersten Krankheitstag ein Attest zu verlangen?
Das wäre auf jeden Fall eine Maßnahme, um organisiertes kollektives Krankfeiern zu erschweren. Dann kann der Arbeitgeber sagen: „Ich nehme die Abwesenheit zur Kenntnis, aber ich möchte sofort eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung haben.“

Welche Kosten verursacht kollektives Krankfeiern?
Das kann man nicht genau beziffern. Der Arbeitgeber muss seine Mitarbeiter, obwohl sie keine Arbeitsleistung erbringen, weiter bezahlen. Im produzierenden Gewerbe kommen zusätzliche Kosten aufgrund des Produktionsstillstandes hinzu. Tuifly und Air Berlin müssen als Dienstleister zusätzlich vermutlich mit Schadenersatzansprüchen der Passagiere rechnen.

Welche Methoden setzen Mitarbeiter neben dem vorsätzlichen Krankfeiern ein, um Interessen durchzusetzen?
Manche unzufriedene Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift – also nur das Notwendigste. Alles, was über den eigentlichen Arbeitsauftrag hinausgeht, blockieren sie. Wem der Arbeitgeber allerdings nachweisen kann, dass der Mitarbeiter unsorgfältig und absichtlich langsam arbeitet, muss dieser mit einer Abmahnung oder sogar Kündigung rechnen.

KONTEXT

Welche Mitarbeiter geliebt und welche gehasst werden

Wer kommt ins Fadenkreuz?

Was müssen Sie tun, um auf die Abschussliste zu geraten? Welche Mitarbeiter sind Lieblingsopfer von Mobbing? Martin Wehrle identifiziert die verschiedenen Typen. Die Vorstellung in aller Kürze...

Der Besserwisser

Besserwisser haben zwei Fehler: Erstens sind sie anderer Meinung als der Chef. Und zweitens sagen sie das auch noch öffentlich. Sie kratzen an der Autorität des Chefs und brauchen sich nicht wundern, wenn dieser sie zum Abschluss freigibt.

Der Rivale

Wenn ein Mitarbeiter alles hat, was eine Führungsposition braucht und sich zur Opposition aufbauen, muss sich der Chef Gedanken machen. Erstrecht wenn sie natürliche Autorität, Ehrgeiz und Fachwissen mitbringen. Es kann oft nur einen geben - und der Chef sitzt am längeren Hebel.

Der Miesmacher

Wenn Mitarbeiter Pessimismus verbreiten und schlechte Laune und nur Probleme sehen, wo andere Herausforderungen vermuten - dann sind sie Miesmacher und ebenfalls im Visier des Chefs. Wer die Seifenblasen der Motivation zerbläst, muss mit Mobbing-Attacken rechnen.

Die Schlafmütze

Wer tief im Brunnen der Frustration festsitzt und in Sitzungen apathisch aufs Ende wartet - der zieht auch gern die Wut des Chefs auf sich. Die Schlafmütze zeichnet sich dadurch aus, dass sie bei anfallender Arbeit selten zuständig ist und mit den dicken Däumchen der Routine auf die Frühverrentung wartet.

Das Alpha-Tier

Gefördert werden vom Chef dagegen Mitarbeiter-Typen wie das Alpha-Tier: Er ist ein geborener Führer wie der Rivale, allerdings fordert er den Vorgesetzten nicht zum Kampf auf. So schafft er es, vom Chef als Stellvertreter akzeptiert zu werden - auch ohne offizielle Ernennung. Das Team akzeptiert ihn als Leitwolf.

Der Oberexperte

Der Oberexperte ist quasi der Staatssekretär des Chefs, der, der die fachlichen Mängel ausgleicht. Er bereitet die Entscheidungen im Hintergrund vor und stärkt nach außen den Rücken.

Die graue Eminenz

Manchmal gibt es Urgesteine in einer Anteilung, die allerdings immer noch hellwach dabei sind und voller Tatkraft stecken. Der "alte Hase" steht dabei nicht im Verdacht, ehrgeizig auf den Chefsessel zu schielen.

Der Vorzeigestar

Das Talent, der Vorzeigestar, dessen Heldentaten die gesamte Firma aufschauen lassen. Der Chef ist stolz auf sein bestes Pferd im Stall, zumindest wenn es keinen Grund zum Zweifel an der Treue gibt.

Der treue Paladin

Der verlängerte Arm des Chefs - vor allem für kleinere Aufgaben. Kein schlechtes Wort über den Chef kommt über seine Lippen, aber für höhere Aufgaben eignet er sich auch nicht.