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Als „Pilotin“ den Mitarbeitern Halt geben: Diese Pläne hat die Bilfinger-Chefin

Ihre Rolle als CEO will die bisherige Bilfinger-Finanzchefin Christina Johansson nur übergangsweise ausfüllen. Was sie zum Verkauf von Tochterfirmen und Übernahmespekulationen sagt.

In ihrer Freizeit ist Christina Johansson eine Gipfelstürmerin: Die letzte Wanderung führte die Schweizerin ins Berner Oberland. Sie pendelt am Wochenende regelmäßig von Mannheim in die Schweiz. Denn Johansson ist seit rund drei Jahren Finanzchefin beim Industriedienstleister Bilfinger – und übernahm im Januar auch den Job als CEO, nachdem ihr Vorgänger Tom Blades seinen Posten überraschend geräumt hatte.

Doch dauerhaft wolle sie die Position nicht ausfüllen, sagte die Managerin dem Handelsblatt anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen am Donnerstag. „Ich habe zu viel Passion für meine Arbeit als Finanzchefin, die ich ja parallel auch weiterführe“, so die 54-Jährige. Überraschend ist das nicht: Schon bei ihrer Ernennung hatte der Aufsichtsrat mitgeteilt, parallel nach einem neuen Vorstandschef zu suchen.

Dabei hatte Johansson durchaus erfreuliche Zahlen zu verkünden: Trotz Corona-Pandemie konnte der frühere Baukonzern, der in den vergangenen Jahren eine harte Schlankheitskur durchgemacht hat, das Jahr 2020 mit einem Gewinn abschließen. Unterm Strich erzielte Bilfinger einen Jahresüberschuss von 99 Millionen Euro. Dazu trug freilich auch der Verkauf des Immobiliendienstleisters Apleona bei, an dessen Erlös der Konzern als ehemaliger Eigner zu knapp der Hälfte beteiligt war.

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Insgesamt spülte der Verkauf für Bilfinger rund 210 Millionen Euro in die Kasse. Die Finanzspritze will Johansson auch den Aktionären zukommen lassen. Auf 1,88 Euro je Aktie hat sich der Dividendenvorschlag des Vorstands erhöht. Damit will die Interimschefin die Dividende von 0,22 Euro aus dem vergangenen Jahr ausgleichen, die der Konzern aus Vorsichtsgründen wegen der Pandemie gekürzt hatte.

„Wir haben unseren Investoren die Zusage gemacht, während der Transformation eine stabile Dividende von einem Euro zu zahlen“, erklärt Johansson die Entscheidung, die Ausschüttung im Wesentlichen aus der Substanz des Unternehmens zu finanzieren. „Wir haben eine stabile Liquiditätssituation“, so Johansson. Angesichts der unsicheren Situation, aus der das Unternehmen komme, sei es für Bilfinger wichtig, gemachte Zusagen auch einzuhalten.

Konzentration auf Industriedienstleistungen

Als Baugigant war Bilfinger vor Johanssons Zeit wegen mehrerer Korruptionsskandale in Turbulenzen geraten. Ihr Vorgänger Tom Blades war 2016 angetreten, um die Aufräumarbeiten zu übernehmen. Johansson kam erst zwei Jahre später dazu; der seither eingeschlagenen Strategie fühlt sie sich aber weiter verpflichtet. Die sieht eine Konzentration des Konzerns auf Industriedienstleistungen vor, wobei sich Bilfinger zuletzt von mehreren Tochterfirmen getrennt hatte.

Dennoch ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. So hatte der frühere Vorstandschef Blades im abgelaufenen Geschäftsjahr versucht, sechs weitere Töchter zu verkaufen. Nur bei dreien waren die Versuche erfolgreich. Für die übrigen Gesellschaften will Johansson, die wie ihr verbleibender Vorstandskollege Duncan Hall (COO) an der Ausarbeitung der Strategie mitgearbeitet hatte, den Prozess nun weiterführen. „Rund 60 Prozent der Transformation haben wir schon geschafft“, so ihre Einschätzung.

Ihre eigene Rolle sieht sie dabei als „Pilotin“. Es sei wichtig, den Mitarbeitern in den derzeit unsicheren Zeiten genügend Halt zu geben. Das gelte auch für die zum Verkauf stehenden Tochterfirmen, die mittlerweile profitabel arbeiten würden. „Finden wir keinen Käufer, der diese Geschäfte besser weiterführen kann als wir, können wir sie wieder in unseren Konzern integrieren“, sagt Johansson. Einen konkreten Zeitpunkt für diese Entscheidung nannte sie aber nicht.

Kein Kommentar zu Übernahmespekulationen

Für Unruhe sorgen bei den Mitarbeitern auch die immer wieder aufflammenden Gerüchte über einen Verkauf von Bilfinger. Sowohl Finanzinvestoren als auch der französische Konkurrent Altrad hatten Medienberichten zufolge zuletzt Interesse an einer Übernahme geäußert. Entsprechende Interessenbekundungen hatte Johanssons Vorgänger Blades zwar bestätigt, aber abgebügelt. In einem internen Video hatte Blades vor seinem Abgang erklärt, es gebe keine entsprechenden Pläne.

Johansson hingegen äußerte sich nun etwas vorsichtiger. „Ich werde derartige Spekulationen nicht kommentieren“, so die Interimschefin. Die Mitarbeiter vertrauten darauf, dass der Vorstand bei seinen Entscheidungen stets das Wohl aller Stakeholder im Blick habe. „Und das können sie auch“, versicherte die Schweizerin. Sollte der Aufsichtsrat einen Nachfolger finden, will sie Bilfinger weiter als Finanzchefin zur Seite stehen.