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Warum Piëch uns fehlen wird

Es ist zwar ein Abschied auf Raten, aber es bleibt ein Abschied: Mit dem Verkauf seiner Anteile trennt sich Ferdinand Piëch immer weiter von seinem Lebenswerk. Zumindest die Medien werden ihn vermissen.

Es war nicht immer leicht mit Ferdinand Piëch. Nicht für seine Untergebenen, die die hohen Ansprüche des Patriarchen erfüllen mussten. Nicht für die Manager, die Seite an Seite mit dem Porsche-Erben arbeiteten. Und auch nicht für die Medien, die die lange Karriere des heute 79-Jährigen begleitet haben.

Mit Piëch verabschiedet sich ein Manager-Typus, der in Zeiten aalglatter Bosse in der deutschen Wirtschaft selten geworden ist. Ein Mann der klaren Worte. Mit ein oder zwei Sätzen konnte er mit dem Elektroauto abrechnen, verdiente Mitarbeiter aufs Abstellgleis schieben oder öffentlich bloßstellen.

Unvergessen sind etwa Piëchs Sprüche über den damaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Auf die Frage von Journalisten, ob Wiedeking sein Vertrauen genieße, sagt der damalige VW-Aufsichtsratschef: „Zurzeit noch. Das ,Noch‘ können Sie streichen.“ Und natürlich jenes verhängnisvolle Zitat, das seinen eigenen Abschied bei VW einläutete: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“

Gerade die Geschichte um diesen Satz charakterisiert Piëch bestens: Wohl überlegt brachte er einen Machtkampf ins Rollen, mit dem die wenigsten gerechnet hatten. Mit nur einem Satz brach er mit seinem jahrelang aufgebauten Schützling und potenziellen Nachfolger – manche sagen gar „Bruder im Geiste“. Was andere über diesen Zug dachten, interessierte ihn nicht: Die öffentliche Attacke war nicht einmal mit den Familienangehörigen abgesprochen.

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Der Familien-Zwist begann schon früh

Doch es gab auch den anderen Piëch: Den, der bei aus seiner Sicht falscher Berichterstattung schnell seine Anwälte losschickte. Nur um den Medien im nächsten Moment mit einem scharfen Spruch neues Futter zu liefern.

Für Piëch ist Wirtschaft nicht nur ein Geschäft. Ein Deal ist auch immer ein persönliches Duell – ob mit einem konkurrierenden Firmenchef, dem angestellten Manager oder dem eigenen Clan. Und das nicht erst in den letzten Jahren, wie ein Blick in seine Biografie zeigt.

Als der Porsche-Enkel 1965 mit gerade einmal 28 Jahren die Verantwortung für Porsches Rennabteilung übernahm, trieb er den Sportwagenbauer mit seinem Ehrgeiz nahezu in den Ruin. Trotz einiger Rennsiege sollte der große Erfolg her, ein Triumph bei den legendären 24 Stunden von Le Mans.

Die Kosten für das eilig aufgestellte Projekt stiegen und stiegen – und der Porsche 917 hätte beinahe gar nicht starten dürfen: Um eine Startberechtigung zu erhalten, musste Porsche 25 fahrbare Exemplare bauen. Ferdinand Piëch stellte dem Weltverband 25 Karossen auf den Hof – aber nur die wenigsten hatten einen Motor, der Großteil waren leere Hüllen aus Aluminium. Das Risiko zahlte sich aus: Da die Kontrolleure nicht genau hinschauten, bekam er die Starterlaubnis – und holte 1970 den begehrten Sieg. Können Sie sich heute einen Dax-Chef vorstellen, der ein solches Wagnis eingehen würde?

Doch in der Familie herrschte wegen des Hauruck-Projekts Knatsch. „Dass du dem Ferdi diesen Wahnsinn durchgehen lässt“, soll sich einer der Porsche-Söhne bei seinem Vater Ferry, Ferdinands Onkel, beschwert haben.

Eine Dauer-Fehde, die sich von den Sechzigerjahren bis heute erzählen ließe. Ferdinand Karl und die Familie Piëch, das hat allem Zusammenhalt zum Trotz nie so ganz gepasst. Das Alpha-Tier, das die eigenen Interessen über die der lästigen Geschwister und Cousins stellte, treibt jetzt den Abschied auf Raten voran. Der Generationswechsel, der für die anstehende Hauptversammlung der Porsche SE für Mai dieses Jahres erwartet worden war, ist derzeit verschoben.

Wann Piëch endgültig abtritt, ist noch nicht bekannt – es kann sich um Wochen, aber auch im Monate handeln. Klar ist: Ein Typ, wie Ferdinand Piëch es war, wird nicht nachrücken. In der vierten Generation, den Urenkeln von Ferdinand Porsche, hat das Freund-Feind-Denken ausgedient. „Es ist nicht mehr entscheidend, welchen Nachnamen jemand trägt“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Kenner.

Wie aus familiennahen Kreisen zu hören ist, schauen die jüngsten Porsche-Erben geradezu neidvoll auf BMW. Ruhig, zurückhaltend und im Austausch mit dem Management regeln die Quandt-Erben Stefan Quandt und Susanne Klatten ihre Angelegenheiten. Wenn über sie geschrieben wird, dann mit Schlagworten wie „der stille Multimilliardär“ oder „das geringe Geltungsbedürfnis“. Bei dem Porsche-Piëch-Clan klang das in den vergangenen Jahren zumeist anders.

Sobald das Kapitel „Ferdinand Karl Piëch“ in der Porsche SE geschlossen ist, dürfte es in der Tat ruhiger werden und ein neues Zeitalter beginnen. Schade drum.

KONTEXT

Aktionärsverteilung der Volkswagen AG

Porsche Holding PSE

Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE hält 52,2 Prozent der Volkswagen-Stammaktien.

Quelle: Unternehmen, eigene Recherchen

Land Niedersachsen

Das Land Niedersachsen ist in Besitz von 20,0 Prozent der Stammaktien. Damit hat die Staatskanzlei bei wichtigen Entscheidungen – etwa einer Kapitalerhöhung – ein Vetorecht, da bei Volkswagen solche Entscheidungen mit 80 Prozent der Stimmen plus einer Aktie getroffen werden müssen. Weitere Vorzüge für das Land Niedersachsen wurden nach einem EuGH-Urteil 2007 gestrichen.

Qatar Investment Authority

Die Kataris haben sich im Zuge der Porsche-Übernahme 2009 mit 17 Prozent der Stammaktien eingekauft. Den Anteil hält der Staatsfonds bis heute, es sitzen auch zwei Vertreter Katars im Aufsichtsrat.

Freefloat

10,8 Prozent der Stammaktien befinden sich in Streubesitz.