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Paukenschlag gegen Kölner Cum-Ex-Jägerin: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Karin Matussek sieht bislang kein Anklagen-Fließband. — Abonnieren Sie hier unseren Gratis-Newsletter Fünf Themen des Tages.

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Kein Grund für knallende Sektkorken

Ein Paukenschlag war es schon, was der nordrhein-westfälische Justizminister Benjamin Limbach am Mittwoch verkündete: Die Kölner Hauptabteilung H, in der 32 Staatsanwälte in Sachen Cum-Ex – und damit vor allem gegen die globale Finanzindustrie — ermitteln, wird geteilt. Auch wenn Limbach, ganz im Stile der Justiz, keine Namen nannte, ist klar, dass dies auf Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker zielt, das Gesicht der Cum-Ex-Ermittlungen in Deutschland. Knallen in den Banken nun wieder die Sektkorken, wie Gerhard Schick von Finanzwende postwendend zeterte?

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Ein grüner Justizminister steht nicht unbedingt im Verdacht, gern Investmentbanker zu beschenken. Und auch die (Verschwörungs-)These, es gehe darum, Bundeskanzler Olaf Scholz vor unliebsamen Ermittlungen in der Causa Warburg abzuschirmen, ist wackelig: dann hätte man Brorhilker ganz absetzen müssen – und zwar sofort. Limbach hat zudem Scholz’ E-Mails an den Hamburger Untersuchungsausschuss übergeben.

Brorhilker hat unermessliche Verdienste in der Cum-Ex-Verfolgung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es im Kölner Gebälk immer wieder knarzt. Von “Anklagen wie am Fließband”, wie sie Limbachs Vorgänger versprach, ist nichts zu sehen. Bald 12 Jahre nach dem Ende von Cum-Ex ist die Bilanz zu mager.

Ob das mit einer Teilung der Macht besser wird, bleibt abzuwarten. Limbach geht damit auch ein Risiko ein. Sein Neuer wird liefern müssen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Boris Groendahl: UBS nicht allein zu Hause, deutsche Schrumpfkur, Finanzen sind relativ, Evergrande ausgesetzt, und Apples Hosenwärmer.

UBS nicht allein zu Hause

In den letzten 20 Jahren war für die meisten Emittenten die Credit Suisse die Bank der Wahl bei Bonds in Schweizer Franken. Mit dem Verschwinden der Bank hat jetzt der Kampf um Marktanteile begonnen. Natürlich ist Käufer UBS in der Pole Position, doch die europäischen Investmentbank-Platzhirsche Deutsche Bank und BNP sind ihr auf den Fersen. Deutsch-Banker Mark Lewellen ortet auch bei der Kundschaft den Wunsch, es möge auf diesem Markt mehr Wettbewerb geben — zumal bei steigendem Zinsabstand der in Verruf geratene Franken-Carry-Trade gerade wieder schwer in Mode kommt. So hohe Emissionsvolumina wie jetzt haben die Banker seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen. In China kann die UBS unterdessen nicht zwei Lizenzen im selben Geschäftsbereich halten, und hat daher nun informierten Kreisen zufolge Interessenten eingeladen, für das Wertpapiergeschäft der Credit Suisse in der Volksrepublik Angebote einzureichen.

Deutsche Schrumpfkur

Die deutsche Wirtschaft dürfte erstmals seit der Pandemie ein Gesamtjahr mit einem negativen Wachstum abschließen. Nach der Prognose der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wird die Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 um 0,6% sinken. Das ist ein stärkerer Rückgang als vom IWF und der EU-Kommission prognostiziert. Dazu passt, dass sich das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum weiter eingetrübt hat und im September auf ein Jahrestief gefallen ist. Die Inflation zeigt sich von der Misere unbeeindruckt, zumindest in Spanien, wo sich die Teuerung den zweiten Monat in Folge beschleunigt hat. Bloomberg Economics zufolge könnte es im Oktober noch weiter aufwärts gehen. In Deutschland hingegen könnte es Entlastung für die Verbraucher geben, wenn sich der Inflationstrend im bevölkerungsreichsten Land bei der Veröffentlichung um 14 Uhr im Bund widerspiegelt: Nordrhein-Westfalen meldete einen Absturz der Jahresrate auf 4,2% im September von 5,9% im August.

Finanzen sind relativ

Für den Kapitalanleger macht es langfristig eine deutlichen Unterschied, ob er in Aktien oder Anleihen investiert — kurzfristig aber auch, wie der Blick auf AMS-Osram zeigt. Der Sensor- und LED-Spezialist hat komplexe Finanzierungsmaßnahmen im Gesamtwert von 2,25 Milliarden Euro angekündigt, die am Finanzmarkt heute zu Verwerfungen führten. Angesichts einer erheblich verwässernden Kapitalerhöhung fiel die in Zürich notierte Aktie des österreichisch-deutschen Konzerns um fast 23% auf das 12-Jahrestief von glatten 4 Franken. Da der Schritt dem Schuldenabbau und damit der Bonitätsverbesserung dient, waren die Anleihen des Hauses indessen rege gesucht. Papiere mit Fälligkeit 2025 legten 4 Cent je Euro zu auf 98,6 Cent. Vontobel merkt an, die Bezugsrechtsemission sei mit rund 50% des Börsenwerts erheblich größer als befürchtet. Die diesbezügliche Unsicherheit sei nun aber fort. Das Kursziel der Bank liegt bei 12 Franken.

Evergrande ausgesetzt

Der Handel in China Evergrande Group und ihren Tochtergesellschaften ist am heutigen Donnerstag in Hongkong ausgesetzt worden. Am Vortag hatten informierte Personen berichtet, der Gründer des Immobilienriesen sei von der Polizei abgeführt worden. In einer Börsenmitteilung wurde kein Grund für die Suspendierung genannt. Evergrande-Chef Hui Ka Yan steht unter sogenannter Aufenthaltsüberwachung, ist zu hören. Dies ist nicht gleichbedeutend mit einer formellen Festnahme oder Verhaftung und bedeutet nicht, dass Hui eines Verbrechens angeklagt ist. Die Ereignisse werfen Fragen über das Schicksal des am höchsten verschuldeten Bauunternehmens der Welt auf. Rückschläge bei den Umstrukturierungsplänen haben in den letzten Tagen die Finanzmärkte beunruhigt und das Risiko einer Liquidation erhöht. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Hui ist seit mehr als drei Jahrzehnten KP-Mitglied und hat in Bereiche investiert, die der Parteispitze genehm sind.

Apples Hosenwärmer

Ein heißes Produkt ist genau das, was man sich als Marketingverantwortlicher wünscht. Wenn das Produkt jedoch zu heiß wird — wie bei Apples Neuheiten iPhone 15 Pro und Pro Max — kann dies zu Beschwerden führen. Auf Online-Plattformen wie Reddit und X häufen sich Kundenberichte über Geräte, die sich beim Spielen, Telefonieren oder Videochatten heiß anfühlen. Herz der Smartphones ist Apples neuer Chip A17. Zum Problem bei den Geräten könnten indessen auch im Hintergrund laufende Programme oder Prozesse bei der Ersteinrichtung beitragen. Für Unmut hatten bereits knapp 60 Dollar teure iPhone-Hüllen gesorgt, deren Gewebematerial als schmutzempfindlich kritisiert wurde. Mit dem iPhone erzielt Apple rund die Hälfte des Konzernumsatzes. Unterdessen stehen heiße neue Geräte von Apple, Google und Meta im Bereich Virtuelle Realität gerade vor der Zulassung durch die US-Behörden.

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