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„Die Pandemie hat für einen wahren Bio-Boom gesorgt“

Der Appetit auf Bio-Lebensmittel steigt. Die Coronapandemie tat der Nachfrage keinen Abbruch. Im Gegenteil: Der Lockdown an Weihnachten und Silvester dürften den Bio-Boom sogar noch weiter befeuern.

Die Pandemie hat den Wunsch nach gesunder Ernährung und Nachhaltigkeit noch einmal gestärkt. Die Folge: Der Markt für Bio-Lebensmittel boomt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Markforschungsunternehmens Nielsen. „Wir beobachten schon seit einiger Zeit, dass Bio-Produkte bei den Deutschen immer beliebter werden“, sagt Nielsen-Experte Enrico Krien. Dieses Jahr habe sich die Entwicklung noch mal merklich beschleunigt. „Die Coronapandemie hat für einen wahren Bio-Boom gesorgt“, so Krien. Das könnte auch an Vorrats- und Alternativkäufen liegen. Den Nielsen-Daten zufolge landeten rund 17 Prozent mehr Bio-Produkte in den Einkaufswagen der Verbraucher als im Vorjahreszeitraum.

Aktuell sehe man beispielsweise bei Wurstwaren, Tiefkühlkost und Backwaren ein hohes Umsatzwachstum, so Krien. Der Trend hin zu mehr Bio ziehe sich aber durch nahezu alle Warengruppen. Milchprodukte und Trockenfertigprodukte werden demnach am meisten in Bio-Qualität gekauft.

Das kann auch Markus Mühleisen, Deutschland-Chef von Arla Foods bestätigen. Die schwedisch-dänische Molkereigenossenschaft ist gemessen an der verarbeiteten Milchmenge die weltweit viertgrößte Molkerei und der größte Bio-Milchproduzent der Welt. „Corona hat definitiv einen positiven Effekt auf Bio-Milchprodukte – von Joghurt bis zur Trinkmilch“, konstatiert Mühleisen. „Während der Coronapandemie haben wir, etwa im Frühjahr, eine deutlich erhöhte Nachfrage gesehen – da kam vorher selbst die Weihnachtszeit nicht ran“.

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Die Pandemie verstärke damit eine generelle Entwicklung. Denn die Nachfrage nach Bio-Produkten sei schon vor Corona im Januar, Februar 2020 sowie 2019 deutlich gestiegen, sagt Mühleisen. Dafür gebe es eine Reihe von Gründen: „Die Verbraucher wünschen sich einerseits mehr Nachhaltigkeit, Tierwohl und wollen solche Produkte unterstützen“, sagt der Arla-Manager. Zudem wollen sie gesünder essen – gerade in Krisenzeiten. „Wir gehen davon aus, dass die Coronapandemie die Wertschätzung für Lebensmittel erhöht hat“, sagt Mühleisen.

Bio-Brot statt Böller

Außerdem steht bei vielen Verbrauchern angesichts ausgefallener Restaurantbesuche und abgesagter Urlaubsreisen aktuell mehr Geld für hochwertige Lebensmittel zur Verfügung. Der Effekt könnte durch den aktuellen Lockdown sogar noch verstärkt werden. Wieder fallen Reisen und Restaurantbesuche aus, Schule und Kitas sind geschlossen und Familien müssen mehr Mahlzeiten selber kochen. Gerade an den Festtagen werden sie sich dabei ‚etwas gönnen‘ wollen.

Da die meisten stationären Geschäfte schließen mussten und nicht alle Konsumenten zum Geschenkekauf auf Onlineshops ausweichen werden, dürften die finanziellen Mittel durchaus vorhanden sein. Zudem fallen einige Konsumausgaben – etwa für den Kauf von Raketen und Böllern – in diesem Jahr aus, was die Haushaltsbudgets für Lebensmittel zusätzlich erhöhen könnte.

Von dem Aufschwung der Branche profitieren neben den Herstellern auch Handelsketten wie die Bio-Kette Alnatura, die im Geschäftsjahr 2019/2020 (30. September) erstmals mehr als eine Milliarde Euro umgesetzt hat. Erlöse von 1,08 Milliarden Euro bedeuteten eine Rekordsteigerung um 19,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sagte jüngst Unternehmensgründer Götz Rehn. Aber auch in den Regalen der klassischen Supermärkte und Discounter sind Bio-Lebensmittel längst Standard. Vom Umsatzvolumen her ist der Discounter Aldi klar Bio-Marktführer und will die eigene Position ausbauen. Lidl hat Produkte mit dem Zeichen des Anbauverbandes Bioland gelistet. Kaufland setzt auf Premium-Bio von Demeter.

Für die Kaufentscheidung seien solche Bio-Siegel wichtig, sagt Ev Bangemann, Leiterin des Bereichs Konsumgüter und Handel bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Das belege eine aktuelle Umfrage unter Verbrauchen. „Auch wenn Kunden nicht ausschließlich auf Bio-Siegel achten, gibt es Produktgruppen, bei denen Bio-Qualität eine größere Rolle spielt“, so Bangemann. Dazu gehörten etwa Fleisch, Fisch und weitere Produkte tierischen Ursprungs. 21 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass sie „bereit sind, für nachhaltigere Produkte mehr auszugeben“, so Bangemann. Für Produzenten wie Händler gewinnt der Bio-Markt als Wachstumstreiber in Corona-Zeiten damit zusätzlich an Bedeutung.

Genug Potenzial ist vorhanden: Trotz des Booms liegt der Umsatzanteil des Bio-Segments im gesamten Lebensmittelhandel noch immer bei überschaubaren 5,7 Prozent.

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