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Noch eine Baustelle

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die Anlagesparte der Deutschen Bank, die Deutsche Asset Management, muss im lukrativen Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds hohe Mittelabflüsse hinnehmen. Dabei wächst der Markt für diese „Exchange Traded Funds“, kurz ETFs, weiter rasant, und die gehört eigentlich zu den ganz großen Spielern. Experten machen für den Rückschlag nicht nur Verschiebungen bei den Präferenzen der Anleger verantwortlich, sondern auch die Turbulenzen, die das größte heimische Geldhaus in den vergangenen Monaten erschütterten.

Von Januar bis Oktober sammelten die 43 ETF-Anbieter in Europa rund 33 Milliarden Euro an frischem Kapital ein. Die Deutsche Asset Management verlor auf diesem Feld jedoch gegen den Trend 4,5 Milliarden Euro. Mit rund 52 Milliarden Euro Kapital in diesem Segment bleibt die Deutsche-Bank-Sparte nach dem mit großem Vorsprung führenden US-Verwalter Blackrock zwar die Nummer zwei, aber der Vorsprung auf den französischen Konkurrenten Lyxor Asset Management ist deutlich geschrumpft. Über Jahre hinweg hatte die Deutsche-Bank-Einheit Lyxor immer weiter hinter sich gelassen. Jetzt droht sich der Trend umzukehren.

„Wir wollen weiter Marktanteile gewinnen, den Abstand zur Nummer zwei verringern, sie auf Sicht auch überholen“, gibt sich Stefan Kuhn, Deutschlandchef von Lyxor kämpferisch. Dagegen wehrt sich naturgemäß Simon Klein, der das europäische und asiatische Geschäft für die ETFs der Deutschen Asset Management verantwortet: „Wir bleiben die Nummer zwei und werden diese Position im nächsten Jahr stärken.“

Das Thema Reputation Es gibt allerdings Stimmen im Markt, die den Rückschlag für die Deutsche Asset Management in diesem Geschäft der allgemeinen Unruhe in der Anlagesparte sowie den permanenten Negativ-Schlagzeilen über die Mutterbank zuschreiben. „Der Umbau der Anlagesparte schürt ebenso Unsicherheit bei den Anlegern wie die Stressnachrichten über die Bank, beispielsweise über die erwarteten hohen Strafzahlungen in den USA wegen der Hypothekengeschäfte in der Finanzkrise“, sagt der Vertreter eines Konkurrenten.

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Ähnliche Urteile hört man von Analysten. „Investoren mögen Stabilität bei den Produkten und den dahinterstehenden Firmen“, sagt beispielsweise Deborah Fuhr, Leiterin der Researchfirma ETFGI in London. „Nach dem Wechsel im Management und anderen Sorgen über die Bank werden sich Investoren zurückziehen - bis wieder Sicherheit da ist“, ergänzt sie.

In der Asset-Management-Sparte hat innerhalb kurzer Zeit mehrfach die Führung gewechselt. Seit Anfang Oktober leitet der ehemalige Axa-Manager Nicolas Moreau den Bereich. Der Franzose löste den Amerikaner Quintin Price ab, der nach nur wenigen Monaten seinen Job aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.


Nach dem Brexit wollen Anleger raus aus Europa

Dazu kamen einige prominente Abgänge. Steffen Leipold, ehemaliger Vertriebschef für Deutschland und Österreich, heuerte bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) an, und der prominente Fondsmanager Henning Gebhardt wechselte zur Hamburger Privatbank Berenberg. Bei der Deutschen Bank war er für Aktienfonds mit einem Vermögen von insgesamt mehr als 100 Milliarden Euro verantwortlich.

Zusätzlich verunsichert wurden die Mitarbeiter von Deutscher Asset Management durch Verkaufsgerüchte. Hartnäckig hielten sich Spekulationen, dass sich die Bank von dem Bereich trennen könnte, um mit dem erhofften milliardenschweren Erlös ihre dünne Kapitaldecke zu stärken. Vorstandschef John Cryan reagierte mit einem Brief an die Mitarbeiter, in dem er versicherte: „Die Deutsche Asset Management ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil unseres Geschäftsmodells.“ Aber noch immer wird spekuliert, ob die Bank über einen Börsengang nicht zumindest einen Teil der Sparte zu Geld machen könnte, die in den ersten neun Monaten 2016 vor Steuern immerhin 550 Millionen Euro verdiente, sieben Prozent mehr als im Vorjahr.

Allerdings zogen die Anleger laut den Daten des nationalen Fondsverbands in den ersten drei Quartalen fast zwölf Milliarden Euro aus der Sparte ab. Die großen deutschen Konkurrenten wie Global Investors, Union Investment und auch die Dekabank haben dagegen gleichzeitig Milliarden an frischem Kapital eingesammelt.

Klein von Deutscher Asset Management glaubt nicht, dass die Abflüsse im Indexfondsgeschäft mit den Problemen der Bank zusammenhängen. Das Minus sei „marktbedingt, bei uns ist die Stimmung gut“, argumentiert er. Für ihn ist die aktuelle Entwicklung lediglich die Umkehr der Zuflüsse aus dem vergangenen Jahr. Die Anlagesparte hatte damals vom hohen Interesse an europäischen Aktien profitiert. Investoren kauften damals in großem Stil ETFs etwa auf den Dax oder Euro Stoxx 50.

In diesem Jahr habe sich diese Vorliebe allerdings in eine Fluchtbewegung verwandelt. „Gerade nach dem Brexit wollten Anleger raus aus Europa und haben diese Fonds verkauft - das war ein Nachteil für uns“, erläutert Klein. Die Produkte beispielsweise auf den Euro Stoxx 50 und Dax hätten gelitten. Der große Renner seien Anleihe-ETFs gewesen. Nur könne die den Investoren in diesem Segment noch nicht die gesuchten Fonds bieten.

Aber diese Argumente ändern nichts daran, dass sich die Konkurrenz im lukrativen Geschäft mit Indexfonds weiter verschärft. In diesem Jahr haben die Nummer vier und fünf, UBS und Amundi, ihr Kapital deutlich gesteigert. Beide Adressen machen aus ihren Wachstumsambitionen keinen Hehl - und das sind im Moment keine guten Nachrichten für die ohnehin sorgengeplagte Deutsche Bank.

KONTEXT

Die besten Anlagen im ersten Halbjahr 2016

Aktien USA

Zu Jahresbeginn ging es auch für die großen US-Aktienindizes kräftig nach unten, später erholten sich die Börsen jedoch - anders als in Europa wieder deutlich - und steuerten sogar auf neue Jahreshochs zu. Der Brexit verhagelte auch US-Anlegern die Stimmung. Dennoch liegt Leitindex Dow Jones auf Halbjahressicht 2,9 Prozent im Plus. Für Euro-Anleger ist der Gewinn etwas geringer, aus 100.000 investierten Euro wurden für sie aber immerhin 100.720 Euro.

Aktien Schwellenländer

Die Aktien der Schwellenländer haben sich insgesamt von ihrem Absturz des vergangenen Jahres erholt als der MSCI Index für Emerging Markets noch um 16 Prozent abgestürzt war. Im ersten Halbjahr 2016 legte der auf Dollar lautende Index gut fünf Prozent zu. In Euro gerechnet blieb ein Plus von 3,07 Prozent - aus 100.000 Euro machten Anleger 103.070 Euro.

US-Staatsanleihen

Die Unsicherheit der Investoren hat US-Staatsanleihen Zulauf beschwert Dazu kommt, dass Investoren inzwischen nicht mehr daran glauben, dass die US-Notenbank Fed ihren im Dezember vergangenen Jahres ganz vorsichtig eingeleiteten Zyklus der Leitzinserhöhungen fortsetzt. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in US-Staatsanleihen gesteckt hat, hat jetzt 103.320 Euro.

Euro-Unternehmensanleihen

Seit Juni kauft die Europäische Zentralbank (EZB) Euro-Anleihen von Unternehmen abseits der Bankbranche mit guter Bonität. Die Käufe beziehungsweise schon vorher die Erwartung der EZB als neuen großen Investor trieben die Kurse. Gemessen am Index der Bank of America Merrill Lynch verdienten Anleger mit den Firmenbonds 5.350 Euro, wenn sie im Januar 100.000 Euro investierten.

Deutsche Staatsanleihen

Bundesanleihen sorgten im ersten Halbjahr für viel Aufsehen. Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank, die Niedrigzinsen und die Unsicherheit der Anleger über die wirtschaftliche Entwicklung bescherten den deutschen Staatsanleihen regen Zulauf. Selbst die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe rentiert im Minus, am Tag nach dem Brexit-Entscheid fiel sie auf bis zu minus 0,17 Prozent. Für Anleger, die gleich zu Jahresbeginn 100.000 Euro in deutsche Staatsanleihen investierten machten damit Gewinn aus den minimalen Zinsen und den deutlichen Kurssteigerungen von 6.800 Euro.

Anleihen Schwellenländer

Die Anleihen der Schwellenländer haben sich kräftig erholt. Das liegt auch daran, dass die US-Zinswende stockt und die Renditen der US-Staatsanleihen so deutlich gefallen sind. Außerdem haben sich die Fundamentaldaten in vielen Emerging Markets verbessert. Euro-Anleger machten mit auf Dollar lautenden Staatsanleihen gemessen am Index von JP Morgan einen Gewinn von 10.160 Euro, wenn sie am Jahresanfang 100.000 Euro investierten.

Gold

Gold glänzte nach einer fünfjährigen Talfahrt wieder. Zum einen sorgte die Unsicherheit der Anleger mit Blick auf die Weltwirtschaft für die Flucht in die Krisenwährung Gold. Zum anderen machen die Negativrenditen vieler Staatsanleihen in der Euro-Zone und in Japan Gold als Anlage erneut attraktiver. Allein im Juni stieg der Goldpreis um 8,5 Prozent. So stark ist er in einem Juni zuletzt im Jahr 1980 gestiegen. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in Gold investierte hat nach einem halben Jahr 122.860 Euro.

Öl

Der Ölpreis fiel zwar bis Ende Januar auf ein Zwölfjahrestief von rund 27 Dollar, setzte dann aber zu einer Rally an und kostet aktuell rund 50 Dollar. "Das liegt vor allem, dass die USA deutlich weniger Öl produzieren", erklärt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. In Euro gerechnet wurden aus 100.000 am Ölmarkt investierten Euro auf 130.450 Euro.

Sojabohnen

Auftrieb gab es auch bei vielen Agrarrohstoffen, die ebenfalls ihre jahrelange Talfahrt stoppten. Hauptgründe dafür waren Dürren und extreme Wetterlagen, die teils die Ernte bedrohen. Allen voran stieg der in Dollar notierte Preis für Sojabohnen um fast 35 Prozent. Aus 100.000 in den Agrarrohstoff investierten Euro wurden so im ersten Halbjahr 131.800 Euro.

Aktien Peru

Die Börse in Peru ist als Überraschungsaufsteiger weit nach vorne gerückt, nachdem die Kurse zuvor fast vier Jahre stetig gefallen waren. Aus 100.000 an der Börse in Lima investierten Euro wurden in diesem Jahr bislang 142.990 Euro. Die US-Bank Goldman Sachs sieht Peru "makrookönomisch in optimaler Verfassung" mit zunehmenden Wirtschaftswachstum und sinkender Inflation. Allerdings sind die Umsätze an der Börse gering, und dort sind nur wenige Werte notiert.

Aktien Brasilien

Der brasilianische Bovespa-Index legte in den ersten sechs Monaten des Jahres zweistellig zu, nachdem er im Januar noch auf ein Siebenjahrestief gefallen war. Da auch der zuvor unter die Räder gekommene Real deutlich aufwertete machten Anleger die 100.000 Euro in Brasiliens Leitindex investiert haben, daraus im ersten Halbjahr 143.420 Euro. Besser schnitt keine andere Anlage ab. Dabei setzen Anleger nach der Ablösung von Präsidentin Dilma Rousseff auf ein Ende des politischen Stillstands und auf Reformen. Aber: Brasilien steckt nach wie vor in der Rezession, als wirtschaftlich gerechtfertigt, gilt der Börsenaufschwung in dieser Form nicht.

Schlussstand für alle Werte: 30.06.2016, Angaben ohne Transaktionskosten

KONTEXT

Die zehn größten Fondsanbieter am deutschen Markt

Franklin Templeton

19 Milliarden Euro

Generali Invest

31 Milliarden Euro

Blackrock

40 Milliarden Euro

Helaba Invest

113 Milliarden Euro

HSBC Trinkaus&Burkhardt

169 Milliarden Euro

Universal-Investment

206 Milliarden Euro

Union Investment (Volksbanken)

220 Milliarden Euro

Deka (Sparkassen)

222 Milliarden Euro

DeAWM (Deutsche Bank)

291 Milliarden Euro

Allianz Global Investors

367 Milliarden Euro

Quelle

Quelle: Fondsverband BVI

Dargestellt ist das Publikums-/Spezial-/Immobilienfondsvermögen // Gesamtvolumen 2600 Milliarden Euro

Stand: 31.12.2015