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Bis zu neun Milliarden Euro bis 2024: Deutsche Bahn kämpft mit riesigem Finanzloch

Der Bund will dem Staatskonzern mit 5,5 Milliarden Euro helfen. Das wird nicht reichen, da die Prognosen für 2021 schlechter ausfallen als gedacht.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn muss sich am 9. Dezember erneut mit den Folgen der Coronakrise beschäftigen. Konzernchef Richard Lutz und Finanzvorstand Levin Holle werden nach dem erneuten Teillockdown in diesem November ihre Verlustprognose vom Mai revidieren müssen. Bislang waren sie von einem Finanzloch in Höhe von 8,2 Milliarden Euro durch Corona in Deutschland ausgegangen. Jetzt dürften es nach Handelsblatt-Informationen aus Kreisen des Konzerns zwischen 8,8 und neun Milliarden Euro bis 2024 werden.

Auch Bahn-Personalchef Martin Seiler sprach am Mittwoch nach den gescheiterten Schlichtungsverhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GdL von „weiter steigenden Schäden“. Dieses Jahr läuft zwar besser, das nächste Jahr aber schlechter als erwartet. Von dem im Mai berechneten, noch schlechteren Szenario mit 10,2 Milliarden Euro Corona-bedingten Schäden sei die Bahn aber „weit entfernt“, heißt es im Umfeld des Unternehmens.

Zu den Verlusten im Deutschlandgeschäft kommen die Verluste im Ausland, speziell bei der britischen Tochtergesellschaft Arriva. Dort wird der negative Corona-Effekt auf 2,5 Milliarden bis 2,9 Milliarden Euro geschätzt – unter anderem auch durch erneute Abschreibungen auf den Wert der Beteiligung. Arriva gilt Bahn-intern inzwischen als Sanierungsfall. An einen Verkauf ist nicht zu denken. Deshalb muss Finanzchef Holle bislang kalkulierte Einnahmen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro streichen.

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Die Bahn selbst will sich zur Geschäftsentwicklung nicht äußern. Allerdings hatte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber vor wenigen Tagen in einem Interview angedeutet, dass allein die Verluste im Fernverkehr in die Milliarden gingen. Zum Halbjahr fuhr die Deutsche Bahn 720 Millionen Euro Minus mit ihren ICEs und Intercitys ein. Positiv wirkten sich da noch die extrem guten Monate Januar und Februar aus. Dann kam Corona.

Zur Jahresmitte waren die Fahrgastzahlen und das Güteraufkommen unerwartet gut. Mit steigenden Coronazahlen geht es seit September aber wieder abwärts. „Nur noch jeder dritte Platz im Zug ist besetzt“, hatte Huber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt. Vor Corona lag die Auslastung der Fernzüge bei 56 Prozent – Tendenz steigend.

Keine schnelle Erholung ab 2022

Die Bahn ist allerdings entschlossen, auch jetzt das Zugangebot weitgehend zu halten. Derzeit seien 85 bis 90 Prozent aller Fernzüge nach Fahrplan im Einsatz. Die FDP-Opposition im Bundestag schimpft daher über „Geisterzüge“ und fordert den Bahn-Vorstand auf, wie die italienische oder französische Staatsbahn den Zugverkehr drastisch einzuschränken, um Kosten zu reduzieren.

Der Bahn-Vorstand kontert solche Forderungen schon immer mit dem Hinweis auf die hohen Fixkosten, die anfielen – ob der Zug nun fahre oder nicht. „Weniger zu fahren würde unsere wirtschaftlichen Probleme eher vergrößern“, sagte Huber.

Im Mai hatten Deutsche Bahn und Bundesregierung Finanzhilfen von insgesamt 5,5 Milliarden Euro für den Staatskonzern vereinbart. Damit sollten Schäden durch die Pandemie für den Zeitraum 2020 bis 2024 ausgeglichen werden. Die zweite Hälfte des Gesamtschadens von elf Milliarden Euro will die Bahn durch eigene Einsparungen sowie höhere Schulden aufbringen. Das war aber nur das Best-Case-Szenario. Im schlechteren Fall wurden schon damals 13,5 Milliarden Corona-Defizit berechnet.

In Zeiten vor Corona hatte die Bahn geplant, allein im Fernverkehr die Zahl der Fahrgäste auf 260 Millionen zu verdoppeln. Von einer Erholung schon ab 2022 ist jetzt allerdings keine Rede mehr. „Weitermachen wie vor der Krise, das geht nicht mehr“, heißt es.

Weiter steigen werden dagegen die Schulden. Finanzchef Holle hatte im Juli 27 Milliarden Euro fürs Gesamtjahr anvisiert, kurz darauf waren es schon 28 Milliarden Euro. Wenn die Bahn jetzt auch noch bis ins nächste Jahr darauf warten muss, dass die Europäische Kommission die Finanzspritze des Bundes freigibt, wird womöglich nicht einmal die Schuldenobergrenze von 30 Milliarden reichen, die der Haushaltsausschuss des Bundestags genehmigt hatte.