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Einen Job bekommen, ganz ohne Vorstellungsgespräch und Auswahlprozess: Das soll das Recruiting-Konzept Open Hiring möglich machen.
Klingt ungewöhnlich? Ist es auch. Soll eine Stelle besetzt werden, sieht das Verfahren schließlich oft so aus: Die Personalabteilung prüft eingehende Bewerbungen, leitet sie, wenn alles passt, an die Fachabteilungen weiter. Dort beratschlagen die Verantwortlichen untereinander, ob diese Kandidatin oder jener Kandidat die richtige Wahl sein könnte. Anschließend stehen Vorstellungsgespräche an. Und schon wieder Beratungen: Diese Kandidatin oder besser jene?
Dann eine Zusage geben, Absagen verschicken, für den Job geeignete Bewerber auf eine Warteliste setzen und so weiter und so fort.
Ein Manko bei solchen Auswahlverfahren: Neben all dem Zeitaufwand ist die Gefahr groß, dass von Arbeitgeberseite unbewusst Vorurteile in die Personalentscheidung einfließen - und eine eigentlich gute Besetzung für den Job ihn womöglich nicht bekommt. Solche Fehlentscheidungen soll Open Hiring vermeiden. Was steckt also dahinter? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was genau versteht man unter Open Hiring?
Die Open-Hiring-Idee stammt aus den USA. Eine Großbäckerei für Brownies setzt hier beispielsweise seit Anfang der 1980er Jahre bei der Besetzung von Stellen auf offene Verfahren. Konkret heißt das: «Freie Stellen werden ohne Auswahlverfahren besetzt», sagt Monika V. Kronbügel, Gesamtvorstandsmitglied des Bundesverbands der Personalmanager (BPM). Die Stelle wird ausgeschrieben, und die erste, oft über ein elektronisches Formular eingehende Bewerbung kommt zum Zug.
Es gilt also: «first come, first served», heißt es im Online-Magazin «Faktor A» der Bundesagentur für Arbeit. Haben sich weitere Personen beworben, wird eine Nachrückerliste angelegt.
Arbeitgeber sollen so möglichst unvoreingenommen auf begabte Beschäftigte treffen. Alter, Geschlecht, Aussehen, Herkunft - all solche Faktoren, die bei einem Vorstellungsgespräch auffallen und eine Entscheidung beeinflussen können, fallen weg.
Wie verbreitet ist Open Hiring?
«Open Hiring ist bisher eher ein Randphänomen», sagt Professor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Ihm zufolge haben bislang nur einige Prozent der Arbeitgeber auf das Instrument Open Hiring gesetzt.
Allerdings könnte sich das Open Hiring künftig auch hierzulande mehr und mehr durchsetzen. «Der teils ausgeprägte Mangel an Arbeits- und Fachkräften zwingt quasi dazu», so Kronbügel, CEO beim Consultingunternehmen Global Division in Hamburg. Das Open Hiring ist schnell und verzichtet darauf, Standards zu prüfen, die es möglicherweise verhindern, dass die Stelle überhaupt besetzt werden kann.