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Der neue Linde-COO könnte auch der nächste CEO werden

Der Inder steigt bei Linde auf – und ist damit allererster Anwärter auf die Nachfolge von CEO Steve Angel, der Board-Chef Wolfgang Reitzle beerben dürfte.

Der Mann mit dem Schnauzbart ist stets freundlich und verbindlich – und hat eine Schlüsselrolle im Linde-Konzern. Foto: dpa
Der Mann mit dem Schnauzbart ist stets freundlich und verbindlich – und hat eine Schlüsselrolle im Linde-Konzern. Foto: dpa

Als Kricket-Fan ist Sanjiv Lamba unter seinen Kollegen bei Linde zuweilen eher einsam. Seine Kollegen im Fußball-Land Deutschland können mit der Leidenschaft meist ebenso wenig anfangen wie viele beim Fusionspartner Praxair in den USA, wo Basketball und Football dominieren.

Doch schätzen gelernt haben sie den bei öffentlichen Auftritten stets freundlichen und verbindlichen 56-Jährigen auf beiden Seiten des Atlantiks. Er und das Board hätten großes Vertrauen, dass Lamba die Entwicklung von Linde weiter vorantreiben könne, erklärte Linde-CEO Steve Angel nach der Ernennung Lambas zum Chief Operating Officer (COO) ab dem 1. Januar 2021.

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Der Inder Lamba übernimmt damit nicht nur die Verantwortung für das operative Geschäft. Er ist nun auch erster Anwärter auf die Nachfolge Angels, 65, und könnte somit eines Tages Chef des Dax-Unternehmens werden. Auch Angel war einst erst zum COO ernannt worden, ehe er bei Praxair die CEO-Rolle übernahm.

Lamba arbeitete lange für den britischen Gasespezialisten BOC, bis das Unternehmen 2006 von Linde übernommen wurde. Er wisse also, wie anspruchsvoll die Integration zweier Unternehmen sei, meint ein Branchenkenner.

Linde und Praxair hatten sich im vergangenen Jahr zum weltgrößten Gasehersteller zusammengeschlossen. Chef des neuen Konzerns wurde Praxair-CEO Angel. Im vergangenen Jahr kam Linde, das weiter im Dax notiert ist, auf gut 28 Milliarden Dollar Umsatz.

Es spreche für Lamba, dass er es von der BOC-Seite in den Linde-Vorstand geschafft habe – und dort das Asiengeschäft deutlich voranbrachte, heißt es in Industriekreisen. Er führte die Region Asien-Pazifik zeitweise von Singapur aus, verbrachte aber ein bis zwei Wochen im Monat in der Linde-Zentrale in München.

Großes Gespür für kulturelle Themen

Seit der Fusion von Linde und Praxair zum weltgrößten Industriegasehersteller hat der Mann mit dem Schnauzbart, der 1964 in Kalkutta geboren wurde, auch im neuen Konzern als Verantwortlicher für die Asien-Pazifik-Region eine Schlüsselrolle.

Er habe ein großes Gespür für kulturelle Themen und gelte als „Super-Typ“, meint ein Kenner des Unternehmens. Als früherer Finanzer kenne er die Zahlenseite des Geschäfts, sei aber auch strategisch und technologisch tief in den Themen drin.

Als Wandler zwischen den Welten könnte der Tee-Liebhaber Lamba im neuen Linde-Konzern integrativ wirken. Anfangs sahen einige in München die Dominanz der Amerikaner kritisch; CEO Angel führt das Geschäft operativ aus den USA heraus, auch Finanzvorstand Matt White sitzt in Danbury.

An deutschen Unternehmen, sagte Lamba einmal, schätze er die drei Ps. Die Leidenschaft („Passion“) für das Geschäft sei groß. „Die Deutschen wollen immer die Besten sein.“ Daher sei der Ehrgeiz für eine gute Entwicklung („Performance“) groß. Dritte Stärke sei die Prozessorientierung. „Die Disziplin ist viel höher als in Asien.“

Disziplin ist auch etwas, was Steve Angel schätzt. Der Amerikaner gilt als Effizienz-Fanatiker und hatte Praxair zu einem der profitabelsten Unternehmen der Branche gemacht. „Wenn ich morgens aufwache, dann denke ich an Industriegase, und wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich immer noch an Industriegase“, sagte Angel einmal im Gespräch mit dem Handelsblatt. Der damalige Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle drängte auch so sehr auf die Fusion mit Praxair, weil er Angel unbedingt als CEO des gemeinsamen Konzerns wollte.

Geordneter Wechsel an der Spitze

Die Integration ist bislang für eine Großfusion ungewöhnlich ruhig verlaufen. In der Coronakrise sanken die Umsätze im zweiten Quartal zwar um elf Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar, der Gewinn blieb aber stabil.

Somit könnte die Zeit irgendwann auch reif sein für einen geordneten Wechsel an der Spitze. Zwar will sich bei Linde niemand zur Frage äußern, wann Angel den Vorstandsvorsitz abgibt. Doch der Manager war nur gut ein Jahr COO, ehe er 2007 CEO von Praxair wurde.

Sollte Lamba eines Tages tatsächlich CEO werden, könnte Angel an die Spitze des Boards rücken und dort die Nachfolge Reitzles, 71, antreten. Dann wäre einer von der Praxair-Seite Chef des Verwaltungsrats und einer von der Linde-Seite CEO. Bislang ist es umgekehrt. Bei solchen Fusionen sind die Machtverhältnisse ja immer wohl ausbalanciert.