Neu im Kino: In „Über die Unendlichkeit“ trägt jeder sein Kreuz mit sich
„Über etwas reden und nicht daran glauben, das ist bestimmt nicht sehr angenehm“, fragt Dr. Lindh (Bengt Bergius) den vom Glauben abgefallenen Priester (Martin Serner). „Nein. Aber wäre es möglich, dass es Gott gar nicht gibt?“, fragt der ungläubige Gottesdiener den Psychiater zurück. Die Antwort? Bleibt wie alles in diesem großen, kurzen Film dem Zuschauer überlassen.
Denn der Schwede Roy Andersson („Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“) stellt in seinen existenzialistischen Filmen gerne viele Fragen. Über den Sinn des Lebens und die Verletzlichkeit des menschlichen Daseins. Er erzählt von verzweifelten Menschen, deren kleiner Überlebenskampf immer auch absurde Züge annimmt und von purer Schönheit vor dem Hintergrund größter historischer Tragik.
Ein müdes „Sieg Heil!“ für Adolf Hitler
So schwebt in seinem neuen, gerade einmal 76 Minuten langen Werk „Über die Unendlichkeit“ ein eng umschlungenes Liebespaar über den Wolken einer kriegszerstörten Stadt. Adolf Hitler (Magnus Wallgren) wird in einer anderen, nennen wir sie filmische Miniatur, im Führerbunker mit einem sehr müden „Sieg Heil“ begrüßt. Eine geschlagene Armee zieht in einem anderen Bild Richtung Gefangenschaft. Diese drei Vignetten könnte man nun zu einem Gesamtbild fügen. Muss man aber nicht. Willkommen also in Anderssons assoziativem Kopfkino!
Der mehrfach preisgekrönte schwedische Regisseur verzichtet auf eine klassische Erzählung, er bietet keine gängige filmische Dramaturgie von Konflikt u...