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Nationalismus als Risiko

Der weltweit wachsende Nationalismus gibt Anlass zur Sorge – und zwar nicht nur in Bezug auf die politische Entwicklung. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Auch Manager von Pensionsfonds blicken kritisch auf die negativen wirtschaftlichen Folgen.

Lange Zeit waren rechtspopulistische und nationalistische Töne in der öffentlichen Diskussion ein Tabu. Mittlerweile melden sich in vielen Ländern die Ewiggestrigen und Vaterlandsbeschwörer wieder laut und vernehmbar zu Wort. Österreich hat seine FPÖ, Deutschland die AfD, Frankreich den Front National, Großbritannien die UKIP. In Ungarn, Polen und der Türkei regieren mittlerweile sogar Parteien, die an den Grundpfeilern der Demokratie rütteln.

Und jetzt auch noch die USA: Wie Donald Trump, der im US-Wahlkampf immer neue Tiefpunkte im Umgang mit seinen politischen Gegnern setzte, die größte Volkswirtschaft der Welt regieren wird, muss sich noch zeigen. Was sich aber schon jetzt sagen lässt: Der neue Nationalismus hat Folgen für die Weltwirtschaft. Der Absturz des Britischen Pfundes und der türkischen Lira, sowie die Aufwertung des US-Dollars sind nur zwei Beispiele für direkte Reaktionen der Finanzmärkte auf politische Entwicklungen.

Der zunehmende Nationalismus hat deshalb auch Auswirkungen auf die Anlagepolitik großer Pensionskassen. Das wird in einer aktuellen Umfrage unter Managern von Pensionseinrichtungen deutlich, die der Asset Manager Amundi zusammen mit dem britischen Meinungsforschungsinstitut CREATE-Research durchgeführt hat. Dabei wurden in Europa 169 Manager befragt, die zusammen 1,76 Billionen Euro an Vermögen verwalten.

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Politik bestimmt die Märkte mehr als die Wirtschaft

In der Umfrage sollten sich die Pensionsmanager vor allem zu drei Kernfragen äußern: Welche Auswirkungen auf die Finanzmärkte sind im nächsten Jahrzehnt unter anderem aufgrund des wachsenden Nationalismus und Protektionismus zu erwarten? Welche Asset-Allocation-Ansätze sind künftig erfolgversprechend? Und welche Innovationen lassen in einem volatilen Marktumfeld akzeptable Ergebnisse erwarten?

Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass der Einfluss der Politik auf die Finanzmärkte zuletzt deutlich zugenommen hat. So stellt etwa das Brexit-Votum den Aussagen zufolge einen großen Unsicherheitsfaktor dar. Die Finanzexperten gehen mehrheitlich davon aus, dass der Brexit das globale Wachstum bremsen werde, während die Asset-Preise weiter künstlich durch die ultra-lockere Geldpolitik aufgebläht würden. 92 % der Umfrageteilnehmer erwarten aufgrund des Ausscheidens Großbritanniens aus der Europäischen Union während der kommenden drei Jahre volatilere Märkte.

Zudem rechnen 76 % der Befragten damit, dass sich die Marktpreise von ihren Fundamentaldaten stärker abkoppeln. Auf die Frage, wie sich das Brexit-Votum auf ihre Pensionspläne während der nächsten drei Jahre auswirken wird, erwarten 54 % rückläufige Anlagerenditen und 68 % eine defizitäre Situation – eine Entwicklung, die bereits deutlich abzulesen ist. Die Zahl der defizitären britischen Pensionspläne ist seit Mai 2016 bis heute von 4.854 auf 4.995 gestiegen.

Brexit als Startschuss für mehr Nationalismus in EuropaIn der Zukunft erwarten die Pensionskassen-Verantwortlichen, dass sich vom Brexit ausgehend nationalistische und protektionistische Tendenzen ausbreiten. Diese politischen Risiken werden den Aussagen zufolge einen größeren Einfluss als die Gewinnsituation der Unternehmen haben. Das macht den Pensionskassen-Managern zunehmend Probleme: Wo sie noch Renditen erwirtschaften können, sei ihnen unklar. Und die positiven Auswirkungen der ultra-lockeren Zentralbankpolitik schwinden zusehends, so das Ergebnis der Befragung.

Neben den zunehmend nationalistischen Bestrebungen in einigen Ländern Europas machen auch andere politisch motivierte Entwicklungen den Pensionsmanagern zu schaffen. Dazu zählt nach wie vor die offensive Geldpolitik der Zentralbanken, insbesondere in Europa. „Europäische Pensionskassen-Verantwortliche erkennen, dass sie in Zeiten negativer Renditen vor einer entscheidenden Weichenstellung stehen: Entweder sie machen so weiter wie bisher und stürzen sehenden Auges von der Klippe oder sie passen sich den neuen Rahmenbedingungen an und führen einen Wandel herbei“, kommentiert Pascal Blanqué, CIO von Amundi (Berlin: 350155.BE - Nachrichten) das Studienergebnis.

Folgen für die Anlagepolitik

Die Pensionsmanager ziehen ihre Konsequenzen aus den sinkenden Renditen am Anleihenmarkt. Sie favorisieren für die kommenden drei Jahre vor allem globale Aktien (57 %) und Infrastruktur (50 %), gefolgt von Alternative Credit (46 %) und Private Equity (IOB: 0QLS.IL - Nachrichten) (42 %).

Währungsfonds und Rohstoffinvestments werden dagegen als Value-Fallen gesehen. Japanische Aktien und US-Staatsanleihen gelten als überbewertet. Infolge der Verzerrung der Asset-Preise durch die Zentralbankpolitiken, seien innovative Anlagestrategien essentiell für den künftigen Erfolg. Genannt wurden Faktor-Investments, Multi-Asset-Strategien und ETFs (Shenzhen: 395013.SZ - Nachrichten) sowie Low-Carbon- und ESG-Strategien. Die Erwartung, dass die Bewertungen von Assets zunehmend mit Blick auf Klimaziele erfolge, wird zudem als „Game-Changer“ gesehen.

„Die Zentralbanken und die Kapitalmärkte sind auf absehbare Zeit aneinander gekettet. In diesem Umfeld muss die Finanzmarkttheorie weiterentwickelt werden“, sagt Pascal Blanqué. Pensionskassen-Verantwortliche seien gefordert, neue Erkenntnisse zu gewinnen, wie man künftig ausreichende Renditen erwirtschaften kann, so Blanqué.

(MvA)

Die komplette Studie als pdf-Dokument.