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Mit Münchens Ex-Stürmer Roy Makaay am Dashboard

Der deutsche Rekordfußballmeister hat 100 Kinder in Sachen Internet geschult. Sie lernten zu programmieren und sich zwischendurch auch zu bewegen.

Das Logo des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München an einem Gebäude an der Säbener Straße in München. Hier fand auch der Digital Campus statt. Foto: dpa
Das Logo des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München an einem Gebäude an der Säbener Straße in München. Hier fand auch der Digital Campus statt. Foto: dpa

Bill Gates oder Roy Makaay? Der Softwarekönig oder der Fußballstar? Wer ist für lernende Kinder wichtiger?

Am Sonntag hatten einige Heranwachsende in der „Presenter Box“ der Münchner Allianz-Arena die Wahl. Bei einem von mehreren Programmierkursen beim ersten „Digital Campus“ des FC Bayern München lehrte ein Coach die Strategie von Microsoft-Gründer Gates, stets für die „faulste Person“ aktiv zu sein, es also möglichst einfach zu halten. Und so brachten die Kids tatsächlich in möglichst kurzer Zeit Rechtecke oder sogar Sterne auf den Schirm. Helena setzte die Befehle sogar so an, dass sie immer sofort bei Null starten konnte.

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Aber da war natürlich auch noch das Stürmer-Vorbild Makaay, der zwischen 2003 und 2008 in München 78 Tore schoss, eines sogar nach zehn Sekunden, und der dem Nachwuchs Rede und Antwort stand. „Alles was Spaß macht, ist schön“, vermittelte der einstige niederländische Nationalspieler zwischen den Dashboards und lobte das Campus-Wochenende als „tolle, einzigartige Aktion“. Es sei sehr wichtig, dass Kinder vorsichtig sind, was sie bei Social Media online stellen: „Was einmal online ist, ist schwierig wieder runterzunehmen.“

Insgesamt hundert Schüler zwischen acht und elf Jahre waren am Wochenende in der Heimstatt des deutschen Fußball-Rekordmeisters aktiv, alle mit Hoodies in der roten Vereinsfarbe ausgestattet. Ein Gebot war Diversität. Während die Kinder fifty-fifty auf Kurse zum Programmieren oder einfache Robotics aufgeteilt wurden, redeten die Eltern in drei Workshops über Medienerziehung und den richtigen „digital Lifestyle“.

Körperliche Übungen rundeten den Tag ab – Premiere für einen Fußballverein, der mit 750 Millionen Euro Jahresumsatz zu den großen globalen Marken gehört. Und der mit 90 Millionen Followern eine Vielzahl von Digitalpunkten hat und so bei Social Media ein Gigant ist.

Einer der Sonntagsschüler war Munibe, der in Oberschleißheim bei München in einer Flüchtlings-WG lebt. „Wir haben so programmiert, dass wir Tore schießen konnten“, freut er sich nach seinem Kurs. Das sei „so super“ gewesen. Munibe wird von ehrenamtlichen Helfern betreut und kam über die ReDi School of Digital Integration zum FCB-Campus.

Der adipöse Nerd ist keine Referenz

Initiatorin Anne Kjaer Riechert integriert mit ihren Mitarbeitern seit über vier Jahren mit Erfolg Flüchtlinge und sozial benachteiligte Kinder, das Mittel hierzu: Computerkurse, Umgang mit digitalen Geräten. Jüngst schaute sich sogar UN-Generalsekretär António Guterres die Berliner Zentrale an. Für den FC Bayern hatte ReDi School in der „Co-Creation“ das Campus-Wochenende vorbereitet.

Körperliche Anstrengung sollte nicht zu kurz kommen, der adipöse Nerd ist hier keine Referenzfigur. Bei einem Parcours für Taktik und Zeitgefühl, den man in exakt 16 Sekunden bewältigen muss, ist Elaf mit 17 Sekunden unterwegs. Sie stammt auch aus München und kam in der Allianz-Arena erstmals mit „Coding“, also dem Programmieren, in Berührung. Ihr Berufswunsch hat aber wenig mit dem Metier zu tun: Sie will Polizistin werden.

Dass trotz aller Anstrengungen auch Verlieren zum Leben gehört, hatten die Digital-Campus-Kinder am Samstagabend erfahren: Der FCB verlor das Heimspiel gegen Leverkusen. An der Begeisterung änderte das nichts. „Ich heiße Nina und mag seit gestern Fußball“, bekannte eine Teilnehmerin am Sonntag.

Zum Auftakt des „Digital Campus“ hatte Dorothee Bär (CSU) beschworen, dass Schule mehr sei als Lesen, Schreiben und Rechnen. Apps gehörten zwingend dazu, so die Staatsministerin für Digitalisierung bei der Bundeskanzlerin, und Väter lägen grundfalsch, wenn, sie sagen: „WLAN ist das neue Asbest“. In die Schule gehörten nicht nur Tablets, sondern auch neue Lehrpläne, assistierte Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Digitales.

Die Jüngeren unter den Teilnehmern beim „Digital Campus“ hatten mit dem Baukasten „Robo Wunderkind“ zu tun. Gesteuert über ein iPad erlaubt das zu formende Klötzchen-Gebilde Beweglichkeit auf Knopfdruck und sogar das Bewegen eines Balles in ein Fußballtor. Leni und Tim arbeiten intuitiv mit den Materialien, eine Anwendung nach der anderen ergibt sich. Wenn Ruhe für Instruktionen nötig ist, klatscht der Coach und die Kids klatschen mit.

Beim „Digital Parenting“ forschten und redeten die Eltern über die nervöse Zone des Internets. In einer gespielten Werte-Auktion mussten sie unter Betreuung des Medieninstitut JFF um Nutzungsmöglichkeiten für digitale Plattformen bieten. Whatsapp gewann, Snapchat verlor – aber das dürften die eigenen Kinder schon anders sehen. Google wiederum bot in einer Zukunftswerkstatt Anleitungen zum „Digital Wellbeing“, dem Trendwort der Saison.

Rumenigge offen für E-Sport

Unter den „Tipps und Tools“ ragen zum Beispiel Ratschläge heraus, auf Gewohnheiten zu achten, für die eigenen Geräte eine „Schlafenszeit“ festzulegen, die Gedanken einfach mal schweifen lassen oder zwischendurch die automatische Abwesenheitsmeldung einzuschalten.

Das dürfte für die Erziehungsberechtigten vielfach noch schwieriger zu schaffen sein als für den Nachwuchs. Der präsentierte am Ende stolz in der „Säbener Lounge“ im Fußballstadion das Produzierte. Zur Belohnung gab es Trikots, die mit Auszeichnungen versehen waren: für jede bestandene Übung einen Stern, wobei eben auch fußballerische Dribbelkünste zählten. Es begeistere sie, dass der FC Bayern ein Motto des Sowohl-als-auch fährt, erklärt Politikerin Bär: Es werde programmiert, aber trotzdem könnten die Kinder auch Fußball spielen.

Es gelte, den Kindern zu zeigen, was das Digitale für sie bedeute, aber auch die Eltern mitzunehmen, sagt Stefan Mennerich, Direktor für Medien, Digital und Kommunikation beim FC Bayern. Das sei gelebte soziale Verantwortung. Und weil an diesem Fußballwochenende in München alles so schön digital war, kündigte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an, die eigene Blockade beim E-Sport aufzugeben: „Wir wollen Erfahrung sammeln auf dem Gebiet und wir werden zeitnah eine Entscheidung fällen.“ Er persönlich könne sich vorstellen, dass sie pro E-Sport Soccer ausfallen werde.