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20 Euro Stundenlohn ist für Sicherheitsunternehmen unvorstellbar

Die Arbeitgeber sparen nicht mit Kritik an Verdi. Die Lohnforderung des Sicherheitspersonals zeige die „Maßlosigkeit der Gewerkschaft“.

Der Vorwurf ist hart und emotional. „Das Beharren auf absurden Forderungen von 20 Euro für alle ist ein Schlag ins Gesicht jeder ausgebildeten Krankenschwester und jedes Rettungssanitäters und zeigt die Maßlosigkeit der Gewerkschaft“, wettert Rainer Friebertshäuser, der Verhandlungsführer des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen.

Angesichts des gewaltigen Warnstreiks an deutschen Flughäfen, der an diesem Dienstag weite Teile des deutschen Luftverkehrs lahmlegt, liegen die Nerven auf der Arbeitgeberseite blank. 20 Euro – diese Zahl ist für Sicherheitsunternehmen aktuell unvorstellbar.

Tatsächlich ist die Verdi-Forderung sehr hoch: Bislang ist die Bezahlung der sogenannten Luftsicherheitsassistenten sehr ungleichmäßig. Wer Personal- und Warenkontrollen durchführt, bekommt in der Regel weniger als derjenige, der Passagiere und Handgepäck überprüft.

Hinzu kommt eine teils enorme Spreizung zwischen den Bundesländern. Am unteren Ende liegt etwa Thüringen, wo Passagier-Kontrolleure pro Stunde 14,70 Euro und Personalkontrolleure 12,90 Euro bekommen.

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An der Spitze liegt Baden-Württemberg mit 16,78 beziehungsweise 17,16 Euro. Selbst gemessen an der besten Bezahlung würde ein Stundenlohn von 20 Euro einen Aufschlag von fast 17 Prozent bedeuten. Nimmt man am unteren Ende die 12,90 des Personalkontrolleurs in Thüringen, ergibt sich sogar eine Erhöhung von mehr als 50 Prozent.

Verglichen mit anderen Berufen, zeigt sich Folgendes: Ein Luftsicherheitsassistent etwa in Baden-Württemberg liegt schon heute ohne Zuschläge und bei Vollbeschäftigung bei monatlich rund 2.700 Euro. Das ist in etwa das Gehaltsniveau einer chemisch-technischen Assistentin und etwas weniger als das Einkommen eines Elektrikers mit einer zehnjährigen Berufserfahrung (rund 2.800 Euro).

Legt man den von Verdi geforderten Stundenlohn von 20 Euro zugrunde, ergibt sich ein Bruttomonatsverdienst von 3.200 Euro für das Flughafensicherheitspersonal, das ist mehr als ein Meister im Elektrohandwerk verdient (rund 3.100 Euro). Ein Rettungssanitäter kommt übrigens im Schnitt auf 2.150 Euro, eine Krankenpflegerin bekommt im Schnitt 2.100 Euro brutto.

Unter den Forderungen von Verdi könnten letztlich Passagiere leiden

Der Haken an der Rechnung: Die genannten Vergleichs-Berufsgruppen müssen eine mehrjährige Ausbildung machen und zum Teil über viel Berufserfahrung verfügen. Luftsicherheitsassistent kann aber werden, wer nach einer Überprüfung seiner Person eine etwa einmonatige Schulung absolviert und vor der Bundespolizei erfolgreich eine Prüfung ablegt. Für einen Anlernberuf ist die Verdi-Forderung also durchaus stolz.

Die Luftsicherheit ist zwar eine hoheitliche Aufgabe, die Kontrollen an Flughäfen hat die Bundespolizei aber mit Ausnahme von Bayern an Dienstleister übertragen. Einige diese Dienstleister wie etwa die Firma Kötter, die die Kontrollen am Flughafen Düsseldorf durchführen, beklagen bereits heute, dass sie zuletzt nicht mehr kostendeckend arbeiten konnten.

Kötter hatte die Zahl des Personals im vergangenen Sommer deutlich aufgestockt, um für die Hauptreisezeit besser gewappnet zu sein als ein Jahr zuvor. Damals hatten Engpässe an den Sicherheitskontrollen zu einem regelrechten Chaos geführt.

Das Problem dabei: Über das gesamte Jahr gesehen hat das Unternehmen nun einen Personalüberhang, der ihn wirtschaftlich belastet. Die Ausgaben sind zeitweise höher als die Einnahmen. Deutlich höhere Löhne wären in den bestehenden Regelungen zwischen Bundespolizei und Sicherheitsunternehmen also kaum wirtschaftlich darzustellen.

Nicht zu vergessen, ist ein weiteres Kriterium. Derzeit werden die Kosten für die Sicherheitskontrollen zum Teil an die Airlines weitergegeben – und zum Teil an die Passagiere. Je nachdem, wie hoch der Lohnzuschlag am Ende ausfallen wird, dürften also auch auf die Fluggäste Mehrkosten beim Ticketkauf zukommen.

Einige Luftfahrt-Manager fühlen sich hier ungerecht behandelt – auch weil der Wettbewerb in der Luftfahrt ohnehin schon beinhart ist. „Die Kosten für die Sicherheit etwa bei Fußballspielen werden anstandslos von der Polizei übernommen. Warum muss ausgerechnet der Luftverkehr als kritische Infrastruktur das selbst tragen?“, will ein Airline-Manager wissen.

Darüber hinaus treibt die Luftfahrtbranche noch etwas um: Ein allzu großer Lohnzuschlag beim Sicherheitspersonal könnte das Gehaltsgefüge an den Flughäfen in ein Ungleichgewicht bringen. Das Bodenpersonal, das bei Wind und Wetter und unter großer körperlicher Belastung auf dem Vorfeld die Flugzeuge abfertigt, bekommt vergleichsweise weniger Gehalt.

Es könnte von der attraktiven Bezahlung und angesichts der recht kurzen Anlernphase dazu verleitet werden, in die Luftsicherheit zu wechseln. Das würde den bereits bestehenden Personalmangel auf dem Vorfeld weiter verschärfen.