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Lebensversicherung zur Liquiditätssicherung nutzen: Diese Möglichkeiten gibt es

Während der Coronakrise denken viele Kunden über die Kündigung ihrer Lebensversicherung nach. Dabei gibt es sinnvollere Alternativen.

Wer seinen Vertrag nur über eine kurze Laufzeit bespart hat, der sollte sich Alternativen zur Kündigung überlegen. Foto: dpa
Wer seinen Vertrag nur über eine kurze Laufzeit bespart hat, der sollte sich Alternativen zur Kündigung überlegen. Foto: dpa

Die Coronakrise hat die wirtschaftliche Lage vieler Bürger im vergangenen halben Jahr deutlich verändert. Noch immer befinden sich rund fünf Millionen Menschen im Land in Kurzarbeit. Und bei den Arbeitslosenzahlen rechnen viele Experten für den Herbst mit einem spürbaren Anstieg. Erst recht, seitdem die Infektionszahlen zuletzt wieder gestiegen sind und die Wirtschaft erneut unter Druck steht.

Viele Menschen müssen deshalb auf ihre Ersparnisse zurückgreifen, um diese schwierige Zeit zu überbrücken. Da auf Girokonto und Sparbuch aber gewöhnlich keine größeren Beträge liegen, kommt für viele die Lebensversicherung in Betracht. Für einen Großteil der Bürger ist die dort verwaltete Geldsumme die größte, über die sie verfügen.

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Noch immer gibt es in Deutschland mehr Lebensversicherungsverträge als Einwohner. Auch wenn die Zahl der Policen im vergangenen Jahr laut dem Branchenverband GDV erneut leicht gesunken ist. Insgesamt mehr als 87 Millionen Verträge bei Lebensversicherungen oder in der beruflichen Altersvorsorge bei Pensionskassen und Pensionsfonds gab es da allerdings noch immer.

Auf Rekordniveau gestiegen ist sogar die Summe der Beitragseinnahmen. Für viele Deutsche ist die Lebensversicherung noch immer die klassische Form der Altersvorsorge.

Das dürfte sich im laufenden Jahr angesichts der Zwänge der Coronakrise ändern. Konkrete Zahlen gibt es um diese Jahreszeit zwar noch nicht. Doch aus der Branche ist zu hören, dass die sogenannte Stornoquote in diesem Jahr anziehen dürfte. Damit dürfte erstmals nach Jahren die Zahl der Kündigungen und Abbrüche laufender Versicherungsverträge spürbar ansteigen. In den fünf Jahren davor lag die Quote jeweils unter drei Prozent bezogen auf den mittleren Jahresbestand.

Kündigung als ultimative Lösung

Allerdings sollte die Kündigung einer Lebensversicherung nur die ultimative Lösung sein, wenn es keine Alternativen zur Liquiditätssicherung gibt. Einerseits endet so das Vertragsverhältnis zwischen Kunde und Versicherer und es fließt Geld. Andererseits handelt es sich für den Kunden oft um ein schlechtes Geschäft. Das merkt er dann, wenn er seine Einzahlungen mit dem vergleicht, was er ausbezahlt bekommt.

Die Versicherer sprechen hier vom Rückkaufswert der Versicherung. Wie hoch dieser sein könnte, lässt sich in der Standmitteilung nachlesen, die die Lebensversicherer einmal pro Jahr an ihre Kunden verschicken.

Gerade beim Thema Rückkaufswert gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Versicherern und enttäuschten Kunden. In zahlreichen Gerichtsurteilen hat der Gesetzgeber deshalb versucht, Klarheit in die Berechnung zu bringen. Grundsätzlich wird seither unterschieden zwischen Verträgen, die bis zum Jahr 2007 geschlossen wurden, und denen danach.

Bei den Altverträgen, die nach heutigem Stand 13 Jahre und länger laufen, müssen Kunden mindestens die Hälfte der eingezahlten Beiträge abzüglich der Verwaltungskosten zurückbekommen.

Bei Verträgen, die ab 2008 abgeschlossen wurden, sieht es dagegen anders aus. Laut Versicherungsvertragsgesetz muss hier der Rückkaufswert gleich dem sogenannten Deckungskapital sein. Dabei handelt es sich um die eingezahlten Beiträge, von denen alle Kosten und Gebühren abgezogen werden dürfen. Zugerechnet werden zwischenzeitlich angefallene Überschüsse und Zinserträge.

Das Portal Finanztip hat deshalb folgende Faustregel aufgestellt: Wer einen Vertrag kündigt, der bislang über sechs Jahre eingezahlt wurde, bekommt weniger als zwei Drittel seiner Einzahlungen heraus. Das liegt unter anderem auch daran, dass in den vergangenen Jahren das Zinsniveau zunehmend sank, sodass die hohen Gebühren kaum ausgeglichen werden konnten. Ins Plus kommen Versicherte dagegen erst, wenn sie den Vertrag mindestens 18 Jahre besparen. Ab da bekommen sie mehr ausbezahlt, als sie über die Jahre eingezahlt hatten.

Verkauf der Police kann eine Alternative sein

Wer seinen Vertrag bislang nur über eine kürzere Laufzeit bespart hat, der sollte sich Alternativen überlegen. Eine davon ist der Verkauf der Police. Dabei führen die Käufer den Vertrag weiter und zahlen die Prämie. Aus Kundensicht ebenfalls interessant ist, dass der Todesfallschutz für die Angehörigen bestehen bleibt. Bei einer Kündigung ginge dieser verloren.

Adressen wie Policen Direkt, Winninger, Partner in Life, CFI Fairpay oder Cashlife finden sich im Internet. Sie versprechen den Kunden bei Verkauf mehr als den Rückkaufswert, den sie von ihrer Versicherung bekämen. Bei Winninger sind das zwischen zwei und fünf Prozent, bei Policen Direkt zwischen drei und sieben Prozent. Dort haben sich die Anfragen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, heißt es aus dem Unternehmen. Demnach kommen 70 Prozent aus dem gewerblichen Bereich, hauptsächlich aus der Gastrobranche, von Hoteliers, aus dem Messe- und Eventbau und nicht zuletzt auch von Freelancern von verschiedenen Dienstleistungsbereichen.

Bei manchen Kunden kann es indes schon eine finanzielle Entlastung darstellen, wenn sie über einen gewissen Zeitraum die monatlichen Zahlungen für ihre Lebensversicherung nicht mehr aufbringen müssen. Dann empfehlen Verbraucherzentralen die Stilllegung. Dabei handelt es sich um die einfachste Form der Veränderung des Lebensversicherungsvertrags.

Der Kunde sollte sich allerdings frühzeitig überlegen, ob er seinen Vertrag dauerhaft oder nur temporär stilllegen möchte. Relativ unproblematisch ist die zeitweise Aussetzung. Problematischer kann es werden, wenn der Kunde dauerhaft kein Geld mehr einzahlen möchte. Viele Versicherer verlangen dann einen bestimmten Rückkaufswert, der erreicht sein muss. Der Vertrag muss somit schon eine Zeit lang laufen. Andernfalls droht die Auflösung.

Lebensversicherung für Policendarlehen einsetzen

Generell gilt: Wer seine Lebensversicherung stilllegt, ist weiter Kunde des Lebensversicherers. Weil aber keine Beiträge mehr eingezahlt werden, fällt die Summe bei Ablauf natürlich geringer aus. Auch entfallen in der Regel Zusatzversicherungen wie gegen Berufsunfähigkeit, sollte es hier keine separate Vereinbarung zur Weiterführung geben.

Um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken, kann es für manche Lebensversicherungskunden allerdings auch sinnvoll sein, gar nichts an der Police zu verändern, sondern sie als Sicherheit für ein sogenanntes Policendarlehen einzusetzen. Das vergeben entweder die Lebensversicherungen selbst oder auch Banken. Der Kunde bekommt in einem solchen Fall einen endfälligen Geldbetrag zur Verfügung gestellt, das heißt, er zahlt hier monatlich nur Zinsen. Den Kreditbetrag führt er am Ende der Laufzeit in einer Summe zurück.

Die Dauer kann dabei zwischen drei Monaten und zehn Jahren liegen. Dafür überlässt er dem Darlehensgeber die Police als Sicherheit für die Zeit der Leihe. Sollte das Geld nicht zurückbezahlt werden, kann der Darlehensgeber die Police einlösen. Ansonsten geht sie zum Ende der Laufzeit an den Kunden zurück.