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Die LBBW baut die Vermögensverwaltung um und strebt eine deutliche Gewinnsteigerung an

Die Stuttgarter Landesbank will weniger abhängig vom Zinsergebnis werden. Der Wettbewerb im Anlagegeschäft ist allerdings bereits groß. Auch die Helaba will so wachsen.

Die LBBW aus Stuttgart will die Vermögensverwaltung für vermögende Privatkunden und professionelle Investoren stark ausbauen. Foto: dpa
Die LBBW aus Stuttgart will die Vermögensverwaltung für vermögende Privatkunden und professionelle Investoren stark ausbauen. Foto: dpa

Nach der Helaba will mit der LBBW eine weitere Landesbank weniger abhängig vom Zinsgeschäft werden und die Vermögensverwaltung ausbauen. Die Landesbank Baden-Württemberg kündigte am Dienstag an, das Geschäft mit vermögenden Privatkunden ihrer Tochter BW-Bank und das Geschäft mit professionellen Investoren (Asset-Management) zu bündeln.

LBBW-Chef Rainer Neske zeigte sich überzeugt, dass davon „sowohl unsere Privatkunden als auch unsere institutionellen Kunden profitieren“. Für die Bank wiederum sei die Vermögensverwaltung ein „stabiles, risikoarmes Geschäftsfeld“.

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Dabei hat die LBBW die Ziele hochgesteckt. Das verwaltete Vermögen des neuen Geschäftsfelds „LBBW Asset und Wealth Management“ soll von zuletzt 110 Milliarden Euro auf 150 Milliarden Euro im Jahr 2025 steigen. 2019 stammte ein Drittel davon aus der privaten Vermögensverwaltung. Parallel dazu will die Stuttgarter Landesbank den Vorsteuergewinn der gesamten Vermögensverwaltung von 40 Millionen auf 150 Millionen Euro nahezu vervierfachen.

BW-Bank-Vorstand Thomas Rosenfeld, der das zusammengelegte Geschäft führt, sagte dem Handelsblatt dazu: „Das ist ambitioniert. Grundlage unserer Planungen ist, dass wir die Kosten weitgehend stabil halten und das Provisionsgeschäft deutlich ausbauen.“ Dabei peilt die Bank an, das verwaltete Vermögen besonders in nachhaltigen Anlagestrategien zu erhöhen. „Wir wollen ganz klar wachsen und werden perspektivisch neue Mitarbeiter einstellen“, so Rosenfeld, der wie Bankchef Neske zuvor bei der Deutschen Bank gearbeitet hat.

Im Gesamtjahr 2019 hatte die LBBW ein Vorsteuerergebnis von etwa 600 Millionen Euro eingefahren. Im ersten Halbjahr 2020 rutschte der Gewinn wegen der Coronakrise und wegen eines Kredits an den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard deutlich ab. Vor Steuern verdiente die Bank noch gut 100 Millionen Euro.

Harter Konkurrenzkampf im Geschäft mit reichen Kunden

Die LBBW zielt mit der Neuaufstellung der Vermögensverwaltung auch darauf ab, „das zinsunabhängige Ergebnis der Bank auszubauen“, wie Rosenfeld weiter sagte. Bislang dominiert das Kredit- und Zinsgeschäft die Zahlen der LBBW, die vor allem Unternehmen in Baden-Württemberg und somit viele Firmen aus der Autobranche finanziert. Die Niedrigzinsphase und die starke Konkurrenz auf dem deutschen Bankenmarkt sorgen dafür, dass die Zinsergebnisse der meisten Geldhäuser zusehends bröckeln.

Damit fährt die LBBW einen ähnlichen Kurs wie die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Auch der neue Helaba-Chef Thomas Groß hatte kürzlich die Parole ausgegeben, dass die Bank weniger abhängig vom Zinsgeschäft werden soll.

Das solle nicht durch Schrumpfen des wichtigen Immobiliengeschäfts passieren, sondern „durch den Ausbau anderer Aktivitäten“, erklärte Groß Anfang September. Er erwartet, dass die Tochter Frankfurter Bankgesellschaft, die Vermögende betreut, die verwalteten Mittel von derzeit zwölf auf bis zu 20 Milliarden Euro steigert. Zudem setzt er auf einen Ausbau der Fondstochter.

Der Wettbewerb in der Vermögensverwaltung gilt ohnehin als hart. Unter kleinen Privatbanken, die vor allem reiche Privatleute bedienen, kam es zuletzt zu einer Marktbereinigung, weil diese Adressen oft den wachsenden Anforderungen der Aufsicht, dem Margendruck und dem Niedrigzins nicht mehr standhalten. Die Münchener Merkur Bank schluckte die fränkische Bank Schilling, der US-Finanzinvestor Apollo übernahm die Oldenburgische Landesbank, und Hauck & Aufhäuser hat einen Kaufvertrag für das zum Oetker-Konzern gehörende Bankhaus Lampe unterschrieben.

Größe gilt als ein wichtiges Kriterium im Investmentgeschäft, auch um ausreichend Mittel in die Digitalisierung zu stecken. Die LBBW sieht sich selbst auf Platz fünf der Vermögensverwalter in Deutschland – mit deutlichem Abstand hinter der Allianz, der Deutschen Bank, Union Investment sowie DZ Privatbank und der Deka. Auch die BayernLB verfügt über eine Investmentgesellschaft. Das bedeutet, dass mit Deka, LBBW, Helaba und BayernLB gleich drei öffentlich-rechtliche Geldhäuser um die Gunst professioneller Investoren und teils auch vermögender Privatleute buhlen.

Auch die Vermögensverwaltung der LBBW leidet unter der Coronakrise

Im Ringen um Firmenkunden machen sich die Landesbanken ebenfalls vielfach gegenseitig Konkurrenz. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis schwebt eigentlich genau das Gegenteil vor: Er wirbt seit einiger Zeit für eine Konsolidierung der Landesbanken und letztlich für die Schaffung eines einzigen Zentralinstituts. Die Gespräche liegen aber wegen der Coronakrise auf Eis. Zudem gibt es Widerstand gegen das Vorhaben, vor allem aus Baden-Württemberg.

Die LBBW verspricht sich zwar viel von der Neuaufstellung des Anlagegeschäfts, die unter anderem Doppelarbeiten vermeiden soll. Rechtlich bleiben das Asset-Management und die Betreuung vermögender Privatkunden aber getrennt. Eine komplette Verschmelzung der Geschäfte ist aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht möglich. Das Asset-Management ist als Kapitalverwaltungsgesellschaft organisiert und bleibt bei der Marke LBBW. Die Marke BW-Bank tritt weiterhin gegenüber vermögenden auf. In Stuttgart agiert die BW-Bank als Sparkasse, sie ist aber in ganz Baden-Württemberg vertreten und hat für die private Vermögensverwaltung mittlerweile auch zehn Standorte außerhalb des Bundeslandes.

Die Folgen der Corona-Pandemie machen sich auch in der Vermögensverwaltung insgesamt bemerkbar. „Die Coronakrise hatte beim verwalteten Vermögen einen deutlichen Rückschlag zur Folge“, sagte Rosenfeld, der nun auch der Geschäftsführung von LBBW Asset-Management angehört.

Der Aktienanteil aller Anlagen betrage rund 30 Prozent. „Aber viele Kunden haben – anders als in anderen Krisen – den Rücksetzer an den Börsen dafür genutzt, noch stärker in Aktien zu investieren. Ein Grund dafür ist, dass die Notenbanken die Niedrigzinsen nun dauerhaft zementiert haben.“