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Lars Hille, ein neuer Wächter für die Börse

Frischer Wind im Rat der Frankfurter Wertpapierbörse: Das Urgestein Lutz Raettig wird nach 15 Jahren an der Spitze von Lars Hille abgelöst. Vor ihm liegt eine große Herausforderung.

Es ist das Ende einer Ära: Seit 2002 leitete der Banker Lutz Raettig den Börsenrat der Frankfurter Wertpapierbörse, nun wird der Vorsitzende abgelöst. Den Vorsitz des Aufsichtsgremiums übernimmt Lars Hille, Vorstandsmitglied der genossenschaftlichen DZ-Bank. Das teilte die Deutsche Börse am Mittwoch mit. Der Genossenschaftsbanker übernimmt den Job in schwierigen Zeiten, denn die Börse steht vor einschneidenden Veränderungen. Die Börse plant eine Mega-Fusion – und der Börsenrat hat dabei ein Wörtchen mitzureden.

Um die Gemengelage zu verstehen, hilft ein kleiner Ausflug in die Spezialitäten des deutschen Börsenrechts. Die alt-ehrwürdige Frankfurter Wertpapierbörse gehört nämlich nicht der Deutschen Börse, sondern dem Steuerzahler. Die Deutsche Börse ist lediglich „Träger“ der Wertpapierbörse, also ein Dienstleister. Kontrolliert wird sie bei ihrer Arbeit vom Börsenrat. Dort zählt der inzwischen 73-jährige Lutz Raettig über Jahre zur festen Größte.

Der Aufsichtsratschef der deutschen Tochter von Morgan Stanley gilt in Frankfurt als bestens vernetzt - das Manager Magazin nannte ihn einmal das „Perpetuum Mobile“ der Frankfurter Society. Nach 15 Jahren an der Spitze des Rats wurde nun der DZ-Bank Manager Hille zu seinem Nachfolger gewählt. Raettig, der dem Gremium weiter angehört, erhielt reichlich Lob. Er habe wesentlich dazu beigetragen, dass der Finanzplatz Frankfurt heute international anerkannt ist, sagte Börsenchef Carsten Kengeter.

Wenn es nach Kengeter geht, soll die Börse noch internationaler werden. Der Vorstandschef der Deutschen Börse (also des privaten Konzerns) treibt eine milliardenschwere Fusion mit der London Stock Exchange voran. Und dabei hat auch der Börsenrat ein Wörtchen mitzureden. Die Mega-Fusion ist in Frankfurt stark umstritten. Viele Vertreter der Finanzbranche sind zwar überzeugt, dass sich die Börsenhochzeit grundsätzlich lohnt.

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Doch dass der Rechtssitz der deutsch-britischen Börse ausgerechnet in London liegen soll, gilt als enorme Hürde. Denn damit läge der Sitz nach einem Brexit außerhalb der Europäischen Union. Derzeit prüft die EU-Kommission die Fusion wettbewerbsrechtlich, danach ist die hessische Börsenaufsicht am Zug. Aber laut Börsengesetz kann auch der Börsenrat bei Kooperations- und Fusionsabkommen Stellung beziehen. Die Fusion war im Rat zwar schon Thema, bislang hat sich das Gremium aber noch nicht dazu geäußert. Doch dabei dürfte es nicht bleiben.

DZ-Bank-Vorstand Hille übernimmt den Job also in spannenden Zeiten – und dürfte für die Börse ein fordernder Sparringspartner werden. Hille kennt die Börse von innen und außen: Der Manager hat früher selbst für die Deutsche Börse gearbeitet und verantwortet im Vorstand der DZ-Bank das Kapitalmarktgeschäft. Die Genossenschaftsbanker galten in Frankfurt bislang nicht gerade als große Fans der Börsenhochzeit. DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch hatte im vergangenen Jahr dazu aufgerufen, das Für- und Wider der Transaktion genau aufzuarbeiten. Genau diese Rolle könnte nun dem Börsenrat zufallen.

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass Lutz Raettig den Börsenrat verlässt. Er bleibt aber weiter Mitglied.