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Kredite an Ex-Wirecard-Chef Braun vermittelt: Topbankerin und Unicredit gehen getrennte Wege

Eine hochrangige Unicredit-Bankerin hat offenbar auf eigene Rechnung für den Ex-Wirecard-Chef gearbeitet – mit weitreichenden Folgen für sie selbst.

Nach nicht einmal einem Jahr bei der italienischen Großbank hat eine Spitzenmanagerin die Bank wieder verlassen. Foto: dpa
Nach nicht einmal einem Jahr bei der italienischen Großbank hat eine Spitzenmanagerin die Bank wieder verlassen. Foto: dpa

Nach nicht einmal einem Jahr bei der italienischen Großbank Unicredit hat die Spitzenmanagerin Jana Hecker die Bank wieder verlassen. In einer dem Handelsblatt vorliegenden knappen Mail informierte die Unicredit am Dienstag ihre Mitarbeiter, dass Luca Falco mit sofortiger Wirkung interimsmäßig Heckers Aufgaben übernommen habe. Zu den Gründen für Heckers Ausscheiden wollte sich ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage nicht äußern.

Hecker heuerte erst im März vergangenen Jahres bei Unicredit in München an, wo sie seitdem weltweit die Eigenkapitalmarktsparte verantwortete. Zuvor war sie für die Deutsche Bank tätig, wo sie als Co-Chefin für das Geschäft mit Aktien und strategischen Derivaten innerhalb der Region Deutschland, Österreich, Schweiz verantwortlich war.

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Kurz nach ihrem Wechsel zu Unicredit engagierte sich Hecker beträchtlich für den damaligen Wirecard-Chef Markus Braun, der mit seiner privaten Beteiligungsgesellschaft in finanziellen Nöten steckte. Heckers frühere Arbeitgeberin, die Deutsche Bank, hatte einen Kredit fällig gestellt. Braun benötigte neues Geld, Hecker sollte helfen. Und Hecker half, sie holte die Oldenburger Landesbank und einen Investmentfonds des Rocket-Internet-Gründers Oliver Samwer an Bord, um Braun Kredite zu gewähren.

Allerdings half Hecker nicht unter der Flagge der Unicredit. Ihre Schreiben an Braun trugen die Signatur einer Londoner Finanzdienstleistungsholding, in der sie als Direktorin eingetragen war, ihre spätere Rechnung trägt keinerlei Firmenzusatz. Über Heckers Engagement hatte in der vergangenen Woche zuerst die „Financial Times“ berichtet. Den Bericht habe man auch in der Unicredit aufmerksam zur Kenntnis genommen, ist aus Unternehmenskreisen zu hören.

Es habe ihr viel Freude bereitet, mit Braun und seiner Schwester so eng zusammenzuarbeiten, schrieb Hecker am 3. Juni 2020 an Markus Braun. Gern habe sie ihre „Expertise und Marktkenntnis, mein Netzwerk und mein Standing eingesetzt, um die Altkredite auf einer schlussendlich sehr engen Zeitschiene und vor dem Hintergrund sehr hoher Marktvolatilität“ zu refinanzieren. „Ich bin überzeugt davon, dass ich in der Situation einen umfangreichen Wertbeitrag liefern konnte“, so Hecker.

Hecker soll am Ende kein Geld erhalten haben

Als Tagessatz veranschlagte sie 5000 Euro, insgesamt 156,5 Stunden notierte sie zwischen Februar und Mai 2020 laut zwei Excel-Dokumenten, die dem Handelsblatt vorliegen. Neben diesem "Basishonorar" von knapp 100.000 Euro sollten knapp 690.000 Euro "Erfolgshonorar" dazukommen. Für Brauns Schwester schien dies recht angemessen. Sie schlug ihrem Bruder ein Salär von 790.000 Euro für Hecker vor.

Doch am Ende soll laut der „Financial Times“ kein Geld an Hecker geflossen sein. Dabei zeigte sich die Bankerin offenbar flexibel. Zum einen bot sie an, die Bezahlung zu stunden, zum anderen offerierte sie, die Arbeit mit zukünftigen Wirecard-Aktiengewinnen zu honorieren. Der Rest ist bekannt: Ende Juni 2020 war Wirecard insolvent, Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft, bei ihm wurde umfangreich Vermögen arrestiert.

Hecker äußerte sich auf Nachfragen zu den Gründen ihres Ausscheidens nicht, auch nicht dazu, ob die Unicredit über ihre Arbeit für Braun informiert gewesen sei und ob am Ende Geld geflossen sei.

Hecker ist die zweite Bankerin in kurzer Zeit, die ihre Arbeit im Wirecard-Komplex einholt. Vor wenigen Wochen hatte sich die Commerzbank von der Analystin Heike Pauls getrennt. Sie hatte vertrauliche Informationen von kritischen Investoren an Wirecard weitergegeben.