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Konservative Frauen sind in Washington auf dem Vormarsch

So viele Republikanerinnen wie nie zuvor haben bei den Kongresswahlen gesiegt. Einige Rennen sind zwar noch offen, doch der nächste Kongress wird der weiblichste der Geschichte sein.

Demokratinnen jubeln dieser Tage über die erste Vizepräsidentin – doch auch Republikanerinnen haben Grund zur Freude: Eine der großen Überraschungen der Wahlnacht war, wie viele konservative Frauen nun in den Kongress ziehen.

Die Auszählungen zu den Kongresswahlen sind zwar noch nicht abgeschlossen, 20 Rennen mit Kandidatinnen sind noch offen. Doch schon jetzt steht fest, dass mindestens 13 Republikanerinnen neu in das Repräsentantenhaus einziehen, so viele wie noch nie auf einen Schlag. Damit werden im Repräsentantenhaus künftig mindestens so viele Republikanerinnen sitzen wie letztmals 2006 (nämlich 25); vermutlich wird sogar ein neuer Rekord mit mehr als 30 weiblichen konservativen Abgeordneten aufgestellt.

Das ist bemerkenswert, weil die Grand Old Party bekanntlich die Partei der weißen Männer ist. Im derzeitigen Kongress machen konservative Frauen bei insgesamt 250 republikanischen Abgeordneten und Senatoren nicht einmal 10 Prozent aus. Zudem ist kaum ein Spitzenposten des Capitols mit einer Republikanerin besetzt. Die einzige Ausnahme ist Elizabeth Cheney: Die älteste Tochter des früheren Vizepräsidenten ist die Nummer drei der Republikaner im Repräsentantenhaus.

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Gezielte Bemühungen der Republikaner

Nachdem die Demokraten bei den Kongresswahlen 2018 ihr „Jahr der Frauen“ gefeiert hatten, hatten die Republikaner einen Moment des Innehaltens. Sie selbst hatten in jenem Jahr nicht nur ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren, sondern im Zuge dessen auch 10 der 23 weiblichen Abgeordneten.

Republikanische Führungsfiguren wie der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, stellten sich dann zu Beginn der Vorwahlen bewusst hinter Kandidatinnen. Diese würden nicht gewählt, weil sie Frauen seien, sagte McCarthy gegenüber der „New York Times“. Es handle sich um „geborene Führungsfiguren“, die vorher einfach nicht die Chance bekommen hätten, sich zu beweisen.

„Gestern war die Nacht der republikanischen Frauen“, sagte am Tag nach der Wahl die Kongressabgeordnete Elise Stefanik aus New York. Das war auch ihr selbst zu verdanken: Stefanik hatte eine Lobbygruppe gegründet mit dem expliziten Ziel, dieses Jahr mehr konservative Frauen in politische Ämter zu hieven. „Ich habe ganz offen gesagt, was wir besser machen müssen. Es war eine grundlegende Veränderung.“

Mit Erfolg: Insgesamt kandidierten dieses Jahr mehr als 200 konservative Frauen für das Repräsentantenhaus, so viele wie noch nie. Mehr als die Hälfte scheiterte dann in den parteiinternen Vorwahlen – doch diejenigen, die sich durchsetzten, waren am Wahltag enorm erfolgreich. Mehrheitlich diesen Kandidatinnen hatte es die Grand Old Party zu verdanken, dass sie den Demokraten überraschend viele Sitze im Repräsentantenhaus entreißen konnte. „All den Nein-Sagern haben wir gezeigt, dass starke republikanische Frauen die besten Kandidaten sind, die man nominieren kann“, sagte Stefanik gegenüber dem Nachrichtenportal „Politico“.

Die erste Ureinwohnerin der Republikaner im Kongress

Tatsächlich gewannen Republikanerinnen einige der schwierigsten Rennen im ganzen Land – etwa in Südflorida, das traditionell demokratisches Territorium ist. In einem Bezirk südlich von Miami siegte die kubanische Republikanerin Maria Elvira Salazar gegen die prominente Demokratin Donna Shalala, die einst Gesundheitsministerin unter Präsident Bill Clinton war.

Eine Überraschung gab es auch in Minnesota: Im Kongressbezirk im Osten verlor der Demokrat Collin Peterson nach 30 Jahren im Repräsentantenhaus gegen die Republikanerin Michelle Fischbach, die früher stellvertretende Gouverneurin des Gliedstaats war.

In New Mexiko zieht nun mit der Republikanerin Yvette Herrell die erste Ureinwohnerin überhaupt für die Republikaner in den Kongress.

Im Senat, wo die Mehrheit der Republikaner wackelt, verteidigten mehrere Republikanerinnen wichtige Sitze, unter ihnen Susan Collins in Maine und Joni Ernst in Iowa. Zwei für die Mehrheitsverhältnisse entscheidende Rennen in Georgia sind zurzeit noch offen, einen dieser Sitze verteidigt ebenfalls eine Frau.

Die Demokraten sind die weiblichere Partei

Die Grand Old Party wird weiblicher, keine Frage – und bleibt doch deutlich männlicher als die Demokratische Partei. Im Senat sitzen etwa doppelt so viele Demokratinnen wie Republikanerinnen, im Repräsentantenhaus sind es je nach Ausgang der noch ausstehenden Rennen fast dreimal so viele.

Insgesamt sind rund 40 Prozent der Demokraten im Capitol Frauen. Das erklärt sich auch damit, dass die Demokraten Kandidatinnen schon lange gezielt fördern. Wie die Publikation „Bloomberg Businessweek“ berichtet, hat etwa die Lobbyorganisation Emily’s List in diesem Wahljahr 75 Mal so viel Gelder eingenommen wie Stefaniks Lobbygruppe. Emily’s List unterstützt demokratische Kandidatinnen, die für Abtreibungsrechte eintreten.

Die Entwicklung ist auch deshalb interessant, weil die Republikaner explizit keine Partei der Identitätsfragen sein wollen wie die Demokraten und das Geschlecht traditionell eigentlich nicht thematisieren. Das könnte sich mit diesem Jahr ändern. „Die Republikanische Partei hat das Problem priorisiert“, sagte Olivia Perez-Cubas, eine Sprecherin der Lobbygruppe WFW Action Fund, die ebenfalls Millionen von Dollar in den Wahlkampf republikanischer Frauen investierte.

Bei den Republikanern habe sich dieses Jahr viel getan, erklärt Kelly Dittmar, Wissenschaftlerin am Center for American Women and Politics an der Rutgers University in Virginia. Weibliche Kandidatinnen seien gezielt unterstützt worden. Doch nach wie vor sei diese Infrastruktur der Republikaner für Frauen „unglaublich klein“ im Vergleich zum Apparat der Demokraten.

Mehr Kandidatinnen könnten sich für die Republikanische Partei auszahlen, Frauen seien nicht nur die größte Wählergruppe und wählten zuverlässiger als Männer, Frauen unterstützten auch eher weibliche Kandidaten, sagt Dittmar. Wenn Frauen gleichermaßen im Kongress vertreten sein wollten, müssten Fortschritte von beiden Parteien ausgehen.

Die überraschenden Siege bei den Republikanerinnen bedeuten allerdings nicht, dass Frauen jetzt Führungsposten in der Partei zugesprochen bekommen – der Minderheitsführer McCarthy etwa bereitete am Mittwoch direkt den Boden für seine Wiederwahl. Die Abgeordnete Stefanik, die mit ihrer Lobbygruppe wesentlich zu den Siegen beigetragen hatte, sagte in einem Interview, sie habe derzeit kein Interesse, eine Führungsposition zu übernehmen.