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Kommentar: Wir Corona-Polizisten – wie wär's mal mit dem Finger auf uns selbst?

Was bleibt der Jugend noch im Schatten von Covid? Ein Paddler passiert in Berlin die "Insel der Jugend" im Treptower Park. (Bild: REUTERS/Joachim Herrmann)
Was bleibt der Jugend noch im Schatten von Covid? Ein Paddler passiert in Berlin die "Insel der Jugend" im Treptower Park. (Bild: REUTERS/Joachim Herrmann)

Die Infektionszahlen steigen – und immer ist der andere schuld: die Jungen, Hochzeiten oder der Deutschorient an und für sich. Dabei kämen wir besser aus Corona raus, wenn jeder sich an die eigene Nase fasst.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Berlin-Neukölln, da herrschte virusmäßig ein einziges Sodom und Gomorrha. Lauter junges Partyvolk, und dann auch noch Hochzeitsfeiern an jeder zweiten Straßenecke, mit hunderten aufgedrehten Deutschtürken oder -arabern: So stellte sich mancher die Gründe für die durch die Decke gehenden Infektionen mit Covid-19 vor.

Und das nur, weil in Neukölln mit als erstes die Zahlen nach oben drehten. Doch das ist Wunschdenken.

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Nun ist das Virus wieder überall. Und es hängt nun an jedem Einzelnen, sich so zu verhalten, dass Corona nicht munter weiterwandert. Immer nur auf andere zeigen, das macht keinen Sinn.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder maulte lange an Berlin herum und merkte nicht, wie das Virus die Voralpen kaum meidet; mittlerweile gibt es im Berchtesgadener Land krassere Statistiken als in Berlin. Aber draufhauen geht immer, denkt sich Söder.

Margherita oder Diavola?

Und in Berlin selbst mäkelte man sich gern gegenseitig an. Nicht vergessen werden sollte dabei, dass es für jemanden im Home Office und in einer 100-Quadratmeter-Wohnung zu zweit recht leicht ist, dem Virus aus dem Wege zu gehen – zur Not ruft man halt zwei oder dreimal beim Pizzalieferdienst an. Was also in Prenzlauer Berg als Luxusproblemchen durchgeht, stößt sich in Neukölln an anderen Realitäten: Natürlich ist kein Kiez über einen Kamm zu scheren, und natürlich gibt es auch in Neukölln Officenerds in ihren Lofts, aber eben auch mehr Leute, die nicht nur im Wohnzimmer arbeiten.

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Wer raus muss, um sein Geld zu verdienen, ist mit Corona anders konfrontiert. Wer zum Großhandel muss, ans Fließband, an die Supermarktkasse oder ins Krankenhaus. Zu Beginn der Pandemie klatschten wir noch brav auf den Balkonen und klimperten mit unseren Weingläsern dazu; jetzt wird die Nase gerümpft über jene, die das Infrastrukturleben aufrechterhalten.

Die Welt rettet keine Generation allein

Neben den Arbeitern musste eine andere Zielgruppe für Häme herhalten: Die jungen Leute würden zu viel feiern, auf Abstände nichts geben, wird gelästert. Dabei wird den Jungen gerade besonders viel abverlangt. Für Personen ab einem gewissen Alter, vielleicht auch noch mit Kindern, ist die Sehnsucht nach gemeinschaftlichem Feiern irgendwann nicht mehr soooo ausgeprägt. Man hat dann nichts gegen ruhigere Fahrgewässer. Und außerdem hatten wir ja früher…

…doch was, wenn die Jugend heute ist und morgen vorbei sein wird? Natürlich haben junge Leute verstanden, was auf dem Spiel steht. Großeltern haben sie ja zumeist auch noch. Und bisher ist mir nicht aufgefallen, dass sich junge Leute im Straßenbild verantwortungsloser verhalten als 40-Jährige; renitente Ignoranz gegenüber Covid findet sich in allen Generationen. Der Berliner Tagesspiegel hat übrigens recherchiert, wie viele Kinder in Neuköllns Kitas positiv auf Corona getestet wurden und kam auf: eines. Derweil seien 450 Kinder in Quarantäne, wegen 20 infizierten Erwachsenen. Aber halt, das werden ganz bestimmt blutjunge Hippieeltern sein, oder massenhochzeitspilgernde Arbeiter.

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Die Infektionszahlen steigen, wie es die Wissenschaftler für den Herbst vorausgesagt haben. Was wir gerade erleben, ist keine Überraschung. Also sollten wir auch nicht so tun – und vor allem nicht, als hätten du oder ich damit nichts zu tun.

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