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Kommentar: Die AfD sagt Nein zu Rassismus (am Telefon)

01 December 2019, Lower Saxony, Brunswick: Björn Höcke (front right), regional chairman of AfD Thuringia, is pleased at the AfD party conference after the election of Andreas Kalbitz (front left), regional chairman of AfD Brandenburg, as an associate member of the federal executive committee of AfD. Photo: Hauke-Christian Dittrich/dpa (Photo by Hauke-Christian Dittrich/picture alliance via Getty Images)
Bemerkten sie gerade den Koffer mit den Aufklebern? Die AfD-Politiker Andreas Kalbitz (links) und Björn Höcke beim Parteitag am vergangenen Wochenende in Braunschweig (Bild: Getty Images)

Beim AfD-Parteitag klebten Sprüche auf einem Koffer eines Kamerateams. Dafür gab es nun eine Entschuldigung. Warum eigentlich?

Ein Kommentar von Jan Rübel

Schon komisch, wofür man sich entschuldigt. “Der Geschäftsführer kam zu mir, bat um Entschuldigung und ich habe das akzeptiert”, sagt mir ein Sprecher der AfD am Telefon. Wofür eigentlich? Was war passiert?

Während des Parteitags am vergangenen Wochenende in Braunschweig stand ein schwarzer Koffer von Dienstleistern herum, sie arbeiteten für den Fernsehsender Phoenix, der über die Zusammenkunft der AfD berichtete. Darauf klebten Sprüche wie “Good Night White Pride”, “Say No to Racism” oder “Bunt statt braun”.

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Ich finde ja, wer stolz auf seine helle Hautfarbe ist, sollte zum Arzt. Rassismus ist wirklich eine der schlechtesten Ideen in der Geschichte der Menschheit und Braun als Farbe des Nationalsozialismus ist angesichts der geleisteten Arbeit der NSDAP auch keine Lösung für nur irgendwas.

Warum dann also eine Entschuldigung?

Der AfD-Sprecher antwortet mir: “Keine politische Aussage von Dienstleistern hat etwas auf einem Parteitag zu suchen.” Nun, ganz verstehe ich sowas nicht. Auf dem Koffer stand ja nicht “Fuck AfD” oder ein Anti-AfD-Witz (hab grad nachgeschaut, wusste gar nicht, dass es so viele gibt) – sowas wäre tatsächlich ein unfreundlicher Akt, man ist immerhin Gast bei solch einer Veranstaltung, und Gastgeber haben Anspruch auf einen nicht respektlosen Umgang. Von den ausgestellten Sprüchen auf diesem Koffer kann aber niemand sich negativ angesprochen fühlen, dachte ich.

Neutralität bis zum Sterilen

Beim Fernsehsender Phoenix sieht man das womöglich anders. Bei Twitter stellte man online: “Das phoenix-Team auf dem #AfDParteitag hat von den Parolen auf den Geräteboxen des Produktionsdienstleisters weder etwas bemerkt, noch davon gewusst.”

Oha. Dass ein Bekenntnis gegen Rassismus und Nationalsozialismus eine “Parole” ist, war mir neu. Ich hielt sowas für eine Selbstverständlichkeit.

Doch Phoenix beließ es nicht dabei. Später hieß es bei Twitter, die Mitarbeiter des Dienstleisters hätten “die gebotene und zu erwartende Neutralität bei einer Parteitagsberichterstattung verletzt”, private Meinungsäußerungen an einem professionellen Fernseh-Set seien unangebracht.

Ich frage mich, was passiert wäre, hätte ein Dienstleister solchen Koffer zum Parteitag der Grünen geschleppt – hätte es dann eine Entschuldigung gegeben? Oder wenn es um Aufkleber ginge, über deren Inhalte man streiten kann, also zum Beispiel wie: “Ich find Kohle dufte”, “Grüne trinken zu viel Latte” oder “Kümmert euch um Menschen und nicht um Bäume” – würde es dort einen Aufschrei geben, eine Entschuldigung?

Butter bei Fische

Laut AfD-Sprecher jedenfalls würden die Medien “die Sache höher hängen als sie ist”. Der Geschäftsführer des Dienstleisters sei auf ihn zugekommen und habe ihm die Sprüche auf seinem Handy gezeigt. “Ich wollte die gar nicht lesen, hatte meine Brille nicht dabei.”

Okay, unterstützt man denn bei der AfD die Aussage “Sag Nein zu Rassismus”? “Natürlich!”

Und wie steht es mit dem Satz “Bunt statt braun”?

Im Zusammenhang mit einem AfD-Parteitag, führt der Sprecher aus, “kommt es etwas schräg rüber, als wären wir rassistisch oder braun.” Also, was nun? “Gegen Braun sind wir alle. Was aber bunt ist, müsste man näher erläutern.”

Versprochen. Werden wir tun. Björn Höcke wird man das nächste Mal fragen, wie ihm Braun gefällt oder nicht. Wenn die AfD wieder von “Messermännern” und “Kopftuchmädchen” spricht, ist ihr vorzuhalten: Der eigene Pressesprecher sagte doch Nein zu Rassismus.

Und Fernsehleute können sich überlegen, ob sie nicht eine komische Auffassung von Neutralität und vom Entschuldigen haben – wie auch die AfD darüber nachdenken könnte, ob sie den beiden Mitarbeitern, welche für diese Aufkleber verantwortlich waren, für den nächsten Parteitag die Akkreditierung verweigern will. Das kündigte der Sprecher nämlich an. Und ich dachte, die Sache werde höher gehängt als sie ist.