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Knifflige Strafzölle für China-Stromer: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über eine Brüsseler Gratwanderung. — Fünf Themen des Tages ist auch als Newsletter erhältlich. Zum Gratis-Abo bitte hier entlang.

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Zweischneidiges Strafzoll-Schwert

Als Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen diese Woche verkündete, dass Brüssel gegen möglicherweise wettbewerbswidrige Praktiken der chinesischen Regierung bei Elektro-Autos vorgehen will, klang das erstmal nach einer robusten Ansage, wenn auch mit einem Hauch von Protektionismus. Den europäischen Autobauern brennt das Thema verständlicherweise unter den Nägeln. Auch wenn die Verkaufszahlen von Herstellern aus der Volksrepublik in Europa noch überschaubar sind, wachsen sie doch schnell.

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Ein genauerer Blick auf Förderungen, Beihilfen und Vergünstigungen für Elektroautos im Reich der Mitte zeigt freilich, dass sie in vielen Fällen (Förderung der Ladeinfrastruktur, Steuernachlässe) dem, was im Westen unter Green Deal (EU) oder Inflation Reduction Act (USA) läuft, gar nicht mal so unähnlich sind. Daraus einen Fall zu stricken, der Strafzölle auf Importe zulässt, dürfte die Beamten in Brüssel noch etwas beschäftigen.

Noch kniffliger wird es, wenn man sich die möglichen Reaktionen Pekings anschaut, die vor allem für die heimischen Hersteller schmerzhaft werden könnten. “Für deutsche Autohersteller ist das Thema ein zweischneidiges Schwert”, gibt etwa DWS-Portfoliomanager Stefan Bauknecht zu bedenken. “China ist als größter Exportmarkt von strategischer Bedeutung. Neue Handelsbarrieren wären da kontraproduktiv.”

Letztlich bleibt es den Autobauern in der Alten Welt wohl nicht erspart, sich über Produkte und Innovationen im Wettbewerb durchzusetzen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Boris Groendahl: Lang lebe die Stabilisierung, UBS schreitet voran, Gas satt, nicht amüsiert, und rücksichtsvolle Sprache in Mountain View.

Lang lebe die Stabilisierung

Die chinesische Wirtschaft zeigt Anzeichen einer Stabilisierung. Das Wachstum von Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen übertraf im August die Erwartungen. Schub brachten ein Reiseboom und stärkere Konjunkturmaßnahmen. Ein anhaltender, tiefer Abschwung sei angesichts der heutigen Daten nicht zu erwarten, hieß es bei Standard Chartered. Gleichwohl ließ die Dynamik bei Anlageinvestitionen und im Infrastrukturbereich nach, und der Abwärtstrend bei den Eigenheimpreisen in der Volksrepublik beschleunigte sich. Chinas Ölraffinerien indessen haben ihre Produktion im vergangenen Monat auf Rekordniveau erhöht. Das Reich der Mitte ist der größte Ölimporteur der Welt.

UBS schreitet voran

Hatte man sich in der Spätphase der Credit Suisse schon darauf eingestellt, jede Woche mit einer neuen Hiobsbotschaft zu rechnen, geht es nun bei der Zusammenführung mit der UBS relativ ruhig vonstatten. Bankchef Sergio Ermotti zeigt sich zufrieden mit der Integration des Wealth Management, wo inzwischen sogar die Mittelzuflüsse wieder in Gang kommen. Das Damoklesschwert über den Schweizer Steuerzahlern in Form von milliardenschweren Garantien hat er selbst bereits abgeräumt. In London ziehen Credit-Suisse-Banker in UBS-Büros, in Manhattan läuft es umgekehrt. Allerdings sollte nichts darüber hinwegtäuschen, dass der schwerste Brocken mit dem größten Potenzial für Fehltritte erst noch kommt — die Integration des heimischen Kundengeschäfts, die vor allem beim Headcount spürbar werden wird. Und welche Pannen bei der Integration eines heimischen Retail-Wettbewerbers noch passieren können, das weiß man mit Blick auf Deutsche Bank und Postbank nur zu gut. Die Nagelprobe für die UBS könnte also noch kommen.

Gas satt

Im Zuge nachlassender Versorgungsrisiken sinken die europäischen Gaspreise aktuell. Die Woche dürfte der Kontrakt kaum verändert beenden. Die Nachfrage nach Flüssiggas ist nach wie vor verhalten, ein überdurchschnittlich warmer September hat einen historisch hohen Lageraufbau ermöglicht. Eine der großen Unwägbarkeiten für diesen Winter ist allerdings das Niveau der Nachfrage in Europa. BloombergNEF geht davon aus, dass der Speicherstand zum Ende der Heizsaison mit 44% unter dem Vorjahresniveau von 56% liegen wird.

Nicht amüsiert

Die gestrige Zinserhöhung der EZB kommt in der südeuropäischen Politik nicht besonders gut an. “Lagarde lebt auf dem Mars”, kommentierte Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini die Entscheidung. “Die EZB, die sich nicht um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Familien und Unternehmen kümmert, erhöht die Kosten des Geldes.” Vom portugiesischen Finanzminister Fernando Medina hieß es, “dass ich eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt für ein größeres Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung halte”. Finanzminister Christian Lindner hingegen hält den Schritt der EZB für “verständlich”. Öl ins Feuer gießt da ein Bericht der FT, wonach die EZB-Falken im Dezember auf eine Zinserhöhung drängen könnten, sollten die Löhne weiter steigen und sich die Inflation als hartnäckiger erweisen als gedacht. Der Markt preist derweil für nächstes Jahr fast 75 Basispunkte an Zinssenkungen ein.

Rücksichtsvolle Sprache in Mountain View

Bestimmte Dinge schreibt man als Googler einfach nicht. Zum Beispiel “leverage”, “lock in”, “bundle” oder “network effects” — eben alles, was in einem Monopolfall gegen den faktischen Suchmaschinenmonopolisten verwendet werden könnte. Das geht aus einem alten Google-Memo hervor, das die US-Regierung ausgegraben hat. Aber natürlich kann es passieren, dass die sprachpolizeilichen Maßnahmen nicht fruchten. Mitarbeiter seien angewiesen worden, keine nachprüfbaren Dokumente über potenziell problematisches Verhalten anzufertigen, behaupten Regierungsanwälte in Washington. Sensible Gespräche sollten über Google Chat mit deaktiviertem Verlauf geführt werden — was bedeutet, dass die Konversation nach 24 Stunden automatisch gelöscht wird. Dies belege auch eine Anweisung von Alphabet-CEO Sundar Pichai vom Oktober 2021, die der Selbstzerstörung entgangen ist.

Was sonst noch so passiert ist

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