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Die Jahresendrally lässt auf sich warten

Dow Jones und S & P500 eilen von einem Rekord zum nächsten, aber an Europas Aktienmärkten geht es abwärts. Ein ungewohntes Bild, schließlich gilt die Wall Street doch als Leitbörse. Doch Dax und Co. verweigern ihr derzeit die Gefolgschaft. Der politische Stillstand in Deutschland und ein starker Euro drücken diesseits des Atlantiks die Stimmung.

Und jenseits des Atlantiks kommt es mal wieder auf US-Präsident Donald Trump an. „Es muss sich jetzt zeigen, ob die Vorschusslorbeeren für die Steuerreform, die die Wall Street im November im Gegensatz zu Europas Aktienmärkten nach oben getrieben hat, gerechtfertigt waren“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. In der Nach auf Samstag verabschiedete der US-Senat die Steuerreform. Allerdings hatte zuvor die Wall Street nachgegeben, nachdem der Sender ABC News berichtet hatte, dass der Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn gegen Trump in der Russland-Affäre aussagen wolle. Doch bis zum Börsenschluss dämmte der Dow Jones sein Verluste wieder ein – die Rally ist also noch intakt, während sie in Deutschland in Stottern geraten ist.

Der deutsche Aktienindex hat in der abgelaufenen Woche 1,5 Prozent verloren und notierte zum Wochenende bei 12.861 Punkten. Die amerikanischen Standardwerte legten um bis zu drei Prozent zu – eine für einen solch kurzen Zeitraum auffällig große Diskrepanz. Fällt die Jahresendrally hierzulande aus, während sie in New York schon läuft? Die erhofften Kursgewinne kurz vor Jahresfrist lassen zumindest auf sich warten. Gewinnmitnahmen und höhere Kursschwankungen seien auch in der neuen Woche wahrscheinlich.

Die jüngsten Gewinnmitnahmen im Dax sehen Experten wenig kritisch. Die Jahresendrally schon abzuschreiben oder gleich die jahrelange Hausse für beendet zu erklären, geht zu weit. „Es gibt Risiken, man muss sie aber auch nicht krampfhaft herbeireden“, sagt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Weder geopolitische Themen wie Nordkorea, Sorgen um Chinas Wirtschaft, der Ölpreis oder der neue Fed-Chef Jerome Powell würden die Aktienmärkte in Bedrängnis bringen. „Auch die Euro-Stärke kann deutschen, exportsensitiven Aktien nichts anhaben“, ist Halver überzeugt. „Dieses Anleger-Klischee entspricht nicht mehr der Realität.“ Die weltweiten Aktivitäten der deutschen Industrie würden Aufwertungen entgegen wirken. Andere nennen aber gerade den starken Euro als Grund für die jüngsten Rücksetzer.

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An den Finanzmärkten kämpfen derzeit Pessimisten und Optimisten, die lange die Oberhand hatten, um die Vorherrschaft. Hans-Jörg Naumer gehört zu den Optimisten: „Die Konjunktur und Geldpolitik wirken weiter fördernd für die Aktienmärkte", sagt der Experte von Allianz Global Investor. „Die Kombination aus solidem Makrowachstum und sprudelnden Unternehmensgewinnen einerseits, bei niedrigen Zinsen andererseits, bleibt vorerst erhalten“, betont auch Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Daran ändere auch das Tauziehen um die Bildung einer neuen Bundesregierung wenig. „Deutschland und seinen Unternehmen geht es gut, nicht wegen, sondern trotz der Politik“, ergänzt er.

Dass die Zeiten steigender Aktiennotierungen erst mal vorbei sind, glaubt auch Greil nicht. „Weltweite Aktienindizes wie der MSCI World rennen von einem Allzeithoch zum nächsten“, gibt er Entwarnung. „Der strukturelle Bullenmarkt bleibt intakt.“


Mit gemischten Gefühlen in den Börsenmonat

Andere sehen die momentane Gemengelage an den Märkten hingegen kritischer: „Wir gehen mit gemischten Gefühlen in den letzten Börsenmonat“, sagt Robert Bauer von der Mademann & Kollegen aus Düsseldorf. „Zwar stehen unsere eigenen Indikatoren noch auf grün und die Leitzinserhöhung im Dezember ist von den Marktteilnehmern eingepreist, aber die Bewertungen in den USA sind eindeutig zu hoch.“ Bauer ist einer von 20 unabhängigen Vermögensverwaltern, die die DAB BNP Paribas regelmäßig befragt. Von ihnen rechnet jeder Zweite mit einer Jahresendrally im Dezember. Dagegen erwarten 20 Prozent fallende und 30 Prozent gleich bleibende Kurse in den kommenden vier Wochen.

Pessimistisch ist auch Jochen Stanzl von CMC Markets: „Internationale Investoren stellen das politische Risiko in Deutschland gleich mit jenem Großbritanniens im Zusammenhang mit dem Brexit.“ Und Anlageexperte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg sieht für den Dax bei 13.300 Punkten erst einmal das Ende der Fahnenstange. Es bedürfe größerer Impulse, um den Kursen weiteren Schub zu verleihen.

Einen solchen Impuls erhoffen sich Börsianer in der kommenden Woche von den US-Arbeitsmarktdaten. Sie sind ein wichtiger Faktor für die Stimmung an der Börse. Von diesen Daten erhoffen sich Investoren Rückschlüsse auf Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed. Zwar werden die offiziellen Zahlen erst am Freitag veröffentlicht, einen Vorgeschmack bieten aber bereits die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Für November rechnen Börsianer im Schnitt mit 185.000 neuen Stellen. „Wir erwarten ein solides Beschäftigungsplus bei weiterhin moderatem Lohndruck“, sagt die Commerzbank voraus. „Dies sollte reichen, die Fed in zwei Wochen zu einer Zinserhöhung zu bewegen.“

Zum Auftakt der neuen Woche erwarten Investoren zudem die Auftragseingänge der US-Industrie. Am Mittwoch folgen vergleichbare Zahlen der deutschen Unternehmen. Außerdem stehen die europäischen Einzelhandelsumsätze am Dienstag auf der Agenda.

Gleich drei Dax-Unternehmen laden zum Kapitalmarkttag: Am Dienstag ist die Deutsche Bank an der Reihe, am Mittwoch ProSiebenSat.1 und am Freitag folgt Thyssen-Krupp. Interessant wird es auch bei Siemens. Der Münchner Konzern stellt am Donnerstag seine Medizintechnik-Sparte Healthineers vor, die der ersten Jahreshälfte 2018 an die Frankfurter Börse soll. Mit einem erwarteten Emissionsvolumen von sechs bis zehn Milliarden Euro wäre es der größte Börsengang in Deutschland seit der Telekom vor 20 Jahren.

KONTEXT

Wie sich die Dax-Börsenmonate seit 1959 entwickelt haben

Januar-Performance

Viele Anleger glauben, der Januar sei der Börsenmonat mit der höchsten durchschnittlichen Performance. Weit gefehlt. Mit plus 0,78 Prozent ist das ein durchschnittlicher Monat, der im Vergleich zu den anderen elf nur auf Rang fünf liegt. Für die Berechnungen seit dem Jahr 1959 hat die Baader Bank den Dax seit Juni und die Vorläuferindizes der Börsenzeitung (1981 bis 1988) und den Hardy-Index (1959 bis 1981) genommen.

Februar-Performance

Bereits im zweiten Monat des Jahres halbiert sich im Vergleich zum Januar die durchschnittliche Performance und beträgt nur noch 0,33 Prozent. Das bedeutet Rang acht.

März-Performance

Wer hätte das gedacht? Der März ist der beste Börsenmonat. Durchschnittlich sind die Kurse um 1,54 Prozent gestiegen - deutlich höher als in den Monaten November und Dezember, in denen die meist lukrative Jahresendrally stattfindet.

April-Performance

Doch nur einen Monat später halbiert sich das Plus auf 0,76 Prozent - Platz sechs in der Statistik für den Monat April.

Mai-Performance

"Sell in May and go away" lautet das bekannte Börsensprichwort und bei der durchschnittlichen. Vom Jahresanfang betrachtet ist der Mai der erste Monat mit einem negativen Entwicklung- Die beträgt minus 0,12 Prozent und damit Rang neun.

Juni

Und in den folgenden Monaten geht es weiter runter: Im Juni sinkt die durchschnittliche Performance auf minus 0,27 Prozent und damit auf den neunten Platz der Börsenmonate.

Juli-Performance

Ein kurzes Comeback zeigt der Juli, die durchschnittliche Performance seit 1959 ist mit plus 0,79 Prozent wieder positiv und hieven den Zeitraum auf den vierten Platz.

August-Performance

Doch bereits im August geht es wieder abwärts mit minus 0,33 Prozent und damit der vorletzte Rang in der Börsenstatistik.

September-Performance

"Für Börsenspekulanten ist der Februar einer der gefährlichsten Monate. Die anderen sind Januar, März, April, Mai, Juni und Juli, bis Dezember", sagte einst der Schriftsteller Mark Twain. Doch, zumindest im Durchschnitt gesehen, ist nur der Monat September gefährlich. Mit 1,86 Prozent übertrifft das Minus alle anderen Monate mit deutlichem Abstand, der September ist Schlusslicht.

Oktober-Performance

"Ein Crash-Monat Oktober mag zwar dramaturgisch reizvoll sein. Und sicher hat es üble Exemplare dieses Monats an den Aktienmärkten gegeben, z.B. 1987 oder 2008. Außerdem hat sich seit Jahresbeginn u.a. im DAX ein ordentlicher Kurspuffer angehäuft, der zu Gewinnmitnahmen einlädt", meint Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Doch gegenüber dem September muss der Oktober nicht gefürchtet werden. Historisch betrachtet verzeichnete der Dax in diesem Monat sogar ein Plus von 0,75 Prozent.

November-Performance

Und nun zur Jahresendrally: Der beste Monat ist dafür der November mit einer durchschnittlichen Performance plus 1,35 Prozent. Damit ist dieser Monat der zweitbeste hinter dem März.

Dezember-Performance

Gegenüber dem Monat November fällt der Dezember etwas zurück. Das durchschnittliche Plus beträgt 1,13 Prozent und damit Rang drei der Börsenstatistik.

KONTEXT

Wie der Dax die 13.000-Punkte-Marke erreicht hat

9. März 2009

56 Prozent hat der Dax seit dem Hoch vom 13. Juli 2007 eingebüßt. Mit 3588 Punkten erreicht er zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch kurz darauf wirft die US-Notenbank Fed die Notenpresse an. Jetzt geht es bergauf.

5. Juni 2014

Die Entscheidung der EZB, die Zinsen weiter zu senken, treibt den Dax erstmals über die 10.000er Marke.

22. Januar 2015

Nach dem Vorbild der Fed wirft die EZB die Notenpresse an und schickt den Dax damit auf Rekordkurs. Am 16. März steigt der Index erstmals über 12.000 Punkte.

11. Februar 2016

Der Preisverfall an den Ölmärkten schürt Ängste vor platzenden Krediten im Finanzsektor. Der Dax fällt auf 8699 Punkte und liegt damit auf dem Niveau vom Oktober 2014.

31. März 2016

Das Minus im ersten Quartal 2016 beläuft sich auf gut sieben Prozent. Schon im März dreht aber die Stimmung, denn die US-Notenbank Fed verschiebt auch aus Rücksicht auf nahende Brexit-Abstimmung ihre Zinserhöhungen.

24. Juni 2016

Die Briten haben sich für den Austritt aus der EU entschieden und lösen an den Märkten einen allerdings kurzen Ausverkauf aus. Der Dax fällt um fast sieben Prozent, holt in den Folgewochen aber rasch wieder auf.

9. November 2016

Die US-Amerikaner haben Donald Trump zum Präsidenten gewählt. An der Wall Street schieben die Anleger vorher geäußerte Bedenken beiseite und setzen auf sinkende Steuern für Unternehmen und massive Infrastruktur-Investitionen. Der Dow-Jones geht auf Rekordkurs. In seinem Windschatten etabliert sich der Dax wieder in der Fünfstelligkeit.

Frühjahr 2017

Der Erfolg des europafreundlichen Politikers Emmanuel Macron bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich treibt auch den Dax immer höher.

12. Oktober 2017

Der Dax überspringt erstmals die Marke von 13.000 Punkten.