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Ismaning statt Abu Dhabi: Der "Neue" beim "Doppelpass"

Florian König ist neuer "Doppelpass"-Moderator am Sonntagmorgen bei SPORT1. Er folgt auf Thomas Helmer. (Bild: SPORT1)
Florian König ist neuer "Doppelpass"-Moderator am Sonntagmorgen bei SPORT1. Er folgt auf Thomas Helmer. (Bild: SPORT1)

Florian König, bekannt unter anderem durch die Formel 1 bei RTL, wird neuer "Doppelpass"-Moderator bei SPORT1 und folgt dort auf Thomas Helmer. Im Interview kündigt er eine "Modellpflege" des Formats an.

Florian König, 53 Jahre, geboren in Tübingen, aufgewachsen in Stuttgart. Zunächst berichtete er für den Süddeutschen Rundfunk, für die ARD arbeitete er bei der "Sportschau", war bei den Olympischen Spielen 1992. Doch dann, 1994, wechselte er zu RTL, wo der zweifache Familienvater bis heute tätig ist. Über 20 Jahre lang war König das Gesicht des Senders bei der Formel 1. Zusammen mit Niki Lauda führte er durch die Rennwochenenden, reiste unzählige Male um die Welt. Und während der Sender bisweilen nicht für die leisen Töne stand, interpretierte König seine Aufgabe im Stile eines Gentlemans. Sympathisch, sachlich, fein formulierend, mit einer guten Prise Humor. In der aktuellen Saison jedoch verlor RTL die Rechte an der Königsklasse des Rennsports. Dem Sender bleibt Florian König bei anderen Aufgaben erhalten, aber ein Angebot von SPORT1 nahm er mit Freude an. Als Nachfolger von Thomas Helmer führt er ab Sonntag, 8. August, durch den "Doppelpass", den wöchentlichen Fußballtalk live ab 11 Uhr.

teleschau: Jetzt hätten Sie nach all den Jahren endlich mal sonntags frei gehabt, Herr König. Und dann das!

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Florian König: Ja, das stimmt natürlich (lacht). Aber ganz ehrlich: Meine Familie und ich gehen nicht davon aus, dass ich am Wochenende zu Hause sein muss. Als Sportredakteur arbeite ich am Wochenende, das ist seit jeher mein gelebter Alltag. Ich habe Übung darin. Sie müssen sich also um mich keine Sorgen machen.

teleschau: Dennoch geht es für Sie jetzt nicht mehr nach Monaco oder Abu Dhabi, sondern nach Ismaning bei München und an den Münchner Flughafen.

König: Neulich habe ich überlegt, wie lange mein letzter Jetlag zurückliegt. Es ist schon eine Weile her, auch wegen Corona. Aber in den letzten 25 Jahren gab es den häufig. Da bin ich ehrlich gesagt jetzt mal froh, dass München und meine Heimat Köln in einer Zeitzone liegen.

Florian König war selbst schon mehrfach zu Gast beim "Doppelpass". Jetzt übernimmt er die Moderation. (Bild: SPORT1)
Florian König war selbst schon mehrfach zu Gast beim "Doppelpass". Jetzt übernimmt er die Moderation. (Bild: SPORT1)

"Ich bin kein Typ wie Waldemar Hartmann"

teleschau: Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen im Leben etwas fehlt, seitdem es die Formel 1 für Sie nicht mehr gibt?

König: Natürlich weiß ich, dass das ein Traumjob war. Über 20 Jahre habe ich das gemacht, die Reisen inklusive. Aber wenn man 20-mal in Melbourne war, dann weiß man zwar schon, dass es dort schön ist. Aber ich weiß eben auch, dass es 24 Stunden Flug dorthin sind und es zehn Stunden Zeitumstellung gibt. Ich gebe zu: Ich bin nun fast schon Mitte 50, und irgendwann wurde es mühsamer. Es geht mir also nicht wirklich ab. Diese Chance hat sich jetzt zur rechten Zeit für mich ergeben. Und meine Vielfliegermeilen werde ich gerne irgendwann für einen schönen Urlaub einsetzen.

teleschau: Wie lässt sich einem TV-Klassiker wie dem "Doppelpass", den es seit 25 Jahren gibt, eine eigene Note verleihen?

König: Natürlich bringt jeder Moderator eines Formats zunächst einmal seine eigene Erfahrung, seine Persönlichkeit mit. Gut möglich also, dass sich das eine oder andere dadurch ändern wird. Aber wir werden sicher kein neues Modell einführen. Um bei dem Kfz-Vergleich zu bleiben: Es gibt eine Modellpflege. Langjährige Fans der Sendung müssen sich also keine Sorgen machen.

teleschau: Es gab in all den Jahren nur wenige Moderatoren beim "Doppelpass".

König: Ich bin erst der vierte.

teleschau: Wenn man auf die anderen drei, Rudi Brückner, Jörg Wontorra und Thomas Helmer, blickt: Sind Sie, sagen wir, rustikal genug für dieses Talkformat, das sich ja mal als Stammtisch verstand?

König: Ich denke schon. Ich habe keine Angst vor Rustikalem, auch nicht vor Polemik. Und der Humor wird sicher auch nicht zu kurz kommen. Es kommt mir aber vor allem darauf an, die Protagonisten dieses Sports ernst zu nehmen. Und den Sport selbst auch, wie es auch bisher im "Doppelpass" geschehen ist. Klar, ich bin kein Typ wie Waldemar Hartmann, den man von vorneherein am Stammtisch vermuten würde. Aber ich werde sicher auch mit dieser Sendung wachsen.

teleschau: Wie viel eigene Meinung werden Sie sich als Moderator zugestehen? Das haben die bisherigen Moderatoren sehr unterschiedlich für sich interpretiert.

König: Natürlich bringe ich meine Meinung ein. Aber meine wesentliche Aufgabe sehe ich darin, verschiedene Meinungen zu balancieren. Also auch mal ein Gegengewicht zu einem Gast zu sein. Ich bin sicher nicht nur ein Stichwortgeber.

teleschau: Wie viel Fachliches wird es geben? Wie viel Taktikdiskussion? Oder verstehen Sie den "Doppelpass" eher als amüsante Plauderei über Personalien, Geld, Videobeweis und eingängige Fußballthemen?

König: Es kommt darauf an, wie über Taktik gesprochen wird. Denken Sie an die letzte EM: Da ging es - auch im "Doppelpass" - gerade bei den Diskussionen um die deutsche Mannschaft ganz häufig um taktische Fragen. Natürlich braucht der "Dopa" den Nerd als Zuschauer, den diese Dinge beschäftigen. Aber eben auch all jene, die sich eher für die bunteren Randaspekte des Sports interessieren. Es muss beides möglich sein, und wir entscheiden von Fall zu Fall. Auch abhängig von den Gästen.

Florian König wurde im September 1967 in Tübingen geboren. Seine Karriere als Sportmoderator begann Anfang der 90er-Jahre beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. (Bild: SPORT1)
Florian König wurde im September 1967 in Tübingen geboren. Seine Karriere als Sportmoderator begann Anfang der 90er-Jahre beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. (Bild: SPORT1)

"Zusammen standen wir im Block D, leicht erhöht ..."

teleschau: Zu Ihrer eigenen Fußballsozialisation: Erinnern Sie sich an Ihren ersten Stadionbesuch?

König: Das war in Stuttgart beim VfB, ein Spiel gegen die Bayern. Ich komme ja aus Tübingen, und Anfang der 80er-Jahre hat es uns nach Stuttgart verschlagen. Um die Zeit muss es dann gewesen sein. Bewusster und häufiger wurden die Besuche um 1984 herum, als Stuttgart Deutscher Meister wurde. Da war ich eigentlich bei jedem Heimspiel im Stadion und stand mit großer Inbrunst meinem VfB zur Seite. Helmut Benthaus war Trainer, eine tolle Zeit ...

teleschau: Wer war dabei? Ihr Vater? Freunde?

König: Ab und an ging ich mit meinem Vater hin. Aber normalerweise war ich mit einem guten Kumpel unterwegs. Zusammen standen wir im Block D, leicht erhöht, gegenüber von der eigentlichen Fankurve.

teleschau: Nach dem Abitur gingen Sie dann irgendwann zum Süddeutschen Rundfunk ...

König: Ja, und in meiner Gegend hatte ich auch die beruflichen Berührungspunkte mit dem Fußball. Als junger Reporter berichtete ich über die Oberliga Baden-Württemberg, später dann auch über den KSC und die Stuttgarter.

teleschau: Fällt es eigentlich leicht, Fan zu bleiben, wenn man als Sportjournalist seinen Verein näher kennenlernt? Wenn man hinter die Kulissen geblickt hat?

König: Es ist wahr, das ist nicht so einfach. Recht bald, nachdem ich begonnen hatte, als Sportreporter zu arbeiten, kam bei mir eine professionellere Einstellung zum VfB Stuttgart auf. Zumal ich dann ja nach Köln zog, wo ich 1994 bei RTL begann. Auch die Distanz sorgte dafür, dass ich mich nicht mehr als echten Fan des VfB bezeichnen würde. Aber er war eben früher meine Mannschaft, und ich wünsche ihr auch heute noch das Beste. Doch über die Jahre hinweg habe ich schon viel erfahren. Und ich bin in der Tat ganz froh, dass ich nicht mehr mit ganz so viel Herzblut bei dem Verein bin. Das macht es leichter, auch mal Enttäuschungen zu verdauen.

teleschau: Gab es Spieler, die Sie früher bewundert haben?

König: Viele. Und ja, alle beim VfB. Hansi Müller, Bernd und Karl-Heinz Förster, Karl Allgöwer. Später auch noch das magische Dreieck mit Fredi Bobic, Giovane Elber und Krassimir Balakow. Früher Klinsmann, Buchwald natürlich. Da gab es schon einige, die ich als Kind und als Jugendlicher verehrte. Meist eben jene, die aus unserer Region kamen und die beim VfB dann den nächsten großen Schritt gingen.

"Mit Mitte 50 will der Kopf mehr, als der Körper kann"

teleschau: Haben Sie eigentlich eine eigene Fußballkarriere?

König: Nicht wirklich. Klar habe ich gespielt. Zunächst in Tübingen, dann bei den Stuttgarter Kickers in der Jugend.

teleschau: Klingt gut ...

König: Nun, es war dort in der C-Jugend 2, also zweite Mannschaft. Dann später spielte ich beim TSV Birkach, am Rande von Stuttgart. Es war, Sie merken es, keine relevante Karriere.

teleschau: Welche Art Fußballer waren Sie?

König: Einer, der gerne spielt. Und rustikal. Ob meiner Größe war ich nicht wirklich quirlig und beweglich. Eher der Typ Turm in der Schlacht. Meine Aufgabe: alles rausgrätschen und rausköpfen, was kommt. Ist mal besser, mal schlechter geglückt ...

teleschau: "Siehst du den mit der Nummer 9? An dem bleibst du dran. Wenn der aufs Klo, gehst du mit." - Den Satz von Ihrem Trainer haben sie also auch gehört?

König: Genauso war es. Aber es hat einfach Spaß gemacht. Bis vor Jahren spielte ich auch noch in der Freizeit. Aber jetzt mit Mitte 50 will der Kopf mehr, als der Körper kann. Da muss dann irgendwann Schluss sein. Außerdem wäre ich auf dem Platz ohne meine Brille sowieso blind.

teleschau: Sie sind 53 Jahre. Sagen Sie eigentlich Box oder Strafraum?

König: Strafraum. Wobei ich mich dabei ertappt habe, dass ich Leon Goretzka einen "hervorragenden Box-to-Box-Spieler" genannt habe.

teleschau: Diese Bezeichnung sollte irgendwann drei Euro ins Phrasenschwein kosten.

König (schmunzelt): Ich werde auf jeden Fall aufpassen müssen, dass ich das Schwein nicht allzu oft füttern muss. Ich bin gespannt, ob ich durchgreifen muss oder ob gegen mich durchgegriffen wird.

"Fußball zu schauen, gibt mir einfach eine gute Zeit"

teleschau: Wie sehen Sie die allgemeine Entwicklung des Fußballs? Fällt es Ihnen noch leicht, den Sport zu lieben, obwohl längst so viel Geld und Kommerz im Spiel sind?

König: Natürlich hat sich vieles verändert. Die kindliche naive, tief empfundene Liebe, die hat man eben auch nur als Kind. Aber ich habe trotz aller Kommerzialisierung und augenscheinlicher Probleme im und rund um den Fußball keine Schwierigkeiten, mich für dieses wahnsinnig tolle Spiel zu begeistern. Wie so viele habe ich mich auch bei den Geisterspielen gefragt: Kommst du damit zurecht? Und ja, ich war erstaunt - es ging. Natürlich wirkt der Sound eines leeren Stadions ernüchternd. Aber ich konnte bei mir nicht feststellen, dass mir der Fußball selbst deshalb weniger Spaß machte. Es ist ein faszinierender Sport. Fußball zu schauen, gibt mir einfach eine gute Zeit.

teleschau: Für RTL waren Sie lange auch als Moderator beim Boxen unterwegs.

König: Toll war das. Weil es, nun ja, ein gesamtgesellschaftliches Panoptikum war, das da zusammenkam. Von der Halb- und Unterwelt bis zur High Society waren sie alle da. Und dazu kam dieser archaische Sport. Ich mochte das sehr, auch wenn ich selbst zur Sportart natürlich nicht so eine intensive Verbindung hatte.

teleschau: Ein bisschen Formel 1 bleibt Ihnen in diesem Jahr bei RTL ja auch noch erhalten.

König: Wir übertragen 2021 noch zwei Formel 1-Rennen, eines davon mit mir im November. Anfang September gibt es ein weiteres, aber da werde ich aussetzen. Schließlich geht es für mich darum, erst einmal beim "Doppelpass" richtig anzukommen. Dazu werde ich in der Europa League bei RTL als Kommentator Einsätze haben, es wird die Länderspiele mit mir als Moderator und Lothar Matthäus an meiner Seite geben. Das ergibt schon ein gutes Paket.