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Hungern hierzulande auch Menschen? 10 Fakten zu Deutschland und der Welt

Hunger ist in Deutschland ein Thema. Zuletzt hat die Heinrich-Böll-Stiftung für das Jahr 2020 eine Auswertung gestartet. Mit dem Ergebnis: Gerade in einkommensschwachen Familien ist eine adäquate Ernährung oftmals nicht gewährleistet.

Hunger ist ein Phänomen, das wir gerne in Richtung Entwicklungsländer schieben. Doch es ist näher, als wir glauben. (Bild: Getty)
Hunger ist ein Phänomen, das wir gerne in Richtung Entwicklungsländer schieben. Doch es ist näher, als wir glauben. (Bild: Getty) (ALEKSEI BEZRUKOV via Getty Images)

Das bedeute übersetzt: Rund 6 Mio. Menschen hierzulande kennen Hunger. Oder zumindest eine Mangelernährung. Betroffen seien demnach ebenfalls bis zu 2 Mio. Kinder. Gering ist das gewiss nicht.

Aber das Thema Hunger ist vielseitiger, als so mancher glaubt. Betrachten wir zehn relevante Fakten aus Deutschland und der Welt.

Hunger: Wie wird er definiert?

Ein erster relevanter Aspekt ist selbstverständlich, wie der Hunger überhaupt definiert ist. Dazu gibt es eine sehr einfache Definition der Vereinten Nationen. Demnach hungere ein Mensch, "wenn er weniger Essen zur Verfügung hat, als er täglich benötigt um sein eigenes Körpergewicht halten zu können und einfache Tätigkeiten zu verrichten."

(deutsch: Niemand sollte hungern. Niemals. Doch wenn wir jetzt nicht handeln, werden bis 2030 über 600 Millionen Menschen Hunger leiden.)

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Heißt übersetzt: Ein Mensch muss so viel Essen zumindest zur Verfügung haben (was nicht gleichbedeutend mit auch wirklich verzehren ist), um sein Körpergewicht zu halten und arbeiten zu können. Aber es existieren auch weitere Definitionen.

Insbesondere die der Mangelernährung ist ein Problem, das mit dem Hunger einhergeht. Die Definition hier besagt: "Eine Mangelernährung ist ein Zustand der aus einer mangelnden Zufuhr oder Aufnahme von Energie und Nährstoffen über die Nahrung entsteht, zu einer veränderten Körperzusammensetzung führt und mit messbaren Veränderungen körperlicher und mentaler Funktion verbunden ist."

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Woher kommt der Hunger in Deutschland?

Hunger und Mangelernährung haben in Deutschland verschiedene Auslöser. Die tendenziell eher sozial ausgerichtete Heinrich-Böll-Stiftung verweist auf fehlende finanzielle Mittel als Grund. So sei im Sozialhilfebereich regelmäßig lediglich ein Betrag von 5 Euro pro Person für die Ernährung vorgesehen. Das sei schlicht zu wenig, um sich ausgewogen zu ernähren.

Auch die Inflation ist ein Faktor. Obst und Gemüse sind zuletzt teurer geworden, viele Verbraucher könnten sie sich nicht mehr in ausreichendem Maße leisten.

Die Entwicklung der Verbraucherpreise. (Grafik: J. Reschke, Redaktion: M. Lorenz)
Die Entwicklung der Verbraucherpreise. (Grafik: J. Reschke, Redaktion: M. Lorenz) (dpa)

In Anbetracht der Beträge ist jedoch auch erkennbar: Wirklichen Hunger gemäß der Definition der Vereinten Nationen müsste in Deutschland niemand leiden. Das große Problem ist und bleibt jedoch eine ausgewogene Ernährung.

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Nachfrage bei Hilfestellen steigt konsequent an

Symptomatisch für den Hunger in Deutschland ist zugleich der steigende Andrang bei Hilfsorganisationen. Insbesondere die sogenannten Tafeln mahnen seit geraumer Zeit, dass es kaum mehr einen Ausgleich zwischen dem Spendenaufkommen und der Nachfrage gäbe.

Im März dieses Jahres titelten mehrere Medien, unter anderem "Die Zeit", dass die Tafeln im Jahr 2022 deutschlandweit ein Wachstum von 50% innerhalb eines Jahres gesehen hätten. Rund zwei Millionen Menschen seien mittlerweile auf regelmäßige Hilfe in Form von Essensspenden angewiesen.

Demgegenüber stehe jedoch ein begrenztes Angebot. Die Tafeln und die Helfer seien am Limit. Eine steigende Inflation habe das Problem zuletzt in der Praxis verschärft.

Hunger in Deutschland: Forderungen nach staatlichem Eingreifen

Aufgrund der prekären Situation in Deutschland fordert der Dach-Verband der Tafeln mittlerweile: Die deutsche Politik müsse die Grundsicherung der Tafeln finanzieren. Es sei in Anbetracht der steigenden Zahlen geboten, den Hunger auch politisch zu bekämpfen und das Grundrecht auf Ernährung zu gewährleisten.

Bislang finanzieren sich Hilfeträger wie die Tafeln primär von privaten Spendern. Sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch mit Blick auf die zu verteilenden Lebensmittelspenden.

Hunger weltweit: 828 Mio. Menschen betroffen

So prekär die Zahlen in Deutschland auch klingen: Hunger ist vor allem ein globales Phänomen. Laut Angaben der Vereinten Nationen gingen 2022 783 Mio. Menschen weltweit abends mit einem leeren Bauch zu Bett. Es fehle diesen Menschen sogar in großen Teilen an essentiellen Grundnahrungsmitteln.

(deutsch: Im Jahr 2022 waren weltweit 783 Millionen Menschen von Hunger betroffen – 122 Millionen mehr als im Jahr 2019 – aufgrund der Pandemie, Wetterschocks und Konflikten, einschließlich des Krieges in der Ukraine. Der neueste UN-Bericht besagt, dass dringend Maßnahmen erforderlich sind, um #ZeroHunger zu erreichen.)

Auch daran ist erkennbar: Hunger besitzt verschiedene Ausprägungsformen. Wobei die Definition der Vereinten Nationen zum Hunger, wie obig erläutert, auf die Zufuhr von ausreichender Energie zum Erhalt des Körpergewichts und der Möglichkeit zur Erledigung leichter Arbeit abzielt.

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Brot für die Welt: 24.000 Menschen pro Tag sterben an Hunger

Erschreckendere Zahlen liefert auch Brot für die Welt. Laut Angaben des Hilfswerks der evangelischen Kirche sterben jeden Tag im Durchschnitt 24.000 Menschen an einer nicht ausreichenden oder zu einseitigen Ernährung. Das seien mehr als 8,6 Mio. Menschen pro Jahr.

Auch Brot für die Welt liefert erschreckende Zahlen zur Hunger-Krise. (Bild: Jörg Carstensen/picture alliance via Getty Images)
Auch Brot für die Welt liefert erschreckende Zahlen zur Hunger-Krise. (Bild: Jörg Carstensen/picture alliance via Getty Images) (picture alliance via Getty Images)

In einem krassen Gegensatz dazu stünden die rund 2 Mrd. Menschen weltweit, die an Übergewicht leiden. Für Brot für die Welt ein Indikator dafür, dass es zwar ausreichend Lebensmittel gebe, aber sie ungleich verteilt seien.

Teilweise Engpässe in der Ukraine

Durch den Krieg in der Ukraine ist der Hunger auch in Europa wieder eingekehrt. Bereits im Jahre 2022 berichteten Medien, dass einige Regionen abgeschnitten von Lieferketten gewesen seien. Neben einem Mangel an Elektrizität oder auch Wasser hätten auch Nahrungsmittel gefehlt.

Menschenrechtler kritisierten, dass der russische Präsident Wladimir Putin Engpässe und Hungersnöte billigend in Kauf nehme.

Folgen vom Hunger

Die Folgen vom Hunger sind vielseitig. Nicht in jedem Fall geht es zwar um Leben und Tod. Allerdings ist die obige Sterberate ein Indikator dafür, dass eine Mangel- und Unterernährung ernste gesundheitliche Konsequenzen bedeuten kann. Im schlimmsten Fall sogar den Tod.

Die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) verweist darauf, dass Mangel- und Unterernährung zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führten. Insbesondere Kinder könnten sich dadurch nicht so entwickelt, wie es vorgesehen sei.

Studien hätten gezeigt, dass Kinder, die in den ersten 1.000 Lebenstagen regelmäßig dem Hunger ausgesetzt seien, sich physisch und psychisch statistisch auffällig nicht richtig entwickelt hätten.

Der Welthunger-Index (WHI)

Um den Hunger auf der Welt statistisch besser messbar zu machen, geben verschiedene Institutionen in Kooperation Jahr für Jahr den sogenannten Welthunger-Index heraus. Hierbei handelt es sich um einen Anzeiger, der unter Einbeziehung gewisser Parameter eine Indexzahl berechnet, die jeweils für eine Region oder für ein Land die aktuelle Situation misst.

Beim Welthunger-Index wird zunächst der unterernährte Anteil der Bevölkerung gemessen. Weitere Fallzahlen, die Verwendung finden, sind die Wachstumsverzögerungen bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und die Kindersterblichkeit. Je nach Wert werden diese Zahlen dann miteinander verglichen.

Laut der Welthungerhilfe habe der Welthunger-Index von einem Punktewert zwischen 0 und 9,9 einen niedrigen WHI, wohingegen ein Wert von über 50 als gravierend und maximal hoch gilt. Einige Länder wie weite Teile Europas oder die USA werden hingegen gar nicht erfasst.

Hier ist der Hunger laut WHI am größten

Laut der 2022er Angaben des Welthunger-Index ist der Hunger in den Regionen Zentralafrikas mit am höchsten. Staaten wie die Demokratische Republik Kongo (37,8) oder Madagaskar (38,7) besitzen die mit höchsten Werte. Aber auch der Jemen verfügt mit einem Wert von über 45 für ein Nahost-Staat einen schlechten Wert.

Statistik: Am stärksten von Hunger und Unterernährung betroffene Länder nach dem Welthunger-Index 2022 | Statista
Statistik: Am stärksten von Hunger und Unterernährung betroffene Länder nach dem Welthunger-Index 2022 | Statista

Positiv: In vielen Regionen Lateinamerikas ist Hunger inzwischen kein flächendeckendes Phänomen mehr. Die meisten der dortigen Staaten weisen eine niedrige bis mäßige Gefährdungsituation auf.

Trotzdem zeigen die Erkenntnisse insgesamt: Hunger ist ein globales Problem. Nicht einmal in Deutschland gibt es eine finale, politische Lösung dafür.

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